Ein Fahrplan nicht nur für die Staudenbahn
Der Freistaat vergibt die Streckennetze der Region und löst dabei Versprechen für die Verbindung nach Langenneufnach ein. Münchenpendler aus dem Raum Bobingen müssen noch länger auf kurzen Takt warten
Die Reaktivierung der Staudenbahn zwischen Langenneufnach und Gessertshausen dürfte 2021 Wirklichkeit werden. Der bessere Anschluss der Räume Bobingen und Schwabmünchen über Buchloe nach München und in Richtung Schweiz wird erst sehr viel später im Zusammenhang mit dem Ausbau der zweiten Stammstrecke durch München kommen.
Das geht aus den Ausschreibungsunterlagen für den Schienenpersonennahverkehr im Großraum Augsburg hervor. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) bietet ihn europaweit an. Die Bewerber haben viele Auflagen hinsichtlich Finanzkraft, Komfort, Zuverlässigkeit und Kundenservice zu erfüllen. Das erste Los, welches einen Start ab 2021 vorsieht, beinhaltet unter anderem als kleinen Abschnitt die Staudenbahn – insgesamt geht es um 3,3 Millionen Zugkilometer pro Jahr.
Die heimische Staudenbahngesellschaft wird aufgrund der Größe des Leistungspakets und der vorausgesetzten Kapitaldecke keine Chancen auf einen Zuschlag haben, sagt Langenneufnachs Bürgermeister Josef Böck. Höchstens in Kooperation mit einem großen Eisenbahnunternehmen. Aber das sei nicht das eigentliche Ziel: „Unsere Betriebsgesellschaft hat die Aufgabe, die Strecke zu unterhalten und in sie zu investieren. Sie betreibt das Netz. Befahren können es andere. Sie zahlen dafür eine Art Kilometergeld.“
Ihm sei es wichtig, dass künftig 20 Zugpaare pro Tag zwischen Langenneufnach und Augsburg pendeln. Nicht alle dieser Verbindungen werden ohne Umsteigen angeboten. Geplant ist eine mindestens stündliche Bedienung der Staudenbahn auf dem Abschnitt Gessertshausen – Langenneufnach. Nur im Berufs- und Schülerverkehr gibt es nach Augsburg durchgehende Fahrten sowie zusätzliche Züge, die an die Schulzeiten in Neusäß und Diedorf angepasst sind. Diese Züge ersetzen die heutigen Pendelfahrten zwischen Augsburg und Gessertshausen. Der erste Zug nach dem künftigen Taktfahrplan wird mit dem Beginn des Winterfahrplans am 12. Dezember 2021 starten.
Vorher, so Böck, sei ein ganz anderer Fahrplan abzuarbeiten. Mitte Januar werden die Bürgermeister der Anliegergemeinden bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft das weitere Vorgehen absprechen. Die Schienentrasse sei zu ertüchtigen, Bahnübergänge müssen Schranken bekommen, Haltestationen und Bahnsteige seien auszubauen. Das werde viel Geld kosten, welches die Bahnbetriebsgesellschaft Stauden später von jenem Großunternehmen zurückbekommen soll, welches den Zuschlag für den Schienenpersonenverkehr in der Region erlangt.
Das neue Konzept der Bayerischen Eisenbahngesellschaft ist in zwei große Ausschreibungslose und mehrere Betriebsstufen gegliedert. Es richtet sich nach dem Stand der weiteren Ausbauten der Fernverbindungen von München nach Stuttgart, Zürich und Würzburg. Die Betriebsstufe 1 startet ab 2021 mit der Reaktivierung der Staudenbahn. Stufe 2 soll nach dem Umbau des Augsburger Hauptbahnhofs starten, Betriebsstufe 3 erst nach der Fertigstellung der zweiten S-BahnStammstrecke in München voraussichtlich Ende 2026.
Letztere wird zu einem abermals neuen Fahrplankonzept zwischen München und Buchloe führen mit einer neuen Regional-S-Bahn im 30-Minuten-Takt von Buchloe über Geltendorf in die neue Stammstrecke in München. Davon können dann auch Berufspendler aus dem Süden des Augsburger Landes profitieren, die beispielsweise von Bobingen mit der Lechfeldbahn kommend bei Kaufering zusteigen oder von Schwabmünchen her in Buchloe umsteigen. Kein Thema in dem Konzept für den Schienenpersonennahverkehr ist die Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Augsburg über Bobingen nach Buchloe. Dies ist ein Anliegen insbesondere der Wirtschaft sowie von Bundespolitikern, die dabei vor allem an den Gütertransport von und nach Südwesteuropa sowie in den Alpenraum denken. Im Personennahverkehr würde sie anderes Zugmaterial zulassen.
Hintergrund: Im Dezember 2020 wird die Bahnmagistrale von München nach Zürich durchgehend elektrifiziert sein. Für die Verbindung von Augsburg nach Buchloe wird eine Lücke von 38 Kilometern verbleiben, die nicht von elektrischen Zügen befahren werden kann. Die Elektrifizierung der Bahnstrecke über Bobingen und Schwabmünchen findet sich allerdings noch nicht einmal im Bundesverkehrswegeplan, der alle langfristigen Verkehrsprojekte in Deutschland enthält, wie die Bundestagsabgeordneten Hansjörg Durz (Augsburg-Land) und Volker Ullrich (Augsburg Stadt und Königsbrunn) beklagen.