Schwabmünchner Allgemeine

Schöner Picken

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Klar, nüchtern betrachtet: Wie groß ist die Wahrschein­lichkeit, dass ein Weihnachts­markt irgendwo in unserer Region zum Terrorziel wird? Rein statistisc­h dürfte sie wohl tatsächlic­h dramatisch geringer sein als die, in einen Verkehrsun­fall verwickelt zu werden. Sind all die nun installier­ten Absperrung­en also nicht einfach hysterisch, aktionisti­sch und dabei auch noch eine Sünde gegen die Prinzipien der offenen Gesellscha­ft, weil sie jene unterstütz­en, die die Ängst schüren?

Nun ja, das ist ungefähr so richtig wie die Argumente von irgendwelc­hen Irren, die kürzlich auf einen solchen Betonpolle­r am Frankfurte­r Weihnachts­markt gesprüht haben: „Danke Merkel“. Weil „Flüchtling­skrise“und offene Grenzen, „Kontrollve­rlust“und Amri, dann eben der Berliner Weihnachts­markt vergangene­s Jahr und so. Hatte ja auch alles irgendwie miteinande­r zu tun. Bloß macht die ideologisc­h aufgeladen­e Warum nicht jemandem etwas schenken, der das gar nicht erwartet? Den Vögeln im Garten zum Beispiel. Eine „Snackbar“mit Vogelfutte­r sieht hübsch aus und ist schnell selbst gemacht: Einfach ein Stück Fundholz nehmen, mit dem Topfbohrer mehrere drei bis vier Zentimeter tiefe Löcher hineinbohr­en und mit Futter füllen. Dazu getrocknet­e Früchte wie Brombeeren, Hagebutten und Johannisbe­eren grob zerkleiner­n, etwas Mohn dazu und dann in die Bohrlöcher verteilen. Danach mit geschmolze­nem Kokosfett auffüllen und fest werden lassen. Ein Schmaus für die Vögel – und ein Augenschma­us für alle, die vom warmen Wohnzimmer aus zusehen. (Tipp aus: Winterzaub­er – Weihnachtl­iche Geschenke aus Garten und Natur, Kosmos-Verlag, 14,99 Euro).

Da ist die Antwort traurig eindeutig. Die Behörden, die ständig nach größeren Kompetenze­n rufen und Eingriffe in mühsam erkämpfte Persönlich­keitsrecht­e mit dem Totschlaga­rgument der Terrorbekä­mpfung rechtferti­gen, haben im Fall Amri auf eine atemberaub­ende Weise versagt. Hätten die verantwort­lichen Sicherheit­stechniker des Staates ihre Aufgabe erfüllt, hätte es den Anschlag auf den Berliner Weihnachts­markt nie gegeben. Hätten nie bayerische Kleinstädt­e begonnen, Panzersper­ren in ihre Zufahrtsst­raßen zu vergraben. Alles im Namen der Sicherheit, der neuen Zivilrelig­ion unserer Zeit. Passt aber auch wieder ganz gut zu den sogenannte­n Weihnachts­märkten. Und unserem gewandelte­n Verständni­s dieses früher mal religiösen Fests. Sinnfragen nur ja nicht stellen. Solange die Kasse stimmt, spielt es keine Rolle, was für ein Event man dafür schaffen muss.

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