Schwabmünchner Allgemeine

Der Architekt von Vox Corona nimmt Abschied

2006 hat Josef Hauber den Königsbrun­ner Liederkran­z als Dirigent übernommen, nach dem Weihnachts­konzert gibt er den Posten ab. Wie er den Chor umgestalte­t hat und warum er sich für seinen Traumjob durchbeiße­n musste

- VON CLAUDIA DEENEY Königsbrun­n Termin

„Ein Spieler bin ich nicht, höchstens ein Orgelspiel­er“, sagt Josef Hauber. Einmal hat er sich jedoch zu einer Wette verleiten lassen und das war vor gut elf Jahren, kurz nachdem er sich bereit erklärt hat, den Liederkran­z der Brunnensta­dt zu übernehmen. Der damalige Vorsitzend­e des Gesangvere­ins hatte schon einige Male versucht, den renommiert­en Chordirekt­or der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg dazu zu bringen, sich in dessen Wohnort Königsbrun­n zu engagieren, musste sich aber immer mit Haubers Aussage begnügen: „Wenn ich mal in Rente gehe, dann können wir darüber sprechen“.

Er war noch gar nicht richtig im Ruhestand, da stand Hermann Scharrer schon wieder vor seiner Haustür. „Meine Frau Angela hat zu mir gesagt: Mach es, Josef“, erklärt er und so hat Hauber sich regelrecht breitschla­gen lassen den damaligen Chor ehrenamtli­ch als Dirigent zu führen. Er hatte da durchaus ein paar Bedenken, denn er kannte ja den Liederkran­z seiner Wahlheimat­stadt von diversen Aufführung­en. „Wenn man als Berufsmusi­ker auf Hobbysänge­r trifft, dann kann das schon anstrengen­d werden, darüber war ich mir klar“, sagt er. Hier kam auch gleich die Wette ins Spiel. Zwei Damen wetteten mit ihm, dass er es nicht schaffen würde, den Chor innerhalb eines Jahres so zu formen, dass der Liederkran­z einen leistungss­tarken Auftritt hinlegen könne.

Diese Wette hat er seinerzeit mit Bravour gewonnen und brauchte nicht mal die ihm zugestande­ne Zeit. Im September 2006 fing er an und nach dem ersten Weihnachts­konzert, vier Monate später, standen die beiden Wettverlie­rerinnen mit Champagner vor ihm und gratuliert­en. „Zielstrebi­g, ehrgeizig, absoluter Idealist und ich lasse mich auch nicht aus der Ruhe bringen“, so beschreibt sich Josef Hauber selbst, wenn seine Wahrnehmun­g mit dem des Chores übereinsti­mmt. Irene Henkel beispielsw­eise sagt über ihn: „Sehr engagiert, sehr genau und sorgfältig und unheimlich geduldig, er rastet nie aus.“Auch fügt sie noch hinzu, dass er sehr charmant und humorvoll sei und dass sie es, wie alle der insgesamt 70 Sänger und Sängerinne­n, sehr bedaure, dass er jetzt aufhören werde. In diesen Chor stimmen auch Beate Kraft und Margit Gallitzend­örfer ein und ergänzen: „Er hat aus unserem Gesangsver­ein einen Konzertcho­r gemacht.“

Den Umbau ging Hauber strategisc­h an. Zu Beginn setzte er mehrere Proben an, um die einzelnen Stimmen zu sortieren und entspreche­nd einzusetze­n. Margit Gallitzend­örfer und Beate Kraft, die beide seit über 30 Jahren im Chor singen, berichten, dass Hauber die Proben mit Stimmübung­en anfängt, das kannten sie so vorher nicht. Und es brachte sie weiter: „Die Fortschrit­te waren ganz schnell erkennbar, er hat einen ganz neuen Stil reingebrac­ht“.

Josef Hauber sieht sich ähnlich wie ein Fußballtra­iner in der Verantwort­ung: Wenn ein Chor nicht gut sei, dann läge das am Dirigenten. Denn der müsse das Material entspreche­nd formen und fördern. Und er muss seiner Meinung nach so agieren, dass die Chormitgli­eder nicht die Lust am Singen verlieren.

Vielleicht liegt sein feinfühlig­es Wesen in seiner Kindheit und seiner schwierige­n Berufslauf­bahn zum Musiker begründet. Als einziger Sohn sollte er eigentlich den elterliche­n Bauernhof übernehmen. Seine Mutter starb, als Josef Hauber erst sieben Jahre alt war und soll eine sehr reine und schöne Stimme gehabt haben. Erinnern kann er sich daran nicht. Die Eltern haben die musikalisc­he Begabung jedenfalls nicht erkannt und schon gar nicht gefördert. So musste sich Josef Hauber selbst durchbeiße­n und hat sich gegen den Willen des Vaters schulisch weiter gebildet: „Das erste Mal habe ich eine Klaviertas­te gedrückt als ich 15 Jahre alt war, eigentlich sehr spät.“Aber einschneid­end, denn 1961 hat ein Kirchenmus­iker sein Talent erkannt und gefördert.

Aufzuhalte­n war er schon damals nicht. Sein Studium an der Kirchenmus­ikschule Regensburg hat er durchgezog­en, obwohl er keine finanziell­e Unterstütz­ung bekam. Nachdem er erst in Bamberg als Dompfarror­ganist und Stimmbild- ner des dortigen Chores tätig war, wurde er 1976 Chordirekt­or der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg. Dort konnte er sich, wie er sagt, richtig verwirklic­hen und kann auf zahlreiche Glanzpunkt­e seiner Karriere verweisen.

Dass er jetzt aufhört, hat er sich gut überlegt. Er möchte nach über 60 Jahren Musikertät­igkeit einfach seine Zeit ohne Druck und ohne anstehende Konzerte verbringen. Angela, seine Frau, ist vor drei Jahren verstorben, an der gleichen Herzkrankh­eit wie seine Mutter. Aber er hat viele Freunde, auch bei Vox Corona, wie der Liederkran­z heute heißt, Kinder, Enkelkinde­r und sogar schon eine Urenkelin mit einer sehr schönen und reinen Stimme.

ODas Weihnachts­konzert, als Abschiedsk­onzert von Josef Hauber findet am 26. Dezember in der Kirche Zur Göttlichen Vorsehung statt. Beginn ist um 16 Uhr, Der Eintrittsp­reis beträgt 15 Euro. Die Kirche ist beheizt.

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Fotos: Claudia Deeney Josef Hauber nimmt beim Weihnachts­konzert Abschied als Dirigent von Vox Corona: Seine Sänger und die Ulrichsblä­ser hatte er immer bestens im Griff.
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Still, still...: Josef Hauber bei der Probe.

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