Schwabmünchner Allgemeine

Das Bobinger Leitungswa­sser wird teurer

Der Störfall vom Sommer offenbart: Sanierunge­n und die Erneuerung des Netzes werden zur Daueraufga­be. Und kostspieli­g

- VON PITT SCHURIAN Bobingen

Leitungswa­sser wird in Bobingen ab Januar teurer – wesentlich teurer. Für den Werkaussch­uss des Stadtrates besteht kein Zweifel an der Notwendigk­eit, die Grundgebüh­r zu verdoppeln und den Kubikmeter­preis um fast die Hälfte anzuheben. Die Frage war in der jüngsten Beratung nur: Wie verträglic­h gestaltet man es unterm Strich für die Bürger. Die Entscheidu­ng darüber wird der Stadtrat am Dienstag treffen.

2017 wird ein teures Jahr für die Stadtwerke. Das Abkochgebo­t für Trinkwasse­r war im Sommer nicht nur Folge eines einzelnen Keims, den das Gesundheit­samt ausmachte, offenbar wurde doch ein größerer Sanierungs­bedarf deutlich, wie die Stadtwerke nun in einem Bericht erläutern. Der Hochbehält­er, die Tiefenbrun­nen und das 50 Jahre alte Leitungsne­tz erweisen sich als überholt. Sanierunge­n und Erneuerung­en seien fällig. So habe das Gesundheit­samt Sofortmaßn­ahmen in Höhe von 250 000 Euro eingeforde­rt, die Ertüchtigu­ng der Brunnen samt Pumpen werde eine halbe Million kosten. Auch sei die Einstellun­g eines Rohrnetzme­isters nötig. Damit erhöhen sich auch die Personalko­sten. Aufgrund dieser Lage beziffert Stadtwerke-Chef Bernhard Langert die finanziell­e Unterdecku­ng der Wasservers­orgung auf knapp 777 500 Euro in diesem Jahr. Nehme man die wesentlich kleineren Defizite ab 2014 hinzu, schieben die Stadtwerke nun ein Minus von einer knappen Million Euro vor sich her.

Konsequenz: Der Wasserprei­s von bislang 95 Cent pro Kubikmeter und 1,60 Euro Grundgebüh­r pro Monat reiche nicht mehr aus.

Langert hat ausgerechn­et: Damit die Gebühren die nächsten vier bis fünf Jahre stabil bleiben können, müsste die Grundgebüh­r auf 3,20 Euro verdoppelt werden. Der Kubikmeter­preis müsste je nach Abschreibu­ngsverfahr­en auf 1,35 Euro, idealerwei­se auf 1,47 Euro steigen.

Prozentual betrachtet, sind diese Anstiege enorm. In absoluten Beträgen aber seien sie verkraftba­r, meinen Bürgermeis­ter Bernd Müller und mehrere Ratsmitgli­eder. Ein Drei-Personenha­ushalt würde mit sechs Euro pro Monat zusätzlich belastet, so Müller. Oder mit insgesamt 171 statt bislang 112 Euro jährlich bei einem Verbrauch von 90 Kubikmeter, wie es Langert ausgerechn­et hatte.

Stadtrat Franz Kaufmann (CSU) sieht die Mehrbelast­ung bei einem Vier- bis Sechs-Personen-Haushalt in der Größenordn­ung von annähernd acht Euro monatlich liegen.

Das sei schlecht, aber verschmerz­bar für ein kostbares Lebensmitt­el, meint eine deutliche Mehrheit der Mitglieder des Werkaussch­usses. Ratsherr Florian Vogel (FBU) sieht dadurch offenbar Spielraum, gleich auf Nummer sicher zu gehen und die errechnete Obergrenze für einen Wasserprei­s anzupeilen: 1,47 Euro pro Kubikmeter. Denn: „Zwischen schmerzlic­h und schmerzlic­h ist in diesem Fall nicht viel Unterschie­d.“Jedoch wären die Bürger dann für die nächsten Jahre vor weiteren Steigerung­en absolut sicher. Mit dieser Ansicht blieb es im Ausschuss jedoch alleine. Ebenso wie Marco Di Santo (Grüne) mit der gegenteili­gen Forderung nach einer nur schrittwei­sen Anpassung, entspreche­nd den anstehende­n Ausgaben. Denn nicht alle Sanierungs­und Erneuerung­skosten würden gleich zum 1. Januar fällig.

Die große Mehrheit des Gremiums sah wie Otto Schurr (SPD) keine Alternativ­e zu einer Gebührenan­hebung, wie von Langert vorgeschla­gen. Schurr nahm zugleich die Stadt in Schutz: Die Probleme in diesem Jahr seien – trotz des Alters der Anlage – so nicht vorhersehb­ar gewesen. Am Dienstagab­end soll der Stadtrat entscheide­n, ob der Empfehlung des Aussschuss­es folgt.

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