Schwabmünchner Allgemeine

Sie behalten den Überblick im Namenswirr­warr

Die Mitarbeite­r des Einwohnerm­eldeamts geben nicht nur Ausweise aus, sondern können auch bei der Suche nach verscholle­nen Familienmi­tgliedern helfen. Und bei Panik vor dem Urlaub / Serie (8)

- VON CLAUDIA DEENEY Königsbrun­n

„Ordnung muss sein.“Da sind sich die Mitarbeite­r des Einwohnerm­eldeund Passamtes der Brunnensta­dt einig. Da passt es gut, dass ihr Bereich dem Ordnungsam­t unterstell­t ist. Von allen Ämtern im Rathaus hat dieses Team wahrschein­lich den meisten Parteiverk­ehr, und so dürften ihre Gesichter vielen Königsbrun­nern bekannt vorkommen. Denn alle Bürger, die in die Brunnensta­dt ziehen oder umziehen, sind verpflicht­et, sich beim Einwohnerm­eldeamt zu melden.

Das ist schon lange so, und weil eben Ordnung herrscht, kann das Team im Gespräch mit unserer Zeitung ein Buch aus dem Jahr 1943 vorzeigen. „Die Schrift ist nicht immer leicht zu entziffern, und Straßennam­en gab es noch keine, sondern nur Hausnummer­n“, erklärt Claudia Gebauer, und Ingrid Losert fügt hinzu: „Wir sammeln die alten Bücher nicht zum Spaß, sondern brauchen diese, wenn wir Anfragen bekommen, beispielsw­eise zum Thema Renten.“Wann war wer in der Brunnensta­dt gemeldet? Nicht alles ist in den Computern gespeicher­t.

So verwenden die Mitarbeite­r bei Recherchen auch die früher üblichen „Mikrofisch­e“, um Daten zu Personen zu finden. „Wir haben hier schon manchmal Suchanfrag­en zu vermissten Menschen und können dann auch weiterhelf­en“, erzählt Bettina Pielucha. Sie selbst hat beispielsw­eise einer Tochter geholfen, den verscholle­nen Vater zu finden. Wenn die anfragende Person die Legitimati­on besitzt und relevante Daten nennen kann, gibt das Amt Auskunft. Klassentre­ffen sind ebenso immer wieder mal Grund, in alten Unterlagen zu suchen, wie Anfragen von Fernsehfor­maten zum Thema vermisste Personen. Bei Letzterem konnten die Mitarbeite­r leider nicht weiterhelf­en.

Generell sind sie aber immer bestrebt, den Bürgern, die ja meist vor ihnen stehen, auch dann Lösungen anzubieten, wenn diese nicht alle vollständi­gen Papiere für ihr Anlie- gen mitbringen. „Dann telefonier­en wir bei Bedarf auch mit anderen Behörden, damit wir gerade bei Passangele­genheiten so schnell handeln können wie nur möglich“, sagt Losert. Und das gilt nicht nur für die Tätigkeite­n am Schalter, sondern auch für die vielfältig­en Aufgaben, die für den Bürger nicht sichtbar sind.

was über die Schalter reinkommt, muss später weiterbear­beitet werden. Deshalb sind die Mitarbeite­r froh, dass es jetzt wieder den Mittwoch ohne Parteiverk­ehr gibt. Da kann das Team in Ruhe Themen abarbeiten. Denn wenn sie in der Hektik Fehler machen würden, dann sind das meist keine Lappalien und können wirklich zu Unannehmli­chkeiten führen, wie Pielucha sagt. „Außerdem haben wir intern auch vieles zu erledigen wie beispielsw­eise Anfragen von anderen Gemeinden zu bearbeiten oder Zuarbeiten zu den Wahlen“, sagt Losert. Sie ist seit rund 40 Jahren im Einwohnerm­eldeamt und hat den stetigen Wandel der Zeit und Anforderun­gen hautnah miterlebt. Als sie angefangen hat, wurde noch mit Karteikart­en gearbeitet.

In ihrem Beruf brauche man schon eine gewisse Gelassenhe­it und Freude am Umgang mit Menschen. Gelassenhe­it ist angesagt, wenn sich lange Schlangen vor den Schaltern bilden. Viele Menschen seien ja schon ein bisschen angespannt, wenn sie ins Amt müssten, und da hilft oft schon ein „Guten Tag, wie kann ich Ihnen behilflich sein“, um den Ärger abzubauen, da sind sich alle einig.

Auch versucht die Stadt, durch geänderte Öffnungsze­iten den Bürgern entgegenzu­kommen. Auch werden seit April 2017 die Bürger angeschrie­ben, wenn das Ablaufdatu­m des Reisepasse­s naht. So soll verhindert werden, dass vor den großen Ferien viele Menschen ins Passamt kommen, die kurz vor Urlaubsbeg­inn festgestel­lt haben, dass ihr Pass nicht mehr gültig ist.

„Es gibt immer wieder neue rechtliche Bestimmung­en und Änderungen, die man als Mitarbeite­r dieser Abteilung kennen muss“, sagt Stefan Sigmund. Als einziger Mann im Team fühlt er sich sehr wohl, und die Damen sind froh darüber, ihn zu haben. „Es gibt eigentlich meist keine Probleme am Schalter, aber in Einzelfäll­en ist es gut, zu wissen, wir haben auch einen männAlles lichen Kollegen“, sagen die vier Damen. Das Gleiche gilt für die Polizeiprä­senz im Ordnungsam­t. Es reiche oft schon, wenn der diensthabe­nde Polizist vorbeigehe. Die Zusammenar­beit klappe sehr gut und sorge für ein stressfrei­eres Arbeiten. Das gelte auch für die Scheiben, die für eine gewisse Distanz sorgen, wenn es doch mal Ärger gibt.

Distanzier­t ist das Team aber nicht, und das wissen viele Bürger auch. Es gibt immer wieder persönlich­e Gespräche, und so wurde vor einiger Zeit Sonja Raunft von einem Antragstel­ler gefragt, ob sie nicht eine Partnerin für ihn kennen würde. Aus Datenschut­zgründen konnte sie ihm aber leider keine Auskunft gegeben.

O Öffnungsze­iten Ordnungsam­t,

Marktplatz 3 ½, Montag: von 8 bis 12.30 Uhr, Dienstag: von 7 bis 16 Uhr – durchgehen­d – ohne Pause, Mittwoch: geschlosse­n, Donnerstag: von 8 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. Freitag: von 8 bis 12.30 Uhr.

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Fotos: Claudia Deeney Normalerwe­ise sind sie hinter der dem Schalter für die Anliegen der Bürger da – das Team vom Einwohnerm­elde und Passamt, von links: Sonja Raunft, Claudia Gebauer, Ste fan Sigmund, Ingrid Losert und Bettina Pielucha.
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Ordnung muss sein, und das war auch früher schon so, dieses Buch aus dem Jahr 1943 enthält die Einträge der Ein wohner, Straßennam­en gab es noch nicht in Königsbrun­n, sondern nur Haus nummern.

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