Die WM und ihre örtlichen Folgen
Drei Trainer und drei Meinungen zu den dritten Frauentitelkämpfen in Deutschland. Und: Warum der Schwabmünchner Holger Hübenthal lieber Frauen als Männer trainiert
Ein Großereignis wartet im Dezember auf die Handballfans: die Weltmeisterschaft der Frauen. Davon betroffen sind auch alle Mannschaften im Landkreis, denn sie haben zwangsweise spielfrei. Wir sprachen mit Trainern, ob diese Lösung sinnvoll ist und erfuhren noch einige andere interessante Dinge.
Frauenhandball, wie interessant ist das überhaupt? Will das jemand sehen? Anscheinend stößt es, zumindest bei der Weltmeisterschaft, auf großes Interesse, denn so mancher Veranstaltungsort ist so gut wie ausverkauft. Der Frauenhandball-Trainer des TSV Schwabmünchen, Holger Hübenthal sagt: „Ich mag hochklassiges Frauenhandball eigentlich fast lieber als den der Männer. Denn da ist die echte Handballstruktur noch besser zu erkennen.“
Hübenthal fährt am Samstag mit einem Kleinbus voll Spielerinnen nach Bietigheim und schaut sich die Partien Norwegen gegen Ungarn und Polen gegen Schweden an. „Das ist eine tolle und spannende Konstellation. Ich freue mich darauf.“
Frauenhandball wird im Landkreissüden inzwischen neben Schwabmünchen nur noch beim BHC Königsbrunn betrieben. Die Spitzenmannschaften spielen beide in der Bezirksoberliga. Monika Krisch meint: „Ich schaue mir hochklassiges Handball immer gerne an. Männern spielen athletischer, Frauen optisch schöner. Beides hat seinen Reiz. Ich wäre gerne nach Bietigheim gefahren, es geht aber aus familiären Gründen nicht. Von meinen Mannschaften fährt niemand. Das ist schade.“
Die Idee, wegen der Frauen-WM am Wochenende in mehr als 100 Kilometern Umkreis von Bietigheim alle Handballspiele ausfallen zu lassen, stößt auf gemischte Resonanz.
Hübenthal meint: „Die Idee ist gut gemeint, aber sicherlich nicht notwendig. Die Halle dort wäre auch ohne diese Maßnahme voll geworden. Ganz davon abgesehen: Vielleicht tut die Ruhe meiner Mannschaft mal ganz gut.“
Monika Krisch sagt: „Ich finde es gut, das uns zumindest die Möglichkeit gegeben wird, hinzufahren. Dass deswegen Spiele ausfallen, macht nichts. Das stört uns in unserem Saisonverlauf nicht.“
Auch der Trainer der Schwabmünchner Bezirksoberliga-Handball-Männer, Dr. Marcus Wuttke, ist nicht traurig darüber, dass ein Spiel ausfällt: „Ich denke, das gehört bei so einem Ereignis dazu. Die Jungs hatten in den vergangenen Wochen so viel Input, da können sie ein spielfreies Wochenende gut vertragen.“Er kann die Spiele am Samstag nicht besuchen, weil er am Wochenende eine BHV-TrainerFortbildung als Referent leitet.
Welche Chancen die deutschen Frauen bei dieser WM haben, dazu ist der Wissenstand der drei Trainer unterschiedlich:
Monika Krisch hat ihrer Aussage nach weniger Einblick in den Spitzenhandball, wird aber trotzdem so viele Spiele wie möglich im Fernsehen auf Sport 1 anschauen. Marcus Wuttke hat sich in das Thema WM ein wenig eingelesen und sieht aufgrund der jüngsten hervorragenden Ergebnisse der deutschen Frauen, etwa gegen Island, gute Chancen, eventuell bis ins Halbfinale zu kommen: „Das Turnier kann aber für uns auch noch erfolgreicher werden. Die Dichte an der Spitze ist ziemlich hoch. Einen echten Weltmeisterschafts-Kandidaten sehe ich nicht.“
Holger Hübenthal meint: „Ob Deutschland zur Weltspitze zählen wird, muss sich erst erweisen, auch wenn die jüngsten Ergebnisse hoffnungsvoll sind. Das Halbfinale halte ich für möglich. Das Finale werden wohl Norwegen, Dänemark, Frankreich und eine der starken Ostmannschaften unter sich ausmachen.“
Dass eine Heim-WM für viel Motivation bei der deutschen Nationalmannschaft sorgt, darin sind sich alle einig. Sie wird auch insgesamt dem Handballsport wieder zumindest einen kleinen Schub geben, auch wenn, so Hübenthal, „das mediale Interesse am Frauenhandball wesentlich geringer ist als das für die Männer.“Warum er als Mann gerne eine Frauenmannschaft trainiert, dazu sagt er: „Frauen sind begeisterungsfähiger, besser zu steuern und viel emotionaler. Natürlich sind sie von der Körperlichkeit her für diese Sportart etwas benachteiligt und technisch nicht ganz so stark. Aber im Moment taugt mir das Training mit ihnen mehr als mit den Männern.“