Weihnachtsstern bitte nicht ertränken
Viele Menschen gießen ihre Pflanzen auf den Fensterbänken im Zimmer zu stark. Das aber ist pures Gift für sie. Worauf schon beim Kauf zu achten ist
Gönnen Sie sich eine Pause im hektischen Advent! Zum Durchschnaufen, Nachdenken, Sichfreuen. Wir haben hinter den Türchen unseres Adventskalenders keine kleinen Geschenke versteckt, sondern ein paar Gedanken darüber, worüber wir so richtig froh sind – mal heiter, mal besinnlich.
Stille Nächte, stille Tage, überhaupt: Mehr Stille! Umfragen zufolge werden 55 Prozent der Menschen von Straßenlärm geplagt, 32 Prozent von Fluglärm und 20 Prozent von Bahnlärm. Und auch sonst lärmt es überall. Am Arbeitsplatz, in der Stadt, daheim. Aufgrund von Geräten, Mitmenschen oder Verkehr. Wir sind ständig einem Geräuschpegel ausgesetzt.
Da ist es in diesen dunklen Tagen gut, wenn man einen stillen Rückzugsraum hat, den man sozusagen selbst und nach Belieben akustisch befüllen darf. Bei mir ist es das Atelier meiner Frau, gut geheizt und mit offenem Blick nach draußen. Da ziehe ich mich dann zurück – mit meiner Geliebten. Es ist nämlich gut, wenn der Mann eine ebensolche hat. Eine, die keine großen Ansprüche stellt, eine, die einfach nur ein bisserl zärtlich gestreichelt werden will.
Über Jahre hinweg habe ich sie vernachlässigt, bestenfalls als Mittel zum Zweck gesehen, auf ihr geklampft, bevor ich entdeckt habe, dass sie wohl eine Seele besitzt. Bevor Sie mich jetzt entrüstet moralisch verurteilen – ich rede von meiner Gitarre. Und so musiziere ich mit Frau und Geliebter in die Stille Nacht hinein. Und der Abend zerläuft so geschmeidig wie das Wachs der Kerzen.
Josef Karg
Was können Blumenfreunde tun, damit alles möglichst lange prächtig gedeiht? In Kooperation mit der Bayerischen Gartenakademie stellen wir jeden Monat Tipps vor. Jetzt im Dezember haben wir Gartenbauingenieurin Marianne Scheu-Helgert um Pflegetipps für Pflanzen gebeten, die jetzt Saison haben, also Weihnachtsstern, Christrose und Alpenveilchen.
● Beim Kauf eines Weihnachtssterns sollte man nach Ansicht von Scheu-Helgert darauf achten, dass die Pflanze in der Mitte winzige, knospige, gelbe Blüten hat. Das zeige eine hohe Qualität. Doch die beste Qualität nützt nichts, wenn der frisch gekaufte Weihnachtsstern ohne schützende Papierverpackung aus dem Geschäft getragen wird. „Die halten dann nicht lang“, sagt Scheu-Helgert, „denn Weihnachtssterne sind sehr empfindlich.“Kälte und Zug seien gefährlich. Daher sollten Weihnachtssterne auch immer zur Seite gestellt werden, wenn beispielsweise gelüftet wird, „Weihnachtssterne mögen keine kalten Füße“. Ist ihnen zu kalt, seien schnell die Wurzeln geschädigt.
Und es gibt weitere, große Probleme, die nicht nur für Weihnachtssterne pures Gift sind – Fehler beim Gießen. „Viele Menschen gießen einfach zu viel“, sagt ScheuHelgert. „So werden auch viele Weihnachtssterne oft ersäuft.“Ganz schlimm werde es, wenn das Wasser auch noch im Topf stehen gelassen wird. Schimmel und Fäulnis sind die Folgen, die der gesündesten Pflanze den Garaus machen. Daher rät die Expertin zu Untersetzern bei Pflanzen. Wasser, das etwa fünf Minuten nach dem Gießen noch im Untersetzer steht, müsse dringend weggekippt werden. Ein sicheres Zeichen, dass man seine Pflanzen „ersäuft“, seien schwarze, winzige Mücken, sogenannte Trauermücken, die sich im nassen Substrat vermehren.
Erlitt der Weihnachtsstern nicht den Wassertod, kann er ins nächste Jahr gerettet werden. Dafür rät Scheu-Helgert, ihn etwa im Februar kräftig zurückzuschneiden. „Nur fünf bis sechs grüne Jungaustriebe im unteren Teil stehen lassen.“Jetzt ist ein kühler, etwa 16 Grad warmer, heller Standort wichtig. Im Frühjahr topft man ihn um und setzt ihn am besten in den Garten, nicht aber in die pralle Sonne. Etwa um den 10. Oktober starte die Blühphase. Dann sollte der Weihnachtsstern reingeholt werden und an einem nicht zu warmen Standort möglichst dunkel und ohne Lichteinfluss in Ruhe gedeihen können.
● „Die Christrose ist im Gegensatz zum Weihnachtsstern eine heimische Pflanze“, erklärt Scheu-Helgert. „Bei vielen blüht sie im Garten.“Dort lässt sie ihre weißen Blüten etwa um Silvester sehen. Durch den Klimawandel blühe sie jetzt oft schon an Weihnachten. Viele Menschen stellen eine Christrose dekorativ vor die Haustüre oder auf den Balkon. In einer Schale eingepflanzt, ist das gut. Doch Vorsicht: Kälter als minus drei Grad mag es die frisch gekaufte Christrose nicht, wenn sie aus dem Gewächshaus kommt. Daher müsse sie in kälteren Frostnächten in den Hausgang gestellt werden. Gefährlich ist bei allen Pflanzentöpfen, die im Winter draußen stehen, dass sie bei Sonneneinstrahlung immer wieder zum Teil auftauen und dann wieder einfrieren, was die Wurzeln kaputt macht. Daher ist ein Schutz etwa aus Sackleinen um jeden Topf wichtig.
Werden die Christrosen bis März in der Schale gut gehalten, sollten sie am besten in einen Garten an einen nicht allzu sonnigen Platz am Rande von Sträuchern, etwa einer Forsythie, gepflanzt werden. „Dort kann man 20 Jahre Freude an ihr haben, weil Christrosen sehr langlebige, wertvolle Pflanzen sind.“
● Beim Kauf sollte man darauf achten, dass die Pflanze viele dichte Blätter hat und viele Knospen. Auch das Alpenveilchen hasst es, betont Scheu-Helgert, zu viel Wasser zu bekommen und vor allem im Wasser zu stehen, „dann sterben die Wurzeln ab“. Das Wohnzimmer sei der falsche Standort, da es dort zu warm und die Luft zu trocken sei. „Die besten Standorte sind in kühlen Schlafzimmern oder im Windfang.“Zwölf bis 14 Grad seien ideal.
OWeitere Informationen finden sich auf der Internetseite der Bayeri schen Gartenakademie: www.lwg.bay ern.de/gartenakademie