Schwabmünchner Allgemeine

„Das Checken gehört einfach dazu“

Die 16-jährige Franziska Brendel spielt in der Nationalma­nnschaft. Wie fühlt sie sich in der Männerdomä­ne?

- VON FRAUKE VANGIERDEG­OM Stadtberge­n/Landsberg

Franziska Brendel ist 16 Jahre alt, besucht die 11. Klasse des Maria-TheresiaGy­mnasiums in Augsburg und fühlt sich in ihrer Freizeit besonders wohl mit Schlittsch­uhen an den Füßen auf spiegelgla­ttem Eis. Eiskunstla­uf?

Nein, Franziska Brendel fegt übers Eis mit ihrer rund zwölf Kilogramm schweren Eishockey-Ausrüstung und bewährt sich seit vielen Jahren in einer ziemlich von Männern dominierte­n Sportart. Die blonde Schülerin (1,78 Meter groß, 65 Kilogramm leicht) hat die Liebe zur schnellste­n Mannschaft­ssportart der Welt bereits im Alter von fünf Jahren entdeckt.

Damals habe sie Papa Jürgen zur Laufschule beim AEV mitgenomme­n.

Jetzt gehört Franziska der deutschen Nationalma­nnschaft an und absolviert neben den „normalen“Spielen längst zahlreiche Länderspie­le in aller Welt.

Jetzt spielt sie beim HC Landsberg, wo sie sich gegen die männliche Übermacht behaupten muss. „Das klappt aber ganz gut, ich bin super aufgenomme­n worden“, freut sie sich. Und ein ganz kleines bisschen Verstärkun­g hat sie ja auch mit Teamkolleg­in Laura Egger.

Dass man in dieser Sportart so einiges aushalten muss, weiß die 16-Jährige ja längst. „Man ist ja wirklich gut geschützt, das passt. Und zum Glück habe ich mich noch nie verletzt. Sonst hätte ich vielleicht wirklich irgendwann aufgehört zu spielen.“

So langsam macht sich die Gymnasiast­in Gedanken darüber, wie es nach dem Abitur weitergehe­n könnte. „Wenn ich ins Profilager wechseln will, macht das eigentlich nur in Amerika Sinn“, sagt sie. „Ich habe sogar schon Angebote von Colleges bekommen“, verrät sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

Weil sich der Spielplan der Nationalma­nnschaft wenig nach Schulzeite­n oder Ferienzeit­en richtet, muss die Schule manchmal hinter Franziskas sportliche­n Ambitionen zurückstec­ken. „Je nachdem wo ein Länderspie­l stattfinde­t, bin ich schon mal mehrere Tage weg. Oder bei der Weltmeiste­rschaft, da waren es sogar zwei Wochen.“Ihren schulische­n Leistungen tut das aber keinen Abbruch. „Das klappt ganz gut, ich lerne halt dann unterwegs.“

Anfang Januar 2018 etwa ist es wieder soweit. Da steht die nächste Weltmeiste­rschaft in Russland an. Zuvor aber gibt Franziska nicht nur in der U18-Nationalma­nnschaft alles, sondern auch bei der HCL-Jugend in Landsberg. „Hier spiele ich mit Spielern, die schon älter sind als ich“, erläutert sie. „Da merke ich schon, dass die zum Teil körperlich ein wenig robuster sind als ich. Aber das fordert mich heraus, noch besser zu werden.“

So lange es geht, will Franziska Brendel mit den Jungs beziehungs­weise Männern auf dem Eis fighten. Im Frauen-Eishockey ist zum Beispiel das Checken verboten, bedauert sie. Denn genau das sei es, was den Sport ausmache. „Das gehört zum Eishockey einfach dazu“, ist Franziska überzeugt.

 ?? Foto: Jordan ?? Sie steht als Frau ihren Mann: Franziska Brendel.
Foto: Jordan Sie steht als Frau ihren Mann: Franziska Brendel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany