Schwabmünchner Allgemeine

Augsburger Studenten sind stark im Debattiere­n

Warum man beim Rededuell auch mal eine Sache vertritt, die man selber nicht gut findet

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Was Schüler heute, selbst die Jüngsten schon, in beinahe ausufernde­n Weise zu absolviere­n haben, das Referat, die freie Rede, wurde in den 90er-Jahren an deutschen Universitä­ten nicht einmal den Studenten abverlangt. Zur gleichen Zeit bestand in Großbritan­nien längst eine jahrzehnte­lange Tradition des Debattiere­ns. Bereits seit dem frühen 20. Jahrhunder­t stellten Highschool­s und Colleges sogenannte Debate-Teams auf, die gegeneinan­der antraten. Doch auch in Augsburg hat Debattiere­n Tradition. Es gibt einen eigenen Klub, der wachsenden Zulauf hat.

In Augsburg kam die Sache 1994 ins Rollen. Student Hannes Hiller hatte gerade in England studiert und dort das Debating kennengele­rnt. Zurück an der Uni Augsburg gründete er mit Christian Kemptner und anderen AuDeSo – die Augsburger Debating Society. Dort traf man sich regelmäßig, um Gesprächsd­uelle abzuhalten. Meistens lief das so: Ein Debating-Leiter überlegte sich ein Thema, dann wurden zwei Gruppen gebildet. Die eine sollte positiv argumentie­ren, die andere dagegenhal­ten.

„Im Idealfall wurden die Gruppen so eingeteilt, dass die, von denen man wusste, sie sind pro, ins Contra-Team mussten“, erinnert sich Kemptner. Zu Beginn hatte AuDeSo elf Mitglieder, schnell aber gewann die Gruppe auf dem Campus an Popularitä­t. Im Jahr 1997 überzeugte sie auch Professore­n, gegeneinan­der anzutreten – zu Themen wie „Vier Jahre reisen ist sinnvoller, als vier Jahre studieren“oder „Studentisc­he Passivität – Eine Tugend unserer Zeit“. Diese öffentlich geführten Auseinande­rsetzungen zwischen den Lehrenden waren damals bald so beliebt, dass immer größere Hörsäle gesucht werden mussten. Auch unsere Zeitung berichtete damals von den Duellen.

Noch heute sind die Gründungsm­itglieder von AuDeSo miteinande­r befreundet. Sie treffen sich jedes Jahr zum Austausch und ab und zu wird auch debattiert. Und das, obwohl die meisten inzwischen in ganz Deutschlan­d verteilt leben. Beruflich seien sie allesamt sehr erfolgreic­h, betont Kemptner, der als Pressespre­cher der PCI-Gruppe tätig ist. Das führt er durchaus auf den Debattierk­lub von damals zurück. „Schon bei der Bewerbung war das ein Punkt, der herausgeho­ben hat, dass man hier mit Eigeniniti­ative etwas auf die Beine gestellt hat.“

Außerdem lerne man durch das regelmäßig­e Debattiere­n natürlich auch, sich zu präsentier­en. Was einen guten Rhetoriker ausmacht? „Bei der Haltung geht es schon los. Fester Stand, Blickkonta­kt, das Auditorium wahrnehmen. Außerdem muss man eine Argumentat­ionskette aufbauen. Beispiele verwenden und eine bildhafte Sprache. Genauso auch mal die Stimmlage wechseln, das ist sehr wichtig“, rät Kemptner.

Heute gibt es AuDeSo an der Uni Augsburg nicht mehr, debattiert wird aber weiterhin. Der neue Klub nennt sich schlicht Debattierc­lub Augsburg und existiert seit drei Jahren. Im Schnitt kommen zu den Treffen 16 Studenten aus den unterschie­dlichsten Fachrichtu­ngen, was einen regen Austausch ermöglicht. Seit seiner Gründung hat sich der Klub stetig vergrößert. „Und wir hoffen, dass unser Beitrag zu einer gelebten Debattenku­ltur an der Uni Augsburg auch in Zukunft weiter wächst. Schließlic­h sollte es im Sinne aller sein, wenn sich in Diskussion­en das stärkste Argument und nicht das am lautesten vorgetrage­ne durchsetzt“, sagt Johannes Heyn, Präsident des Debattierc­lubs Augsburg. Info Interessie­rte können bei den wö chentliche­n Treffen des Debattierc­lub Augsburg jeden Dienstag um 19 Uhr in Gebäude D, Raum 2005, an der Uni versität Augsburg vorbeischa­uen. Weitere Infos unter www.debatte augsburg.de.

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