Stolpersteine erinnern an NS Opfer
Der „Augsburger Weg“wird seit diesem Jahr beschritten. Doch es gibt Streit
Für viele Angehörige fühlt es sich an, als ob ihre Familien endlich nach Hause zurückkehren dürfen. Anfang Mai wurden die ersten Stolpersteine in der Stadt auf öffentlichem Grund verlegt. Sie erinnern an Bürger, die durch die Nationalsozialisten ihr Leben verloren. Wie auch die Erinnerungsbänder, die als alternative Gedenkzeichen ebenfalls seit diesem Jahr, meist an Straßenlaternen, installiert werden.
Mit den Stolpersteinen und den metallenen Erinnerungsbändern, auf denen die Namen der Opfer eingraviert sind, hatte man sich nach einer langen Diskussion auf einen Kompromiss geeinigt. Der sogenannte „Augsburger Weg“sollte Gegnern und Befürwortern der nicht unumstrittenen Stolpersteine gerecht werden. Beide Erinnerungszeichen werden dort angebracht, wo das Grauen seinen Ausgang nahm: an den Wohnhäusern der Deportierten.
Sowohl die Stolpersteine als auch die Erinnerungsbänder werden von Augsburger Bürgern gestiftet und von den Initiativen „Erinnerungswerkstatt“und „Initiativkreis Stolpersteine“koordiniert. Bislang wurden 15 Steine mit Messingplatten des bekannten Stolperstein-Künstlers Gunter Demnig in der Stadt verlegt und sieben Erinnerungsbänder angebracht.
Trotz aller Einigung auf den „Augsburger Weg“schwelt im Hin- tergrund ein Streit. Bei der Initiative für Stolpersteine und bei einigen Angehörigen von NS-Opfern ist man unzufrieden mit der Auslegung des Opferbegriffs. Nach einem Beschluss des Stadtrates nämlich werden die beiden Erinnerungszeichen nur für Opfer zugelassen, die unter den Nationalsozialisten zu Tode kamen oder an den Folgen von Inhaftierung, Flucht und Zwangsarbeit starben.
Manchen beantragten Stolperstein hatte die Stadt Augsburg nicht genehmigt, weil sie die Kriterien nicht erfüllt sah. Das stieß bei der Initiative auf Unverständnis. Dort fasst man den Opferbegriff weiter. Sie will auch Menschen einen Stolperstein widmen, die im Nationalsozialismus drangsaliert wurden und Leid erfahren mussten, aber nicht zu Tode kamen. Man wolle keine Opfer erster und zweiter Klasse, lautet die Begründung.