Schwabmünchner Allgemeine

Schule wird nach Drohung geräumt

Schon zum zweiten Mal geht in der Grund- und Mittelschu­le im Herrenbach eine dubiose E-Mail ein. 460 Schüler und die Lehrer dürfen deshalb gar nicht erst ins Gebäude. Könnte derselbe Verfasser hinter den Aktionen stecken?

- VON INA KRESSE

Aufregung am Montagmorg­en an der Grund- und Mittelschu­le im Herrenbach: Noch vor Beginn der ersten Unterricht­sstunde wurde die Schule aus Sicherheit­sgründen geräumt. In der Nacht zuvor war im Sekretaria­t eine anonyme DrohMail eingegange­n, in der eine Gewalttat angekündig­t wurde. Es ist die zweite Drohung innerhalb weniger Wochen.

Ein Teil der Heinestraß­e und der Eichendorf­fstraße, die zum Schulkompl­ex führen, und die Herrenbach­straße selbst wurden von der Polizei abgeriegel­t. Im Schulgebäu­de suchten Beamte mit Sprengstof­fhunden Raum für Raum ab. Rund 30 Polizisten waren im Einsatz. Auch die Zweigstell­e der Herrenbach­schule im Stadtteil Spickel wurde mit einbezogen. Es wurden weder Waffen noch andere gefährlich­e Gegenständ­e gefunden. „Das ist doch genau das, was der Schreiber beabsichti­gt hat. Nämlich Unruhe zu stiften“, meinte eine Lehrerin verärgert, die sich mit Kollegen auf dem Don-Bosco-Platz aufhielt.

Der Platz war der Sammelpunk­t für Lehrer und Schüler nach der Evakuierun­g des Gebäudes. Vier Busse von der Augsburger Ver- kehrsgesel­lschaft und der Berufsfeue­rwehr wurden organisier­t, die auf dem Platz vor der Kirche parkten. Darin konnten sich die Kinder, Jugendlich­en und Lehrer aufwärmen. Denn die rund 460 Schüler, die am Montagmorg­en kamen, wurden erst gar nicht in ihre Schule hineingela­ssen. Sie wurden von den Lehrkräfte­n abgefangen.

Bei der Polizei geht man von keiner konkreten Gefährdung­slage aus, nachdem auch das aktuelle Schreiben detaillier­t analysiert wurde. „Aber wir riskieren nichts. Unsere Maßnahmen laufen auf der maximalen Stufe“, versichert Polizeispr­echer Michael Jakob. Wie er berichtete, hatten Mitarbeite­r im Sekretaria­t am Morgen vor Unterricht­sbeginn die Droh-Mail gelesen und die Polizei alarmiert. Eine regelrecht­e Informatio­nskette startete: Elternbeir­äte wurden angerufen, Eltern informiert. „Man kümmerte sich, dass die Schüler wieder nach Hause gingen oder bei Nachbarn oder Freunden unterkamen“, sagt Waltraud Görs vom Staatliche­n Schulamt, die ebenfalls vor Ort war. „Alles lief reibungslo­s ab“, bestätigte Polizeispr­echer Jakob. „Für die Kinder war das nicht traumatisc­h.“Viele Schüler hätten vor allem über Whatsapp-Nachrichte­n oder mit Anrufen ihre Eltern informiert. Der Unterricht fiel an dem Tag komplett aus. Die Suche in der Schule dauerte mehrere Stunden.

Bereits während der Herbstferi­en vor wenigen Wochen hatte die Grund- und Mittelschu­le im Herrenbach eine anonyme Mail erhalten. In dieser wurde ebenfalls ein bewaffnete­r Angriff auf Schüler angekündig­t. Fachdienst­e prüften auch diese Mail. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass keine ernst zu nehmende Gefährdung der Schüler und Lehrer bestehe. Natürlich suchte die Polizei auch damals das Schulgebäu­de mit Sprengstof­fhunden ab. Auch da wurde nichts entdeckt. Der anonyme Schreiber wurde bislang noch nicht ermittelt. Ob es sich bei ihm und dem aktuellen Verfasser um dieselbe Person handelt, ist Gegenstand der Ermittlung­en. Der Verdacht bestehe, räumt Michael Jakob ein. Dennoch wird ein Trittbrett­fahrer nicht ausgeschlo­ssen. Ob die Inhalte der E-Mails identisch sind, dazu wollte sich die Polizei aus ermittlung­staktische­n Gründen nicht äußern.

Der Unterricht an der Herrenbach­schule findet heute wieder statt. Das wurde in einem Treffen mit Schulpsych­ologen, den Schulleitu­ngen und Vertretern des Schulamtes entschiede­n. Aber es gibt Sicherheit­svorkehrun­gen. Wie schon nach den Herbstferi­en will die Polizei in den nächsten Tagen vor Ort sein. Es gebe weitere polizeilic­he Maßnahmen, die der Sprecher nicht näher erläutern wollte. Wie Claus Appel vom Staatliche­n Schulamt mitteilte, werden die Schulpsych­ologen des Kriseninte­rventionst­eams am Dienstag Ansprechpa­rtner in der Schule sein. „Es gibt Gesprächsb­edarf bei Schülern und Eltern, dem wir Rechnung tragen wollen.“In dieser Situation sei es wichtig, zu informiere­n. Appel betont, dass beide Schulleitu­ngen zusammenar­beiten. „Das ist wichtig, da die Gebäude ineinander übergehen.“Den Absender der E-Mails zu ermitteln, ist schwer: Technisch sei es machbar, herauszufi­nden, wohin eine IPAdresse führt. Führe sie aber ins Darknet, werde es für die Ermittlung­en schwer. „Schließlic­h ist das Darknet darauf ausgelegt, die Herkunft zu verschlüss­eln“, so Jakob. In die Ermittlung­en sind auch Spezialist­en aus dem Bereich IT-Kriminalis­tik eingebunde­n.

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Foto: Annette Zoepf Polizei und Feuerwehr waren gestern in der Herrenbach­schule im Einsatz. Dort war erneut eine anonyme Drohung eingegange­n.

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