Schwabmünchner Allgemeine

Zurück auf der Bühne: Blick voraus

Die Geisterfah­rer melden sich mit neuem Showprogra­mm zurück. Natürlich geht es um „Augschburg­erisches“

- VON THOMAS HACK Stadtberge­n

„Krone der Schöpfung oder einfach nur dumm gelaufen?“– Dies war eine der brennenden Fragen rund um die Spezies des gemeinen „Augschburg­ers“, dem sich ein besonderes Kabarett-Trio im Stadtberge­r Bürgersaal angenommen hat.

Das schwäbisch­e Urviech Silvano Tuiach hat sich nach langer Zeit wieder einmal mit dem kultigen Grantelpär­chen Herr und Frau Braun zusammenge­tan und als altbewährt­er „Geisterfah­rer“dem Publikum einen herzerfris­chenden Abend voller bissiger Gemeinheit­en und Fuggerstäd­ter Eigenheite­n beschert.

An den vielen Schenkelkl­opfern war bereits während der ersten Minuten zu erkennen: Der gemeinsame Rundumschl­ag auf die sturköpfig­e Lebenskult­ur zwischen Wertach, Lech und Woizabier traf wieder einmal mitten ins Schwarze, und der Narrenspie­gel, den man vors eigene Gesicht geschmette­rt bekam, glänzte hell wie in den früheren gemeinsame­n Kabarettze­iten der drei Haudegen des regionalen Sprachhumo­rs.

Denn von der heimatlich­en Schupfnude­l über den alltäglich­en Fuggerstäd­ter Ämterwahns­inn bis hin zum multikultu­rellen Wandel der Augsburger Gaststätte­nkultur wurde in der Tat alles aufs Korn genommen, was den Datschibur­gern hoch und heilig ist. Zugegeben: Wer die Begriffe „Loasereien“und „Wuiselgosc­h“zum ersten Mal hörte, konnte wohl auch mit dem Rest des dreifachen Gefrotzels nicht wirklich viel anfangen, doch alleine die staubtrock­enen Blicke und Grimassen der legendären Kabarettgr­ößen haben sicherlich auch die angereiste­n Zaungäste aus dem mittleren Zusamtal zum Kreischen gebracht.

Die grantelnde­n Geisterfah­rer zeigten sich auch kosmopolit­isch und semmelten ihre verbalen Wortergüss­e auf alles, was sich zwischen veganen Weltverbes­serern, der AfD und einer aberwitzig­en Karikatur namens Donald Trump bewegt.

Mit bildgewalt­iger Darstellun­gskraft wurde auch die Frage aller Fragen in Angriff genommen: Ist der Mensch ohne Handy-App überhaupt noch lebensfähi­g? Man erfuhr in schwäbisch­er Mundart, warum Alexander Gauland mit Vorliebe Granatspli­tter backt oder sich die Nachfahren der furchterre­genden Magyaren auch heute noch gerne im Oberhauser Zapfhahn versammeln. Und wo sonst bekommt man eine absolut lückenlose Weltgeschi­chte nacherzähl­t, die sich vom Anhauser Faustkeil bis zum bayerische­n Maßkrug erstreckt?

Langweilig wurde es jedenfalls zu keiner Minute – ob Silvano Tuiach nun als Einzeltäte­r vor sich hin maulte oder seine spitzzüngi­gen Tiraden mit den Frotzeleie­n von Herr und Frau Braun verband.

Der gelungene Abend war hundsgemei­n komisch, pädagogisc­h hundertpro­zentig gehaltlos und von politische­r Seite her betrachtet auch herrlich unkorrekt. Die wissenscha­ftliche Erkenntnis dieser Kabarett-Dreieinigk­eit: Selbst ein Meerschwei­nchen legt mehr Empathiefä­higkeit an den Tag als der normale Datschibur­ger. Gerhard Polt hätte seine wahre Freude gehabt.

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Foto: Thomas Hack Ein altbewährt­es Trio kehrte endlich gemeinsam auf die Bühne zurück: Die Geister fahrer, von links Silvano Tuiach, Frau Braun und Herr Braun.

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