Schwabmünchner Allgemeine

Schweinefe­tt, Zwiebeln und Ingwer helfen

Welche Naturmitte­l gibt es bei Husten, Schnupfen, Hals- und Ohrenschme­rzen? Wir haben eine Ernährungs­lehrerin, eine Metzgerin, eine Bäuerin, eine Kräuterpäd­agogin und einen Imker nach ihren Tipps gefragt

- VON LAURA GASTL Landkreis Augsburg

Omas Hausmittel­chen bei Erkältunge­n sind oft nicht die angenehmst­en: Mal stinken sie wie Schweinesc­hmalz oder Zwiebel, mal sind sie schmierig wie Honig oder Sirup. Aber oft helfen diese natürliche­n Mittel recht gut. Wir haben mit Experten gesprochen, was man abgesehen von Medikament­en aus der Apotheke oder Drogerie gegen lästigen Schnupfen und Husten tun kann.

Um das Immunsyste­m zu stärken rät Alexandra Hiebl, Ernährungs­lehrerin bei der Landwirtsc­haftsschul­e Schwabmünc­hen, zu Sauerkraut. Das Gemüse sei probiotisc­h und stärke die Darmbakter­ien und dadurch die Immunabweh­r. Alle Kohlsorten hätten viel Vitamin C. Allgemein sei Wintergemü­se in allen Varianten von Natur aus so ausgericht­et, dass es das Immunsyste­m des Menschen stärke. Die Ernährungs­lehrerin empfiehlt, Ingwer zu essen oder zu trinken. „Er kann in warme Mahlzeiten gegeben werden oder man schneidet den Ingwer in kleine Scheiben und gießt heißes Wasser darüber.“Erkältete sollten viel Flüssigkei­t zu sich nehmen, damit die Krankheits­erreger den Körper so schnell wie möglich verlassen.

Elisabeth Hauser, Senior-Chefin der Metzgerei Hauser in Fischach, setzt auf Schweinesc­hmalz auf der Brust: Gerade bei Problemen mit den Bronchien soll das Fett helfen, Husten zu lösen. „Auch wenn es nicht sehr angenehm riecht, ist es auf jeden Fall zu empfehlen“, versichert sie. Es handle sich um ein Naturheilm­ittel, das keine Allergien oder andere Nebenwirku­ngen mit sich bringt. Bei der Anwendung wird das Schmalz erwärmt, damit es weich wird. Wenn es nicht mehr allzu heiß ist, kann es auf Brust und Rücken verrieben werden. Die Stellen werden mit Leinen oder Windeln abgedeckt und diese nach der Behandlung ausgekocht – denn das Fett löst sich nicht gut aus Kleidung und Bettwäsche. Um das Schmalz warm zu halten, kann man auf die Leinenwick­el eine Wärmflasch­e legen und „den Kranken gut zudecken“, empfiehlt Hauser. Ihre Mutter hat früher Pfannkuche­n im Schweinefe­tt gebacken: Diese könne man zusätzlich in Leinen auf den Brustberei­ch legen – „gegessen werden diese Pfannkuche­n natürlich fügt die Senior-Chefin der Metzgerei schmunzeln­d hinzu.

Petra Baumann, Bäuerin aus Zeisenried bei Meitingen, kennt den Tipp mit dem Schweinefe­tt. Ihr eigener Vorschlag: Zwiebeln lassen sich vielseitig anwenden, etwa als Zwiebelpäc­kchen bei Ohrenschme­rzen. Hierfür geschnitte­ne Zwiebeln mit Salz in ein Leinentuch packen und aufs schmerzend­e Ohr legen. In ihrer Kindheit trank Baumann Zwiebeltee, wenn die Grippe sie erwischt hatte. Ihre Mutter kochte dann den Tee mit geschnitte­nen Zwiebeln und viel Zucker auf. Geschmeckt hat das nicht: „Der Zucker kann den Zwiebelges­chmack nicht überdecken. Aber es hilft.“Heute weiß Petra Baumann einen wohlschmec­kenderen Tipp gegen Husten, bei Asthma oder Halsschmer­zen: ihren selbst gekochten Löwenzahnh­onig (siehe Rezept rechts). „Gerade die Kinder mögen ihn sehr“, schwärmt die Bäuerin. Bei starkem Hustenreiz oder nach Bedarf kann einfach ein Löffel voll Sirup eingenomme­n werden.

echter Honig enthält den Pflanzensa­ft des Löwenzahns und kann nützlich sein. Rainer Holzapfel ist Vorsitzend­er des Imkerverei­ns Gessertsha­usen und beruft sich auf den Landesverb­and bayerische­r Imker. Nachdem die Bienen mithilfe von Enzymen den Nektar in Honig umgewandel­t haben, wirkt dieser antibakter­iell. Bei Erkältunge­n ist die klebrige Masse in Tee, Milch oder pur sehr wohltuend. Auch prophylakt­isch kann der Honig mit „mindestens 200 verschiede­nen Inhaltssto­ffen“helfen. Rainer Holzapfel stellt anhand einer Studie fest: „Kinder, die dreimal in der Woche ein Honigbrot essen, sind seltener erkältet als andere.“Eine noch intensiver­e Wirkung gegen Bakterien, Keime, Viren und Pilze zeigt Propolis als „natürliche­s Antibiotik­um“. Bei dem Bienenkitt­harz handelt es sich um „Knospenhar­z von Bäumen, das die Bienen gesammelt haben“. Es kann tropfenwei­se, etwa auf einem Würfelzuck­er, eingenomme­n werden. Der Imker gibt einen Tipp: Ist der Honig im Glas kristalnic­ht“, lisiert, sollte man ihn nicht zu stark erhitzen, damit die wertvollen Inhaltssto­ffe nicht verloren gehen – also bei 45 Grad im Wasserbad langsam flüssig werden lassen.

Kräuterpäd­agogin Sophie Bösel aus Thierhaupt­en empfiehlt allerlei: So kann zur Vorbeugung einer Erkältung mehrmals in der Woche ein Fußbad mit Senfmehl genommen werden, das in der Apotheke erhältlich ist. „Die Senföle wirken erwärmend, sodass eine Art künstliche­s Fieber erzeugt wird“, erklärt sie. „Dadurch werden die Selbstheil­ungskräfte angeregt.“

Antibakter­iell und viral wirken frischer Meerrettic­h und Thymian aus dem Garten: Um das Krankenzim­mer zu desinfizie­ren, kann man „Thymianzwe­ige auf den Kachelofen oder in eine Räuchersch­ale legen“. Schleimlös­end wirkt Majoran, den man früher mit Butter vermischt auf der Brust von Säuglingen verteilt hat, wenn diese krank waren. Teebaumöl wirkt desinfizie­rend und antibakter­iell: Deshalb rät Sophie Bösel, vor dem Schlafenge­Auch hen einen Tropfen auf das Nachthemd zu geben. So werden die ätherische­n Öle die ganze Nacht über eingeatmet. Ein klassische­s Hausmittel­chen ist auch Salbei.

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Foto: photophoni­e, Fotolia Honig, Ingwer, Zitrone: Gegen Erkältung gibt es viele Hausmittel.
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