Die Folgen des Betrugs im Rathaus
Nach dem Urteil gegen den Fischacher Kämmerer
Herr Bürgermeister Ziegelmeier, einen solchen Fall von Untreue gibt es selten in bayerischen Rathäusern. Vorgestern fiel das Urteil gegen den ehemaligen Fischacher Kassenleiter, der weit mehr als 200 000 Euro auf ein privates Konto umgelenkt hat, unter anderem zwei Jahre Haft auf Bewährung. Wie ist die Stimmung im Rathaus und unter ihren Mitarbeitern heute?
Einigermaßen gedrückt, aber auch empört und nach wie vor auch fassungslos, dass ein früherer Kollege auf diese kriminelle Weise gehandelt hat. Gerade in einer relativ kleinen Gemeinde wie Fischach muss man zusammenarbeiten, vor allem aber sich aufeinander verlassen und sich gegenseitig vertrauen können. Als im Zuge einer internen Überprüfung einer Rathausangestellten aufgefallen war, dass etwas mit den Konten einer Fischacher Firma nicht stimmen konnte, konnte ich das zunächst kaum glauben. Leider hat sich dies dann aber bestätigt, als ich den ehemaligen Kassenleiter mit den vorgefundenen Belegen konfrontiert habe und er auf Vorhalt – übrigens nach anfänglichem, wenn auch kurzem Leugnen – sein Fehlverhalten zugab.
Und das war dann eine große menschliche Enttäuschung?
In der Tat. Geschäftsleiter Rudi Thoma und ich hatten dem Mitarbeiter damals die freigewordene Stelle als Kassenleiter – obwohl er zu dieser Zeit woanders gearbeitet hat – nicht zuletzt deshalb angeboten, weil er aus einer sehr angesehenen Fischacher Familie stammt, und hier in Fischach aufgewachsen und ortsansässig war. Auch seine Zeugnisse waren hervorragend. An diese Vorgeschichte habe ich mich bei der Gerichtsverhandlung am Montag wieder erinnert.
Gibt es über diese Enttäuschung hinaus noch einen Schaden für die Gemeinde Fischach?
Zum Glück nicht. Wir haben nach intensiven Verhandlungen – immerhin sind das ja Steuergelder – von dem Mitarbeiter ein umfassendes notarielles Schuldanerkenntnis verbunden mit einer vollstreckbaren Grundschuld auf sein Haus erhalten, worauf die Kassenversicherung faktisch den gesamten Schaden ausgeglichen hat. Auch der Firma, auf deren Namen der Kassenleiter das fingierte Konto angelegt hatte, ist keinerlei Schaden entstanden.
Haben Sie nach dieser Erfahrung heraus etwas in der Organisation des Rathauses verändert?
Der Betrug war nur möglich, weil der Täter gleichzeitig Kassenleiter und EDV-Administrator war. So hatte er nicht nur die Kenntnisse, sondern auch alle Möglichkeiten zur Verschleierung seiner Taten. Die beiden Aufgaben sind jetzt getrennt und werden es auch bleiben. Darüber hinaus haben wir das interne Kontrollsystem verfeinert.
Die Fragen stellte Jana Tallevi
Peter Ziegelmeier (SPD) ist seit 2008 Bürgermeister in Fisch ach. In der Rathaus verwaltung sind derzeit 14 Mitarbeiter be schäftigt.