Schwungvoller Dixieland und zackige Elemente
In Großaitingen spielt eine neue Besetzung und die Zuschauer erhalten so manch amüsante Information
Mit dem passenden Thema eröffnete die neue Besetzung der Großaitinger Blaskapelle den musikalischen Abend. Denn: Gespielt wurde Franz Lehars Marsch „Jetzt geht´s los“. Die Mehrdeutigkeit des Titels erklärte Vorsitzender Ernst Stauderer in der gut besuchten Mehrzweckturnhalle postwendend. Mitglieder des Jugendblasorchesters hatten „in der Vergangenheit bereits bei den Großen“mitgespielt, jetzt dürfen sich diese Talente offiziell als reguläre Musiker der Stammkapelle fühlen.
Den Jungmusikern gab Stauderer humorvoll einige wichtige Regeln mit auf den zukünftigen Weg in der Stammkapelle: Übungsfleiß, Disziplin und Leistungsbereitschaft. Auch gäbe es schon eine Tracht, aber die sei an zwei Voraussetzungen geknüpft, nämlich bereits zwei Jahre in der Stammkapelle aktiv und mindestens 18 Jahre alt. Die Erklärung dazu: Dies habe aber nur rein anatomische Gründe. Mit den Worten Louis Armstrongs „Es gibt nur zwei Arten von Musik: gute und schlechte. Es kommt nicht darauf an, was Du spielst, sondern wie Du spielst“wurden die Jungmusiker offiziell in der Stammkapelle begrüßt.
Eigentlich hatte Stauderer in seiner Eröffnungsansprache der Tradition entsprechend den Ortspfarrer Hubert Ratzinger als Ersten in der Honoratiorenreihe begrüßen wollen. Dessen Verspätung veranlasste allerdings den gewitzten Moderator des Konzertes, Ulf Birkenhauer, zu der launigen Bemerkung „Besser spät als nie – ein alter Grundsatz in der Kirche“.
Ein Aspekt, der auch dem Bezirksvorsitzenden des AllgäuSchwäbischen Musikbundes (ASM), Jürgen Weber, sichtlich gefiel. Weber war natürlich nicht zufällig anwesend – bei der Veranstaltung wurden mehrere Mitglieder für ihr aktives Musizieren über einen Zeitraum von bis zu 40 Jahren (Georg Bröll) öffentlich geehrt. Auch Christoph Wagner (10 Jahre), Martina Stauderer und Johannes Mayr (15 Jahre) sowie Alexandra Müller (25 Jahre) wurden ausgezeichnet.
Bevor die akustische Reise unter Leitung des Dirigenten Rudolf Seitz mit dem fetzigen Stück „Belvedere“weiterging, zog Birkenhauer die Bedeutung dieses Titels in Zusammenhang mit schönen Aus- und Ansichten. Allerdings hieße auch ein Hubschraubertyp oder sogar polnischer Wodka so. Aber, so erklärte er dem erstaunten Publikum, gemeint sei hier die gleichnamige kanadische Punkband Belvedere. Besonders temperamentvoll klang „Caffee Variations“des Niederländers Kees Vlak, eine koffeinhaltige musikalische Rundreise durch Europa zur Pause.
Selbstverständlich durfte sich auch das Jugendblasorchester in Szene setzen, dem die leichte Nervosität kaum anzumerken war. Die zwölf- bis 16-jährigen Jugendlichen stellten mit dem Titel „Cataluna“einen Bezug zu den kürzlichen Entwicklungen in Katalonien her – allerdings ungewollt, wie die beiden Jugendmoderatorinnen Selina Lindermeier und Leonie Goßner erwähnten, denn die Auswahl der Musikstücke stand schon davor fest.
Die Zuhörer kamen an diesem Abend weit rum, denn mit dem schwungvollen, zackigen „Posaunen Express“entführte das Orchester sie in die Welt der amerikanischen Nord- und Südstaaten. Laut Birkenhauer leite sich Dixie im Prinzip vom Jazz ab, dessen musikalische Heimat ebenfalls in den USSüdstaaten liege. Vereinfachend ausgedrückt sei Jazz das Original und Dixie die Adaption durch den weißen Mann. Amüsiert lauschten die Zuhörer auch Birkenhauers Beschreibung einer wichtigen musikalischen Zutat bei diesem Genre, nämlich der Posaune. Der studierte Rechtsanwalt beschrieb sie so: Ein längliches Gerät aus Blech, das vergoldet wurde, damit sich das Blech nicht abnutzt.