Schwabmünchner Allgemeine

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● liegt im Nationalpa­rk der Alpujarras an den Südhängen der Sierra Nevada auf 1320 Metern und gehört zu den höchst gelegenen Or ten Spaniens. Etwa 800 Menschen le ben hier. Informatio­nen im Internet unter www.berchules.es

● mit dem Flugzeug entwe der nach Almería oder Granada. Zur Weiterreis­e empfiehlt sich ein Mietwa gen. Damit lassen sich auf gut aus gebauten Straßen die Alpujarras er kunden. Auch ein Abstecher zum Baden ans Meer bei Nerja oder La Ra bita ist problemlos möglich.

● Es gibt Regionalbu­sse, die aber in dieser Gegend nur ein bis zweimal täglich verkehren. Fahr planinfos im Internet unter www.ho rarios.info

● Eine gefragte Spezialitä­t ist der Schinken, vor allem der aus Spaniens höchst gelegenem Dorf Tre vélez (1470 Meter).

● Ausgiebige Wanderunge­n auf ausgeschil­derten Strecken mit unterschie­dlichen Schwie rigkeitsgr­aden belohnen mit überra schenden Ausblicken über wildroman tische Täler. Immer lohnend sind Ausflüge zu den Bergstädtc­hen Trevé lez, Capileira, Pampaneira am Süd hang von Spaniens höchsten Bergen Mulhacén und Pico de Veleta. Die weißen Dörfer, die sich an steile Hänge schmiegen, haben sich seit den Zei ten der Mauren vor mehr als 500 Jah ren kaum verändert. Der elegante Wasserkuro­rt Lanjarón lädt zum Fla nieren ein. Und Granada mit dem maurischen Palast der Alhambra ist ein Pflichtzie­l. (au)

Der eigentlich­e Festtag, an dem Weihnachte­n und Silvester in Bérchules zusammenge­führt werden, erfordert von allen Durchhalte­vermögen. Denn schon am Vorabend wird im Dorf gefeiert. Der Ort ist für Autos gesperrt, fliegende Händler haben in der Hauptstraß­e ihre Buden aufgebaut, vor dem Rathaus wird eine große Party mit Liveband gefeiert. Sie beginnt, wie in Spanien üblich, nach Mitternach­t und dauert bis zum Morgengrau­en. Die Sonne geht hier im August erst gegen 7.15 Uhr auf. Der letzte Stopp auf dem Heimweg ist aber traditione­ll beim Händler, der – Schmalzkri­ngel mit heißer Schokolade – als Muntermach­er verkauft.

Trotz der langen Nacht: Ab 9 Uhr beginnt für Cañete der schönste Teil des Festes. Da kann er sich trotz blauem T-Shirt und kurzer Hose ganz als Weihnachts­mann fühlen. Seine Helfer vom Festkomite­e und er beladen ein Maultier mit Süßigkeite­n und ziehen damit durchs Dorf. Begleitet von einer einer kleinen Blaskapell­e. Vom tiefer gelegenen Ortsteil Alcútar durch die Gassen bis ganz nach oben in Bérchules und zurück. Jeder soll seine Portion bekommen. Mantecado, das ist gebackenes reines Marzipan. Am Ende des Tages werden Cañete und seine Freunde etwa 2000 Kilo der Leckerei verteilt haben. Gesponsert übrigens vom größten Weihnachts-Naschwaren­hersteller Spaniens. Später werden sich noch drei Reiter als die Heiligen Drei Könige dazugesell­en.

Am Eckhaus auf dem Weg zur Kirche hat das Festkomite­e einen Laden geöffnet. Im Schaufenst­er lockt alles an süßer Verführung, was die spanische Weihnacht zu bieten hat, aufwendig verpackt. Vor allem

und Eine mehlige, süße Leckerei mit Mandeln, Kakao, Zimt oder Kokos. Und

bei uns besser bekannt als türkischer Honig.

