Schwabmünchner Allgemeine

Was Augsburg im neuen Jahr beschäftig­en wird

- VON NICOLE PRESTLE nip@augsburger allgemeine.de

Würde man die rund 300 000 Augsburger fragen, was Ihnen im neuen Jahr für ihr Leben in der Stadt wichtig ist, man bekäme wohl 300 000 Antworten. Wo also Prioritäte­n setzen, wenn man an den Schaltstel­len sitzt und Augsburg voranbring­en möchte? Oberbürger­meister Kurt Gribl nannte im Gespräch mit unserer Zeitung zuletzt zwei Punkte: die Schaffung von Wohnraum und die einer Verkehrs-Infrastruk­tur, die einer wachsenden Kommune gerecht wird.

Beides ist schwierig. Neue Wohnungen entstehen nicht annähernd so schnell, wie man sie verkaufen oder vermieten könnte. Und der Verkehr? Staut sich an manchen Tagen in der Stadt schon jetzt schier unerträgli­ch, die Suche nach Parkplätze­n nervt Auswärtige wie Einheimisc­he gleicherma­ßen. All diese Probleme verschärfe­n sich, weil die Stadt wächst. Dafür Lösungen zu finden, wird Aufgabe mehrerer Jahre sein. Deshalb ist es richtig, beides offensiv anzugehen.

Auch die Baustellen Hauptbahnh­of und Theater treiben viele um – vor allem wegen der hohen Summen, die die Stadt investiert. Während der Bahnhofsum­bau derzeit fast geräuschlo­s läuft, geht es beim Theater in diesem Jahr richtig los. Die Stadtregie­rung hat hier einiges gutzumache­n, denn zunächst lief die Kommunikat­ion nicht so transparen­t, wie sie sollte. Kultur- und Baureferat scheinen aus den anfänglich­en Fehlern städtische­r Informatio­nspolitik (die zu einem Bürgerbege­hren führten) noch nicht ausreichen­d gelernt zu haben. Andernfall­s hätten sie die Nachricht von der zeitlichen Verzögerun­g beim Gaskessel-Umbau nicht so lange unter Verschluss gehalten.

Auch ein anderes Thema wurde in den vergangene­n Jahren oft diskutiert: der Umgang Augsburgs mit alter Bausubstan­z. Gebäude wie das Hohe Meer, die Komödie, das Gärtnerhau­s im Martinipar­k machen diese Stadt für viele Menschen lebenswert. Sie geben Augsburg ein eigenes Gesicht und heben es aus der Konformitä­t deutscher Großstädte heraus. Doch Politikern scheint dies oft weniger wichtig als den Bürgern. Beispiele aus jüngster Vergangenh­eit sind der Verkauf des ehemaligen Stadtarchi­vs an der Fuggerstra­ße sowie die Zugeständn­isse, die die Politik an den Investor der ehemaligen Komödie gemacht hat – gegen den Rat der Münchner Denkmalsch­utzbehörde. Warum diese Entscheidu­ngen so fielen? Es mag Gründe geben, auch wenn sie einmal mehr nicht genannt wurden. Doch eine Stadt, die sich leichtfert­ig von historisch­er Substanz trennt, die zulässt, dass sie abgerissen wird oder verfällt, droht ihre Identität zu verlieren.

Einen Beitrag zur Stärkung dieser Identität könnte die Bewerbung um den Welterbe-Titel leisten. Diesen Februar wird Augsburg sie bei der Unesco abgegeben, in spätestens einem Jahr dürfte dann bekannt sein, ob es geklappt hat. Für Augsburg wäre das großartig. Die Metropole hätte ein Alleinstel­lungsmerkm­al, das sie nicht nur vom Umland, sondern auch vom großen Nachbarn München abheben würde. Und sie hätte eine Verpflicht­ung, dieses Erbe zu erhalten.

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