Bürgermeister nennt jetzt doch den Investor
Rund 100 Kritiker demonstrieren gegen das geplante Industriegebiet bei Mering. Dort will sich eine Spedition aus Neu-Ulm ansiedeln
Rund 100 Demonstranten haben am Bahnhaltepunkt Mering-St. Afra gegen das geplante Industriegebiet protestiert. Bürgermeister Hans-Dieter Kandler, Initiator des Projekts, war selbst vor Ort, um sich den Fragen der Kritiker zu stellen. Vor allem die Tatsache, dass er den Namen des Investors bisher geheim gehalten hat, sorgte für großes Misstrauen.
Auf Drängen der Menschen bei der Demo gab Kandler schließlich nach. Bei dem bislang geheimen Investor handelt es sich um das Logistik-Unternehmen Honold. Der Bürgermeister erwartet sich davon rund 150 hochwertige Arbeitsplätze und bis zu einer Viertelmillion Euro Gewerbesteuer pro Jahr. Wenn alles wie geplant abläuft, könnten bereits im März 2018 die Bauarbeiten für drei große Hallen im nördlichen Teil des Gebiets beginnen. Rund 100 Demonstrationsteilnehmer vom Bund Naturschutz und dem Aktionsbündnis gegen die Osttangente sowie von Grünen und ÖDP argumentierten dagegen. Nach ihrer Ansicht braucht Mering keine Flächen für einen großen Logistiker, sondern klein- und mittelständische Betriebe aus den Bereichen Handwerk und innovativer Technologien.
„Die Ausweisung des Gewerbegebiets an dieser Stelle ist der Anfang vom Ende von Mering als attraktivem Wohnort“, sagt Petra von Thienen, die Fraktionsvorsitzende der Meringer Grünen. Zudem stellte sie einen Zusammenhang mit der geplanten Osttangente her und fürchtet, dass sich in der Region künftig ein Gewerbegebiet ans andere reihen wird.
Alwin Jung, Vorsitzender der Grünen-Stadtratsfraktion in Königsbrunn sagte: „Wir müssen ortsübergreifend dafür sorgen, dass nicht immer noch mehr Flächen versiegelt und unsere Region zum Negativen verändert wird.“
Von Thienen und ihre Mitstreiter führen eine ganze Reihe von Argumenten
gegen den geplanten Standort ins Feld: „Zusammen mit der Osttangente sowie dem Tiermehlund Blutplasma-Hersteller Sonac wird die Fläche zwischen Mering und Lech ein riesiger Gewerbeund Industriekomplex sein.“Der zusätzliche Lastwagenverkehr werde die Anlieger noch mehr belasten, außerdem seien Feldlerche, Kiebitz und Rebhühner bedroht. Auch die Ausweisung als sogenanntes Industriegebiet ohne Einschränkungen und die Fixierung auf einen Hauptinvestor berge ein hohes Risiko, stellen die Kritiker fest.
Den erhofften Mehreinnahmen bei der Gewerbesteuer müsse man die Investitionskosten in Millionenhöhe gegenüberstellen, so von Thienen: „Bisher existiert keine plausible Gewinn- und Verlustplanung.“Aus Sicht von Grünen und ÖDP müsse zukunftsfähige Wirtschaftsförderung anders aussehen, wie Beispiele aus anderen Kommunen zeigten. So seien Gewerbeflächen im Besitz der Gemeinde Mering ohne Auflagen verkauft worden und stünden jetzt leer. Der Bürgermeister hielt dagegen, dass in Mering einige Projekte anstehen und das Geld dringend gebraucht werde. Zudem sei Honold bereit, einen Teil der Kosten der Bebauungsplanänderung zu übernehmen.
Das Thema wird am 21. Dezember nochmals im Gemeinderat diskutiert.