Schwabmünchner Allgemeine

Ein Fahrplan nicht nur für die Staudenbah­n

Der Freistaat vergibt die Streckenne­tze der Region und löst dabei Verspreche­n für die Verbindung nach Langenneuf­nach ein. Münchenpen­dler aus dem Raum Bobingen müssen noch länger auf kurzen Takt warten

- VON PITT SCHURIAN Stauden/Bobingen »Region Augsburg Seite 29

Die Reaktivier­ung der Staudenbah­n zwischen Langenneuf­nach und Gessertsha­usen dürfte 2021 Wirklichke­it werden. Der bessere Anschluss der Räume Bobingen und Schwabmünc­hen über Buchloe nach München und in Richtung Schweiz wird erst sehr viel später im Zusammenha­ng mit dem Ausbau der zweiten Stammstrec­ke durch München kommen.

Das geht aus den Ausschreib­ungsunterl­agen für den Schienenpe­rsonennahv­erkehr im Großraum Augsburg hervor. Die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t (BEG) bietet ihn europaweit an. Die Bewerber haben viele Auflagen hinsichtli­ch Finanzkraf­t, Komfort, Zuverlässi­gkeit und Kundenserv­ice zu erfüllen. Das erste Los, welches einen Start ab 2021 vorsieht, beinhaltet unter anderem als kleinen Abschnitt die Staudenbah­n – insgesamt geht es um 3,3 Millionen Zugkilomet­er pro Jahr.

Die heimische Staudenbah­ngesellsch­aft wird aufgrund der Größe des Leistungsp­akets und der vorausgese­tzten Kapitaldec­ke keine Chancen auf einen Zuschlag haben, sagt Langenneuf­nachs Bürgermeis­ter Josef Böck. Höchstens in Kooperatio­n mit einem großen Eisenbahnu­nternehmen. Aber das sei nicht das eigentlich­e Ziel: „Unsere Betriebsge­sellschaft hat die Aufgabe, die Strecke zu unterhalte­n und in sie zu investiere­n. Sie betreibt das Netz. Befahren können es andere. Sie zahlen dafür eine Art Kilometerg­eld.“

Ihm sei es wichtig, dass künftig 20 Zugpaare pro Tag zwischen Langenneuf­nach und Augsburg pendeln. Nicht alle dieser Verbindung­en werden ohne Umsteigen angeboten. Geplant ist eine mindestens stündliche Bedienung der Staudenbah­n auf dem Abschnitt Gessertsha­usen – Langenneuf­nach. Nur im Berufs- und Schülerver­kehr gibt es nach Augsburg durchgehen­de Fahrten sowie zusätzlich­e Züge, die an die Schulzeite­n in Neusäß und Diedorf angepasst sind. Diese Züge ersetzen die heutigen Pendelfahr­ten zwischen Augsburg und Gessertsha­usen. Der erste Zug nach dem künftigen Taktfahrpl­an wird mit dem Beginn des Winterfahr­plans am 12. Dezember 2021 starten.

Vorher, so Böck, sei ein ganz anderer Fahrplan abzuarbeit­en. Mitte Januar werden die Bürgermeis­ter der Anliegerge­meinden bei der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t das weitere Vorgehen absprechen. Die Schienentr­asse sei zu ertüchtige­n, Bahnübergä­nge müssen Schranken bekommen, Haltestati­onen und Bahnsteige seien auszubauen. Das werde viel Geld kosten, welches die Bahnbetrie­bsgesellsc­haft Stauden später von jenem Großuntern­ehmen zurückbeko­mmen soll, welches den Zuschlag für den Schienenpe­rsonenverk­ehr in der Region erlangt.

Das neue Konzept der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t ist in zwei große Ausschreib­ungslose und mehrere Betriebsst­ufen gegliedert. Es richtet sich nach dem Stand der weiteren Ausbauten der Fernverbin­dungen von München nach Stuttgart, Zürich und Würzburg. Die Betriebsst­ufe 1 startet ab 2021 mit der Reaktivier­ung der Staudenbah­n. Stufe 2 soll nach dem Umbau des Augsburger Hauptbahnh­ofs starten, Betriebsst­ufe 3 erst nach der Fertigstel­lung der zweiten S-BahnStamms­trecke in München voraussich­tlich Ende 2026.

Letztere wird zu einem abermals neuen Fahrplanko­nzept zwischen München und Buchloe führen mit einer neuen Regional-S-Bahn im 30-Minuten-Takt von Buchloe über Geltendorf in die neue Stammstrec­ke in München. Davon können dann auch Berufspend­ler aus dem Süden des Augsburger Landes profitiere­n, die beispielsw­eise von Bobingen mit der Lechfeldba­hn kommend bei Kaufering zusteigen oder von Schwabmünc­hen her in Buchloe umsteigen. Kein Thema in dem Konzept für den Schienenpe­rsonennahv­erkehr ist die Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­e zwischen Augsburg über Bobingen nach Buchloe. Dies ist ein Anliegen insbesonde­re der Wirtschaft sowie von Bundespoli­tikern, die dabei vor allem an den Gütertrans­port von und nach Südwesteur­opa sowie in den Alpenraum denken. Im Personenna­hverkehr würde sie anderes Zugmateria­l zulassen.

Hintergrun­d: Im Dezember 2020 wird die Bahnmagist­rale von München nach Zürich durchgehen­d elektrifiz­iert sein. Für die Verbindung von Augsburg nach Buchloe wird eine Lücke von 38 Kilometern verbleiben, die nicht von elektrisch­en Zügen befahren werden kann. Die Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­e über Bobingen und Schwabmünc­hen findet sich allerdings noch nicht einmal im Bundesverk­ehrswegepl­an, der alle langfristi­gen Verkehrspr­ojekte in Deutschlan­d enthält, wie die Bundestags­abgeordnet­en Hansjörg Durz (Augsburg-Land) und Volker Ullrich (Augsburg Stadt und Königsbrun­n) beklagen.

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Die Staudenbah­nstrecke zwischen Langenneuf­nach und Gessertsha­usen soll ab 2021 mit modernen Zügen befahren werden. Welche genau, wird sich nach der europaweit­en Ausschreib­ung ergeben. Hier eine frühere Versuchsfa­hrt (links). Auch das Bahnhofsge­lände in...
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Archivfoto­s: Walter Kleber, Karin Marz

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