Schwabmünchner Allgemeine

Bürgermeis­ter nennt jetzt doch den Investor

Rund 100 Kritiker demonstrie­ren gegen das geplante Industrieg­ebiet bei Mering. Dort will sich eine Spedition aus Neu-Ulm ansiedeln

- VON PETER STÖBICH

Rund 100 Demonstran­ten haben am Bahnhaltep­unkt Mering-St. Afra gegen das geplante Industrieg­ebiet protestier­t. Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler, Initiator des Projekts, war selbst vor Ort, um sich den Fragen der Kritiker zu stellen. Vor allem die Tatsache, dass er den Namen des Investors bisher geheim gehalten hat, sorgte für großes Misstrauen.

Auf Drängen der Menschen bei der Demo gab Kandler schließlic­h nach. Bei dem bislang geheimen Investor handelt es sich um das Logistik-Unternehme­n Honold. Der Bürgermeis­ter erwartet sich davon rund 150 hochwertig­e Arbeitsplä­tze und bis zu einer Viertelmil­lion Euro Gewerbeste­uer pro Jahr. Wenn alles wie geplant abläuft, könnten bereits im März 2018 die Bauarbeite­n für drei große Hallen im nördlichen Teil des Gebiets beginnen. Rund 100 Demonstrat­ionsteilne­hmer vom Bund Naturschut­z und dem Aktionsbün­dnis gegen die Osttangent­e sowie von Grünen und ÖDP argumentie­rten dagegen. Nach ihrer Ansicht braucht Mering keine Flächen für einen großen Logistiker, sondern klein- und mittelstän­dische Betriebe aus den Bereichen Handwerk und innovative­r Technologi­en.

„Die Ausweisung des Gewerbegeb­iets an dieser Stelle ist der Anfang vom Ende von Mering als attraktive­m Wohnort“, sagt Petra von Thienen, die Fraktionsv­orsitzende der Meringer Grünen. Zudem stellte sie einen Zusammenha­ng mit der geplanten Osttangent­e her und fürchtet, dass sich in der Region künftig ein Gewerbegeb­iet ans andere reihen wird.

Alwin Jung, Vorsitzend­er der Grünen-Stadtratsf­raktion in Königsbrun­n sagte: „Wir müssen ortsübergr­eifend dafür sorgen, dass nicht immer noch mehr Flächen versiegelt und unsere Region zum Negativen verändert wird.“

Von Thienen und ihre Mitstreite­r führen eine ganze Reihe von Argumenten

gegen den geplanten Standort ins Feld: „Zusammen mit der Osttangent­e sowie dem Tiermehlun­d Blutplasma-Hersteller Sonac wird die Fläche zwischen Mering und Lech ein riesiger Gewerbeund Industriek­omplex sein.“Der zusätzlich­e Lastwagenv­erkehr werde die Anlieger noch mehr belasten, außerdem seien Feldlerche, Kiebitz und Rebhühner bedroht. Auch die Ausweisung als sogenannte­s Industrieg­ebiet ohne Einschränk­ungen und die Fixierung auf einen Hauptinves­tor berge ein hohes Risiko, stellen die Kritiker fest.

Den erhofften Mehreinnah­men bei der Gewerbeste­uer müsse man die Investitio­nskosten in Millionenh­öhe gegenübers­tellen, so von Thienen: „Bisher existiert keine plausible Gewinn- und Verlustpla­nung.“Aus Sicht von Grünen und ÖDP müsse zukunftsfä­hige Wirtschaft­sförderung anders aussehen, wie Beispiele aus anderen Kommunen zeigten. So seien Gewerbeflä­chen im Besitz der Gemeinde Mering ohne Auflagen verkauft worden und stünden jetzt leer. Der Bürgermeis­ter hielt dagegen, dass in Mering einige Projekte anstehen und das Geld dringend gebraucht werde. Zudem sei Honold bereit, einen Teil der Kosten der Bebauungsp­lanänderun­g zu übernehmen.

Das Thema wird am 21. Dezember nochmals im Gemeindera­t diskutiert.

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Foto: Peter Stöbich Gegen das geplante Industrieg­ebiet und den Flächenver­brauch in Bayern demonstrie­rten am Wochenende rund 100 Bürger in Me ring.

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