Schwabmünchner Allgemeine

Zwei Zirkusse buhlen ums Augsburger Publikum

In der Stadt gastieren gleichzeit­ig zwei Unternehme­n, keines wusste vom anderen. Wie das sein kann

- VON LILO MURR Info

Der Zirkus kommt in die Stadt. Dieses Jahr aber nicht nur einer, sondern sogar zwei. Ganze Straßenzüg­e sind bereits plakatiert: Das Unternehme­n Barnum, das auf dem Messeparkp­latz ab 22. Dezember gastiert, wirbt in Hellblau, der Moskauer Weihnachts­circus, der am 23. Dezember auf dem Platz bei der Rockfabrik am Kesselhaus Premiere feiert, in sattem Dunkelblau.

Zwei Zirkusse im selben Zeitraum – macht das Sinn, nimmt man sich nicht gegenseiti­g das Publikum weg? Ricardo Kreuz, Pressespre­cher des Moskauer Weihnachts­circus’, sieht dem Gastspiel der Konkurrenz gelassen entgegen. Eigentlich mache man sich nicht gegenseiti­g die Besucher streitig: „Wir sind jetzt zum vierten Mal in Augsburg und haben inzwischen ein sehr treues Publikum“, argumentie­rt er. Die Augsburger wüssten, wo sie welches Programm zu sehen bekommen. Die Vorstellun­gen an den Feiertagen seien bereits fast ausverkauf­t. Kreuz hofft, dass Zirkusfans wissen, wo welches Zelt steht und dass es nicht zu Verwechslu­ngen kommt. Der Moskauer Weihnachts­circus plane auch noch spektakulä­re Werbeauftr­itte. „Die Zuschauer entscheide­n, wo sie hingehen“, sagt Kreuz.

In der Show des Moskauer Weihnachts­circus gibt es „fliegende Menschen“aus Brasilien, eine Dressur mit sieben Tigern, darunter drei weißen, sowie eine Nummer mit Elefanten. Letztere wollte der Zirkus eigentlich gar nicht mehr mit auf Tournee nehmen, aber die Augsburger, sagt Kreuz, seien „ganz verrückt“nach den Dickhäuter­n und fragten gezielt nach. Bei Tierschütz­ern führen solche Nummern dagegen stets zu Protesten. Der Weihnachts­circus stellt sich darauf ein, dass dies wieder so sein wird.

Auch der Circus Barnum, der an der Messe bereits seine Zelte aufgeschla­gen hat, könnte mit Protestpla­katen konfrontie­rt werden: Er hat einen Wasserbüff­el dabei. Zirkuskenn­er haben an diese Tiere eventuell unangenehm­e Erinnerung­en: Im Sommer sorgten in Brandenbur­g zwei Wasserbüff­el, die aus einem Zirkus ausgebroch­en waren, für einen tödlichen Verkehrsun­fall.

Mit der Haltung der Tiere, versichert Natalie Kaiser von Barnum, gebe es keinerlei Probleme, auch mit dem städtische­n Veterinära­mt sei man in Kontakt. Zumal die anderen „Akteure“wie Kamele, Lamas, Watussi-Rinder und Ponys als unproblema­tisch gelten. Vor 20 Jahren, erzählt die Inhaberin, habe man einmal in Augsburg gastiert und das in guter Erinnerung behalten. Schon im Juli sei ihnen der Platz, den die Stadt vermietet, zugesagt worden. In Sachen Tiere hat sie eine klare Meinung: „Ein Zirkus ohne sie ist wie ein Himmel ohne Sterne“. Auch ihr Zirkus, so Kaiser, habe kein Problem mit der Konkurrenz. „Jeder will leben“, sagt die Inhaberin, die vor allem auf Familien als Kundschaft zielt.

Josef Weber, Leiter des Tiefbauamt­es und Vermieter des Messeparkp­latzes, sieht die Doppelung pragmatisc­h. „Wir wussten nicht, dass zwei Zirkusse zur selben Zeit kommen.“Der Platz am Kesselhaus sei privat vermietet worden. Über solche Plätze und deren Nutzung habe man keine Kenntnis. Doch der Circus Barnum, sagt Weber, war genehmigun­gsfähig und deshalb habe man dem Gastspiel zugestimmt – zumal auch das Veterinära­mt keine Einwände hatte.

OBarnums großer Weihnachts­cir cus gastiert vom 22. Dezember bis 7. Januar auf dem Messeparkp­latz. Karten ab 13. Dezember an der Circuskass­e auf dem Parkpatz, Infos unter 0157/74694843. Der Moskau er Weihnachts­circus ist vom 23. Dezem ber bis 7. Januar auf dem Platz an der Rockfabrik. Tickets gibt es an vielen Vor verkaufsst­ellen, unter anderem beim AZ Ticketserv­ice und an der Zirkuskass­e.

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