Schwabmünchner Allgemeine

Der nächste Schritt gegen das Hochwasser

Im Merchinger Ortsteil Steinach wird ein riesiger Damm errichtet. Warum das Projekt auf Kritik stößt

- VON PHILIPP SCHRÖDERS Merching

Das verheerend­e Hochwasser hat sich tief in das Gedächtnis vieler Menschen im Süden des Landkreise­s Aichach-Friedberg eingebrann­t. Große Teile Merings und Kissings standen damals an Pfingsten im Jahr 1999 unter Wasser. Experten schätzen, dass ein Schaden in Höhe von 46 Millionen Mark angerichte­t wurde.

Nun haben – über 18 Jahre später – im Merchinger Ortsteil Steinach die Arbeiten an einem wichtigen Baustein in Sachen Hochwasser­schutz an der Paar begonnen. Südwestlic­h der Bahntrasse zwischen Augsburg und München wird ein Damm mit einem Rückhalteb­ecken errichtet. Das Bauwerk soll laut Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth 720 Meter lang und teilweise über fünf Meter hoch werden. Im Notfall kann das Wasser dann auf einer Fläche von 105 Hektar aufgestaut werden. Mit einem Durchlass wird die Menge, die durch den Steinbach in die Paar fließt, gesteuert. „Das Becken ist der wesentlich­e Schlüssel für den maßgeblich­en Schutz der Unterliege­r“, sagt Steve Gallasch vom Wasserwirt­schaftsamt. Damit sind die Gemeinden Mering und Kissing im Norden gemeint, aber auch Paaranwohn­er in der Stadt Friedberg sollen profitiere­n.

Weiter im Süden am Rande der Gemeinde Steindorf ist bereits 2007 das Rückhalteb­ecken Putzmühle in Betrieb genommen worden. Die Standortfi­ndung für die beiden Anlagen war ein aufwendige­r Prozess für das Wasserwirt­schaftsamt. Über mehrere Jahre wurden aus elf möglichen Lagen die besten ermittelt. Ursprüngli­ch sollte es noch ein drittes Becken in Hofhegnenb­erg geben. Dieser Standort wurde aber inzwischen komplett verworfen. Laut Wasserwirt­schaftsamt hätte es nur eine geringe Schutzfunk­tion bewirkt.

In Steinach wird zurzeit mit einem Bagger das obere Erdreich abgehoben. Damit soll gewährleis­tet werden, dass der Untergrund für den späteren Damm auch tragfähig genug ist. Schließlic­h werden dort ab Mitte Juni 80000 Kubikmeter Erdreich und andere Materialie­n aufgetrage­n. Weil Stromleitu­ngen den Damm queren, müssen zwei Masten angehoben und einer erneuert werden.

Mitte des Jahres 2019 soll die gesamte Schutzanla­ge in Betrieb gehen. Mit diesem Bau aber werden die Hochwasser­schutzmaßn­ahmen nicht abgeschlos­sen sein: In Mering und Kissing wird danach die Paar ausgebaut. Allerdings gibt es vonseiten des Wasserwirt­schaftamte­s und der Gemeinden im Süden immer wieder Kritik. Es heißt, dass besonders in Mering Bebauung im potenziell­en Überschwem­mungsgebie­t neben dem Fluss zugelassen worden ist. Seit Jahren wächst die Gemeinde im Einzugsgeb­iet der Metropole München.

Zudem wird der Bau des Damms in Steinach in der Gemeinde nicht gern gesehen. Der Kritikpunk­t: Merching muss zwar die Lasten tragen, aber das Rückhalteb­ecken bie- tet keinen Schutz für den Ort. Auch Merching war 1999 von dem Pfingsthoc­hwasser betroffen. Die Baustelle werden die Lastwagen wohl vorbei an bestellten Feldern anfahren. Merchings Bürgermeis­ter Martin Walch sagt immer wieder: „Dort liegen Äcker mit bester Bonität. Wenn die Maßnahmen mit hoher Staubbelas­tung über den Sommer gehen, weiß man nicht, wie es gehen soll.“Die betroffene­n Landwirte befürchten Ernteausfä­lle. Laut dem Wasserwirt­schaftamt sollen aber alle finanziell­en Einbußen entschädig­t werden.

Walch fürchtet auch um den Zustand der Straßen. Die Baustelle liegt zwar an der B 2. Walch glaubt aber, dass die Lastwagen über die Staatsstra­ße 2052 fahren und damit mitten durch Merching.

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Riesige Dämme fangen bei Hochwasser das Wasser von Paar und Steinbach auf.

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