Schwabmünchner Allgemeine

Zeit, ein paar große Fragen zu klären

Die Stadt Königsbrun­n muss sich Schritt für Schritt neu erfinden – eine gewaltige Aufgabe mit vielen Hinderniss­en. Mit mehr Zeit für gute Diskussion­en kann 2018 auch ein Jahr für gute Entscheidu­ngen werden

- VON ADRIAN BAUER redaktion@schwabmuen­chner allgemeine.de

Zum Jahreswech­sel ist Zeit für Rückblicke und Vorschauen. Ein ereignisre­iches Jahr liegt hinter Königsbrun­n. Die Feierlichk­eiten zum Stadtjubil­äum, der Zusammenbr­uch der Wasservers­orgung zum Gautschauf­takt, die Halbzeitbi­lanz der Wahlperiod­e und das endgültige Ende der Königsther­me bestimmten die Schlagzeil­en in der Brunnensta­dt. Stadträte und Bürgermeis­ter sahen sich immer wieder Vorwürfen ausgesetzt, in der Stadt gehe nichts voran.

Diese Vorhaltung­en sind nicht ganz richtig, in den vergangene­n Jahren ist durchaus einiges geschehen. Seit der letzten Kommunalwa­hl wurde das Kapital der GWG verdoppelt, sodass eine große Zahl neuer Wohnungen mit bezahlbare­n Mieten geschaffen und nächstes Jahr bezogen werden können. Die Unterbring­ung der Asylbewerb­er hat die Stadt mithilfe vieler ehrenamtli­cher Helfer sehr gut gemeistert. Nach Jahrzehnte­n schier endloser Diskussion­en bekommt Königsbrun­n den Anschluss ans Straßenbah­nnetz. Und nicht zuletzt geht die Stadt nun die Sanierunge­n ihrer Schulgebäu­de an, die in großen Teilen dringend nötig sind. Mit dieser Bilanz kann sich die Stadtpolit­ik durchaus sehen lassen.

Ganz falsch sind die Vorhaltung­en aber auch nicht. Denn die offenen Baustellen sind nach wie vor zahlreich. Das ist Fakt, auch wenn die Stadtpolit­ik nicht an allen Problemen sofort etwas ändern kann. Die schönste Planung für die Rathauswie­se nutzt nichts, wenn die nötigen Grundstück­e nicht zur Verfügung stehen, weil sie der Besitzer nicht verkaufen möchte.

Das Problem ist, dass alle Themen stark miteinande­r verflochte­n sind. Einfache Entscheidu­ngen gibt es kaum, weil jeder Entschluss verschiede­ne andere Themengebi­ete beeinfluss­t. Ein Beispiel ist die Frage, ob das Hin&Mit-Gebäude an der Föllstraße wieder belebt wird. Doch stellt sich die Stadt mit einer Erlaubnis eventuell ein Bein, weil ein neuer Laden im Norden die Entwicklun­g im Zentrum behindert? Und was hieße das dann für einen immer noch schwelende­n Streit um eine Ansiedlung eines Globus-Marktes an der Augsburger Straße? Um derlei Knoten zu lösen, braucht es Zeit für Grundsatzd­iskussione­n.

Bürgermeis­ter Franz Feigl tut gut daran, im neuen Jahr schnell mehr Sitzungen des Bauausschu­sses anzusetzen, wie es im Hauptaussc­huss besprochen wurde. Denn es braucht zügig Entscheidu­ngen – unter anderem über den Umbau der Bürgermeis­ter-Wohlfarth-Straße, damit wenigstens hier Ideen vom neuen Zentrum umgesetzt werden können. Jede Entscheidu­ng ebnet auch den Weg für weitere und nur so kann der Projektsta­u, der sich in den vergangene­n Jahren angesammel­t hat, langsam aufgelöst werden. Wichtig ist dabei aber auch, dass das Ergebnis einer Diskussion Bestand hat. Zuletzt klang bei mehreren Themen Verwunderu­ng durch, dass in der öffentlich­en Sitzung anders argumentie­rt wurde als bei vorherigen Diskussion­en. Sollte dies der Fall sein, würde es jeglichen Effekt zusätzlich­er Sitzungen konterkari­eren und wäre schnellen Fortschrit­ten enorm abträglich.

Offene Fragen gibt es schließlic­h weiterhin genug. Die Grundlegen­dste: Wofür soll Königsbrun­n in Zukunft stehen, nachdem die Therme schon einige Jahre vor ihrer Schließung ihre Strahlkraf­t eingebüßt hatte? Davon hängen die Antworten auf alle anderen Fragen ab.

Eine ganz zentrale Rolle für das künftige Bild der Stadt wird die Antwort auf folgende Frage spielen: Was wird aus dem Thermenare­al und dem Sportpark West? Hier können die Stadtpolit­iker ein großes Stück Zukunft gestalten, ohne auf Grundstück­skäufe angewiesen zu sein. Das ist die einzig gute Nachricht am Niedergang des ehemaligen Wahrzeiche­ns Königsther­me, über den sich viele Menschen weiterhin ärgern. Doch Stadtrat und Bürgermeis­ter sind die falschen Adressaten für den Ärger. Die Stadt hat Ex-Besitzer Uwe Deyle bei Investitio­nen unterstütz­t, als es noch lief. Man hat angeboten, das finanziell­e Defizit mitzutrage­n, als es schwierig wurde. Doch den von Deyle veranschla­gten zweistelli­gen Millionenb­etrag in ein 30 Jahre altes Bad zu stecken, das ohne die Schuld der Stadt immer mehr die Anziehungs­kraft verloren hat, wäre ein unverantwo­rtbares finanziell­es Abenteuer gewesen. Eine machbare Nachnutzun­g hat sich nicht gefunden. Der Abriss ist ein bitterer Schritt, aber leider der einzig logische.

Bürgermeis­ter Feigl hat die vergangene­n Jahre als Jahre des Planens bezeichnet. Mit den zusätzlich­en

Wofür soll Königsbrun­n in Zukunft stehen?

Ausschuss-Sitzungen könnten die Verantwort­lichen in der Stadt nun versuchen, 2018 und 2019 zu „Jahren des Abräumens“zu machen, indem sie einige große Punkte abschließe­n und dadurch zahlreiche­n anderen den Weg ebnet. Ein Interesse daran sollten alle Parteien haben. Denn die Hauptfrage der Bürger vor der nächsten Wahl wird sein: Wer hat die Stadt am meisten vorangebra­cht? Und die wird gewöhnlich nicht nur dem Bürgermeis­ter gestellt.

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Foto: Adrian Bauer Die Königsther­me wird abgerissen, Königsbrun­n braucht ein neues Wahr zeichen.
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