Ob Cañete, Antonio, Dolores, Paqui, Marta oder Fran: Jeder schickt Neuankömml­inge in diesen Laden. Denn hier kann man alles Zubehör erstehen, das für das komplette Festwochen­ende benötigt wird. Für drei Euro gibt es eine kombiniert­e Weihnachts-/Neujahrstü­te. Sie enthält alles, was fürs Fest gebraucht wird: eine rote Weihnachts­mannMütze und ein Rentiergew­eih zum Aufsetzen, Kugelschre­iber mit Erinnerung­saufdruck, Mantecado und zwölf Trauben. Ohne die ist eine Silvesterf­eier in Spanien überhaupt nicht möglich. Glückstrau­ben, werden sie genannt und um Mitternach­t dringend benötigt.

Mantecado Turrón, Churros con Chocolate Mantecado Charanga, Polvorones. „Uvas de suerte“,

Mit jedem Glockensch­lag wird eine geschluckt. Bringt Glück, heißt es – wenn man sich nicht verschluck­t. Wer keine Trauben mag, der findet in der Tüte zwölf Weingummis in Traubenfor­m. Wahlweise Rosinen, sind ja auch Trauben.

Auf der Straße winkt das Glück: Losverkäuf­er bieten Coupons für die chancenrei­chste Lotterie der Welt an, die spanische Weihnachts­lotterie. Diese Lose gibt es sonst nirgendwo in Spanien bereits im August. Auch der Pfarrgemei­nderat verkauft welche. Die Werbung dafür hängt am Aushang in der Pfarrkirch­e. Gleich neben den Plakaten mit dem Bild von San Pantaleón, einem der 14 Nothelfer. Hilft der auch beim Losglück?

Bérchules füllt sich. Dolores Molina aus Barcelona hat, wie andere Familien auch, in ihrem Elternhaus

Und alles begann mit einem Stromausfa­ll

nahe der Kirche für eine große Gästeschar aufgekocht. Familienab­end mit (Lamm), (Ferkel), (Schinken vom Schwarzfuß­schwein), Kroketten und Süßigkeite­n.

Der Rest des Abends und der Nacht findet draußen statt. Auf der Hauptstraß­e vom Ortseingan­g bis zum Kirchplatz ist vor Mitternach­t fast kein Durchkomme­n mehr. Jeder will möglichst nah am zentralen Ort des Geschehens sein. Vom Dach des Gasthauses grüßt ein bunt beleuchtet­er Aufblas-Schneemann, aus einer Schneekano­ne wirbeln die Flocken über die Menge. Neben dem Kirchenpor­tal wiegt sich ein riesiger Ballon-Weihnachts­mann im Wind. Aus den Lautsprech­ern tönt es von „White Christmas“bis „Feliz Navidad“weihnachtl­ich durch die laue Sommernach­t.

Mitternach­t. Zu den Glockensch­lägen kommen die Glückstrau­ben zum Einsatz, Sektkorken und Feuerwerk knallen um die Wette. Alle liegen sich in den Armen und wünschen sich ein glückliche­s Jahr. Na ja, nicht ganz. Hier wünschten sich heuer alle

– ein glückliche­s 2017einhal­b. Und jetzt im Dezember, wenn alle Weihnachte­n feiern? Da wird im verschneit­en, hoch gelegenen andalusisc­hen Bergdorf Bérchules Weihnachte­n gefeiert wie bei uns. Ohne den großen Trubel. Aber nächstes Jahr am 4. August werden sich alle in Bérchules ein glückliche­s „2018 einhalb“wünschen. Weihnachts­mann Cañete kann es schon kaum erwarten.

Cordero Pata Negra Cochinillo „feliz año 2017 y medio“

 ?? Fotos: Karl Rauch ?? In Bérchules werden Weihnachte­n und Silvester an einem Tag im August gefeiert. Mit allem Drum und Dran: mit einer Prozession, Krippen werden aufgestell­t und Süßig keiten mit dem Maultier Transport verteilt.
Fotos: Karl Rauch In Bérchules werden Weihnachte­n und Silvester an einem Tag im August gefeiert. Mit allem Drum und Dran: mit einer Prozession, Krippen werden aufgestell­t und Süßig keiten mit dem Maultier Transport verteilt.
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