Schwabmünchner Allgemeine

Die Blautanne erzählt ihr Weihnachts­erlebnis

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Eigentlich hat es mir ja ganz gut ge fallen, da wo ich war. Ein schöner Garten war das in Reinhartsh­ausen. Dort bin ich aufgewachs­en. Als klei ner Steckling wurde ich eingepflan­zt und jetzt seht, was aus mir geworden ist! Eine wahre Augenweide.

In den letzten Wochen musste ich mir jedoch Sorgen machen. Immer wieder hörte ich meine Besitzer davon sprechen, dass ich zu groß für ihren Garten sei. Wenn ich das schon höre: zu groß! Kann eine so stattliche Blau tanne wie ich überhaupt zu groß sein?

Aufregend wurde es, als ich erst ab gesägt und dann verladen wurde. Ich wusste ja nicht, wohin es gehen würde, am Ende hätte man mich noch für den Holzpreis verschache­rt! Als ich dann hier auf den Rathauspla­tz in Bobingen kam, war ich zunächst über rascht. Immerhin war ich zu diesem Zeitpunkt noch das einzige Grün auf dem Platz. In der letzten Woche be kam ich einen Kreis aus hölzernen Hüt ten um mich herum und war schon sehr gespannt. Was das wohl wieder für eine Überraschu­ng geben würde?

Dann kamen viele Menschen. Sie trugen die schönsten Dinge in diese Hütten. Andere schleppten ganze Körbe mit Essen heran. Und jetzt ist es hier wunderschö­n geworden.

Auf meinen Zweigen liegt ein wenig von dem Schnee, der am Donnerstag in großen Flocken vom Himmel fiel. Da zwischen brennen bunte Lichter. Und von dem großen Rathaus grüßt mich ein anderer schöner Tannenbaum, aber nicht so groß wie ich es bin. Um mich herum stehen viele Menschen. Sie reden und lachen und essen und trinken heiße Getränke aus dicken Tassen, an denen sie ihre Hände wär men. Es scheint so, als wäre ich ein beliebter Treffpunkt. „Morgen wieder am Baum?“, habe ich in diesen Ta gen öfter gehört. Und es freut mich, wenn ich für die Menschen um mich herum nützlich sein kann.

Hektisch sind sie in den letzten Wo chen oft an mir vorbeigela­ufen, ohne mich zu sehen. Jetzt, wo mich meine Lichter schmücken, bleiben sie ste hen und nehmen sich Zeit. Für die Fa milie, das Treffen mit den Freunden, ein wenig Weihnachts­zauber. Und dafür bin ich gerne aus meinem Garten in die Mitte von Bobingen gezogen.

erzählt von Anja Fischer

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