Für die Mission Gold braucht er Geld
Stephan Mägele aus Petersdorf hat Muskeldystrophie und ist dennoch ein erfolgreicher Sportler. Um 2018 zur Weltmeisterschaft in Italien zu fahren, sammelt er nun das Geld für einen neuen Sport-Rollstuhl
Stephan Mägele aus Petersdorf hat eine Mission. Er ist – mit und für die PowerchairHockey-Nationalmannschaft – auf der „Mission Gold“. Ob er im April nächsten Jahres als Spieler für die Weltmeisterschaft nominiert wird, hängt von zweierlei ab: Von seinen Hockey-Fähigkeiten und der Technik. Das Training, das einmal wöchentlich stattfindet, nimmt der 26-Jährige sehr ernst. Doch die Technik könnte zum Knackpunkt werden. Stephan Mägele hat Muskeldystrophie, eine Muskelkrankheit, die Stück für Stück immer mehr Muskeln angreift und diese lähmt. Um bei der Powerchair-Hockey-Nationalmannschaft mithalten zu können, braucht er nun einen neuen, ganz speziellen Sport-Rollstuhl. Kostenpunkt: 18 770 Euro.
Die Krankenkassen finanzieren einen Rollstuhl für den tagtäglichen Gebrauch, doch Stephan Mägele braucht ein ganz besonderes Modell für den Hockey-Sport. Wendig und schnell müsse der neue Rollstuhl sein. Auch eine große Batterie sei wichtig und, „dass ich nicht so leicht mit dem Rollstuhl umfallen kann“, beschreibt Stephan Mägele sein Wunschmodell. Hinzu kommt eine neue medizinische Notwendigkeit, denn seit Juni wird der junge Sportler auch tagsüber beatmet – und der Rollstuhl braucht dazu entsprechendes Zusatz-Equipment. Um aus der „Vision Gold“eine „Mission Gold“zu machen, hat der Petersdorfer nun ein Crowdfunding-Projekt ins Leben gerufen. 60 Prozent der benötigten Summe hat der 26-Jährige schon eingesammelt.
Rund 11385 Euro weist die Crowdfunding-Seite am gestrigen 8. Dezember aus (siehe Infobox). Noch bis 22. Dezember soll die Aktion gehen. Nur wenn die Anzahl der Unterstützer noch steigt, beziehungsweis nur dann, wenn sich genügend Investoren finden, die einen kleinen Beitrag dazugeben, wird sein Traum wahr. „Jeder darf spenden, was er mag“, erklärt er das Prinzip. Zudem gibt es Prämien, die diejenigen, die spenden, bekommen können. „Wer mein Trikot von der Weltmeisterschaft 2014 möchte, muss 70 Euro in die Spendendose werfen“, nennt der 26-Jährige ein Beispiel. Auch andere Trikots und Fanschals sind im „Shop“zu bekommen. Zur Spenden-Halbzeit will der Sportler eine besondere Prämie einstellen, verrät er online.
Um die sportliche Herausforderung sorgt sich der Petersdorfer keineswegs. Er ist sich sicher: Mit dem neuen Rollstuhl bekommt er einen der zehn heiß begehrten Plätze. 15 Spieler gibt es aktuell. Nur zehn werden für die Weltmeisterschaft im Powerchair-Hockey, die vom 24. September bis zum 1. Oktober in Lignano Sabbiadoro, Italien, stattfindet, nominiert. Zuversichtlich ist er auch mit Blick auf seine erfolgreiche sportliche Vergangenheit. Der Sport, den er bereits seit seiner Schulzeit in der Fritz-FelsensteinSchule in Königsbrunn ausübt, ist seine größte Leidenschaft. Als Mitglied des Münchner TSV Forstenrieds, bei den Munich Animals, hat er zwei Mal die deutsche Meisterschaft und andere Turniere gewonnen. Auch auf die Auszeichnung als bester Verteidiger in der 1. Bundesliga ist er stolz. 2011 schaffte er es erstmals, für die deutsche Nationalmannschaft nominiert zu werden, bei der Weltmeisterschaft 2014 kam das Team auf Rang 5. Im vergangenen Jahr holten sie Bronze. Nun soll Gold folgen.
Nur dann, wenn Stephan Mägele bis zum 22. Dezember das Geld zusammenbekommt, bleiben die Spender auch Spender. Sonst bekommen sie das Geld zurücküberwiesen. So lautet das Prinzip der Crowdfunding-Seite. Klappt alles, so wie der ambitionierte Sportler sich das wünscht, kann er seinen neuen Sportrollstuhl – ein Degonda Rehab S.A. soll es werden – bestellen. Auf das Grundgerüst des speziellen Sport-Rollstuhls kommt dann das Equipment, das der 26-Jährige trotz seiner Behinderung bedienen kann. Gewisse Bauteile sind dem aktuellen Modell durchaus ähnlich.
So nutzt er das T-Stück an der Front beispielsweise als Schläger zum Führen und Schlagen. Via Steuerung kann er den Rollstuhl bewegen. Sobald der neue Rollstuhl geliefert ist, würde sich Stephan Mägele ans Training machen, denn: Bis zur Nominierung im April und zur Meisterschaft im September will er seinen neuen Rollstuhl perfekt beherrschen.