Ex Priester vor Gericht Schock für Claus Hipp
Geistlicher aus Deggendorf soll fünf Buben mindestens 100 Mal missbraucht haben Der Babybrei-Produzent saß in dem Flugzeug, das wenige Stunden später abstürzte
Der Prozess gegen einen Ex-Priester wegen sexuellen Missbrauchs ist am Montag vor dem Landgericht Deggendorf schon nach wenigen Minuten vertagt worden. Die Anwältin eines der Opfer beantragte den Ausschluss der Öffentlichkeit bereits während der Verlesung der Anklageschrift. Der Vorsitzende Richter Thomas Trautwein unterbrach daraufhin die Verhandlung. Der Prozess soll morgen fortgesetzt werden.
Laut Anklage hat der einschlägig vorbestrafte Ex-Priester seit Mitte der 1990er Jahre fünf Buben bei insgesamt mindestens hundert Gelegenheiten sexuell missbraucht sowie eine 18-Jährige einmal versucht zu vergewaltigen. Noch im Jahr 2016 verging er sich der Anklage zufolge an einem heute zehnjährigen Buben. Eine Vielzahl der Übergriffe wertet die Staatsanwaltschaft als schweren sexuellen Missbrauch. Die Behörde wirft dem 53-Jährigen auch Urkundenfälschung, Betrug und Missbrauch von Titeln vor. Er soll sich mindestens 100000 Euro erschlichen haben, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren.
Der ehemalige katholische Priester hatte nach Gerichtsangaben zwischenzeitlich eine mehrjährige Haftstrafe – ebenfalls wegen sexuellen Missbrauchs – abgesessen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass vom Angeklagten weitere Sexualstraftaten zu erwarten seien. Deshalb soll über eine dauerhafte Unterbringung des Mannes in einer psychiatrischen Anstalt entschieden werden.
Als Babybrei-Produzent Claus Hipp am Samstag in der Zeitung las, dass im Kreis Ravensburg ein Flugzeug abgestützt war, konnte er es kaum fassen. Vor allem auch deswegen, weil er selbst wenige Stunden vor dem Unglück noch mit genau dieser Maschine unterwegs gewesen war. „Ich habe den Namen des Piloten gelesen und wusste, das war die Maschine, in der wir ein paar Stunden zuvor noch selbst gesessen hatten“, zitiert die den Unternehmer aus dem oberbayerischen Pfaffenhofen an der Ilm.
Wie berichtet, kam bei dem Absturz am Donnerstag „ThermenKönig“
Bild-Zeitung
Josef Wund ums Leben, der unter anderem die Bäder in Bad Wörishofen und Erding gebaut hat. Der Pilot und ein Mann aus Wien verloren bei dem Unglück ebenfalls ihr Leben.
Neben Hipp selbst waren auch sein Sohn und der Produktionsdirektor des Konzerns am Vorabend des Unglücks an Bord. Hipp hatte sich für den Privatjet entschieden, weil der Produktionsdirektor Schmerzen wegen seiner Bandscheibe hatte. „Dass wir die Cessna gechartert hatten, war ein Notfall, weil wir ihn schnell wieder nach Hause bringen wollten.“Er sei „tief bewegt“von dem Unglück und dem Tod dreier Menschen, sagte Hipp. „Aber das Bewusstsein, dass wir selbst knapp daran vorbeigekommen sind, ist das stärkere Gefühl.“
Noch ist nicht klar, warum das Flugzeug abgestürzt ist.
53 Jähriger saß schon einmal im Gefängnis