„Ich sehe uns als leistungsorientiert“
Nach 20 Jahren in Dillingen hat Gerhard Schweiger im Herbst die Leitung der Fritz-Felsenstein-Schule in Königsbrunn übernommen. Was er hier gestalten möchte und was ihm am Image der Förderschulen nicht gefällt
Seit September ist Gerhard Schweiger Leiter der Fritz-Felsenstein-Schule in Königsbrunn. Für den 58-Jährigen ist es eine große Umstellung: Zuvor leitete er 20 Jahre die Schule der Regens-WagnerStiftung in Dillingen. Im Interview sagt er, warum er sich zu dem Schritt entschlossen hat und was er an der neuen Wirkungsstätte bewegen will.
Nach mehr als 20 Jahren noch einmal etwas Neues anzufangen, ist ein großer Schritt. Was hat Sie dazu bewogen?
Es war tatsächlich eine sehr komplexe Entscheidung. Ein Grund war natürlich die Anfrage der Regierung von Schwaben. Dem Dienstherren ist man es zumindest schuldig, sich eingehend mit dem Thema zu befassen. Ein zweiter Grund war, dass man nach 20 Jahren in leitender Funktion am selben Ort nicht mehr die ganz großen Berge versetzen kann. Die Schule in Dillingen hat eine gute Entwicklung genommen und es gab mehrere gute Leute in der erweiterten Führungsriege, die die Aufgabe übernehmen konnten – das war der dritte Grund für meine Entscheidung. Zudem hatten wir mit dem Fritz-Felsenstein-Haus schon in den 1998 bis 2004 an einem Projekt zu den Feldern Team- und Organisationsentwicklung und später auch zum Thema Schulfinanzierung zusammengearbeitet. Dadurch hatte ich schon einige Einblicke in die Arbeit des FFH und wusste, dass es eine interessante, spannende Aufgabe sein würde und dass auch der Träger sich engagiert für die Weiterentwicklung der Schule einsetzt.
Sie sprechen die Entwicklungen in Dillingen an. Worauf sind Sie besonders stolz?
Das Thema Teamstrukturen ist mir sehr wichtig und die „Erweiterte Schulleitung“, um mehr Lehrern Entscheidungskompetenzen zu geben. In Dillingen haben wir in jeder Stufe ein Team gebildet und Koordinatoren als Bindeglieder für jede Stufe eingesetzt. Das hat sich als sehr effektiv erwiesen. In Königsbrunn findet das alles in einem größeren Rahmen statt: Hier haben wir 273 Schüler und 71 Lehrer, in Dillingen ist die Schule ziemlich genau halb so groß.
Was hat Sie motiviert, Förderschullehrer und dann mit 38 Jahren sehr jung Schulleiter zu werden?
Ich hatte eigentlich einen Studienplatz für Jura. Aber im Zivildienst habe ich mit behinderten Menschen gearbeitet und gemerkt, dass das eine Arbeit ist, die mich erfüllt. Also habe ich auf Sonderpädagogik umgeschwenkt. Die Leitungsposition kam eher überraschend. Ich kam als Konrektor nach Dillingen. Unerwartet wurde ich schon nach drei Jahren gebeten, die Leitung der Schule zu übernehmen. Sehr stolz waren wir als Kollegium, als uns im Jahr 2005 der I.S.I-Award verliehen wurde. (Mit dem „Innere Schulentwicklung Innovationspreis“präJahren miert die Stiftung Bildungspakt Bayern die Schulqualität. Anmerkung der Redaktion)
Was möchten Sie nun in Königsbrunn gestalten? Was haben Sie sich vorgenommen?
Die Teamentwicklung wird ein zentrales Thema bleiben. Wir wollen unser Förderangebot aufrechterhalten, aber auch Schülern den Weg auf die Regelschule ermöglichen. Darüber hinaus beschäftigen wir uns damit, wie wir das Förderangebot für Schüler, die nach dem Lehrplan für die Mittelschule unterrichtet werden, ausbauen und verbessern können. Langfristig denken wir daran, auch nicht behinderte Schüler aufzunehmen. Vielleicht lassen sich noch mehr Partnerklassen bilden. Im Grundschulbereich haben wir schon eine gute Kooperation mit der Grundschule Königsbrunn-West.
Wie möchten Sie die Schule nach außen hin dargestellt sehen?
Förderschulen haben oft das Image als Wohlfühlschulen. Ich sehe uns aber als leistungsorientiert. Natürlich sollen sich die Kinder bei uns auch wohlfühlen, aber jeder soll auch im Rahmen seiner Möglichkeiten das Beste aus sich herausholen.
Welche Planungen gibt es fürs Jubiläum 50 Jahre Felsenstein-Haus?
Schweiger: Den Auftakt bildet ein Festakt am 1. Februar in der Aula, den unsere Schülersprecher mit moderieren werden. Am 6. und 7. Juli laden wir dann zu einem Jubelwochenende mit vielen attraktiven Angeboten und Aktionen ein. Am 20. Oktober 2018 werden wir zum Abschluss noch einen großen Fachtag veranstalten.