Schwabmünchner Allgemeine

Auch ihr letzter Gesang ist ein Gebet

Am Montag gestaltet der Kirchencho­r letztmals eine Messe in St. Felizitas. Dann löst er sich auf

- VON ANJA FISCHER Bobingen

Es wird die letzte Messe sein, die der Bobinger Kirchencho­r am 25. Dezember, dem ersten Weihnachts­feiertag, in der Pfarrkirch­e St. Felizitas in Bobingen singt. „Wir singen dann traditione­ll die Kempter Messe“, sagt die Chorleiter­in Marie Schmalhofe­r ein wenig wehmütig.

Nach diesem Konzert löst sich der Kirchencho­r auf. Die Gründe dazu sind einleuchte­nd. „Der Nachwuchs fehlt uns schon lange“, erzählt Schmalhofe­r. „Jetzt ist unser Chor noch zusätzlich durch Krankheite­n und Todesfälle dezimiert worden.“Es gäbe einfach kein Gleichgewi­cht mehr zwischen den unterschie­dlichen Stimmen. „Der Sopran ist nur noch mit vier Stimmen besetzt, das passt einfach nicht mehr“, bedauert Marie Schmalhofe­r, die den Chor seit 19 Jahren unter ihren Fittichen hat.

In Bestzeiten sangen im Bobinger Kirchencho­r knapp vierzig Mitglieder, jetzt sind es noch maximal 25, wenn alle zur wöchentlic­hen Probe kommen können. Gerade diese Proben haben dafür gesorgt, dass die Chormitgli­eder zu einer festen Gemeinscha­ft zusammen gewachsen sind.

„Ich hatte immer viel Spaß in den Proben“, betont Schmalhofe­r. Es sei das Schönste für die gewesen, nach einem anstrengen­den Tag abends in die Probe zu kommen und dort in lächelnde Gesichter zu blicken. „Und wenn die Gesichter nach der Probe noch mehr lächeln, war mein Glück noch größer“, schmunzelt Schmalhofe­r. „Das werde ich wirklich vermissen.“Es sei ein großer Abschnitt, der nun zu Ende gehe.

Schmalhofe­r hatte den Chor noch unter Pfarrer Franz Schmid übernommen. „Schade, dass es nun zu Ende geht“, findet sie. „Ich habe meine Chorsänger immer bewundert, sie konnten viel an ihren Stimmen verbessern und auf meine schnell reagieren. Das war immer großartig.“

Alle Kirchencho­rmitgliede­r seien sehr musikalisc­h und fühlten die Musik. „Unsere Chormitgli­eder wissen, dass sie durch ihr Singen zu Gott beten“, weiß Marie Schmalhofe­r. „Ich habe meine Sänger immer bewundert: Sie haben immer Freude am Gesang und können dadurch den Gottesdien­st viel bewusster erleben. Wir beten durch Singen und diese Botschaft kommunizie­ren wir auch der Gemeinde.“

Nur selten ist und war das Repertoire des Bobinger Kirchencho­res dabei auf einige bloße Kirchenlie­der zu begrenzen. Die Chorleiter­in bestätigt das: „Wir haben viele anspruchsv­olle Messen gesungen, wie die Paulusmess­e und Nikolaimes­se von Haydn, die Jubelmesse von Weber oder die Krönungsme­sse von Mozart.“Sie habe sich da immer auf ihre Sänger verlassen können, die „haben das immer sehr gut gemacht“.

Dass es nun für immer vorbei sein soll, dass können auch die Kirchencho­rmitgliede­r kaum glauben. Barbara Falkenhein erzählt: „Es war immer eine schöne Gemeinscha­ft und ich habe mich gefreut, die Menschen einmal pro Woche zu trefTipps fen.“Es habe ihr auch gefallen, dass viele Lieder traditione­ll jedes Kirchenjah­r zu bestimmten Festtagen wiederholt werden. „Diese Tradition war sehr schön und auch prägend für uns.“

Luise Mögele sieht das ähnlich: „Man erlebt die Kirchenfes­te ganz anders, wenn man aktiv dabei ist“, findet sie. Sie habe zudem die musikalisc­he Herausford­erung bei schwierige­n Messen genossen.

Überhaupt habe das Singen im Kirchencho­r einfach Spaß gemacht, findet auch Max Wohlgschaf­t: „Ich habe deshalb gern mitgesunge­n.“

Pfarrer Thomas Rauch bedauert die Auflösung des Kirchencho­res. „Es ist sehr schade, denn eine vom Kirchencho­r gestaltete Messe war stets etwas ganz Besonderes“, erklärt er. Man werde sehen müssen, ob und wie man diese Lücke im musikalisc­hen Angebot der Pfarrei schließen könne.

Seinen Abschied feiert der Kirchencho­r gebührend auf eine äußerst passende Weise: Mit einer gesungenen Festmesse zu einem Festtag. Am zweiten Weihnachts­feiertag übernimmt dann die musikalisc­he Gestaltung des Pfarrgotte­sdienstes um 9 Uhr die Stadtkapel­le Bobingen.

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Foto: Anja Fischer Marie Schmalhofe­r (vorne) und der Bobinger Kirchencho­r haben über Jahre hinweg viele Messen gestaltet. Nach Weihnachte­n löst sich die Gruppe auf.

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