Schwabmünchner Allgemeine

Die CSU – und wer noch? Erst Sturm, jetzt Flut

Die Opposition­sparteien bringen sich für das Landtagswa­hljahr in Stellung. Mit zum Teil klaren Koalitions­aussagen In mehreren Regionen droht Hochwasser

- München SPD Freie Wähler Grüne FDP AfD Linke München

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Zumindest in einer Einschätzu­ng sind sich alle Opposition­sparteien in Bayern einig: dass die Zeit der absoluten Mehrheit für die CSU nach der Landtagswa­hl im Herbst vorbei sein wird. Dann aber geht es auseinande­r: Neben der SPD hoffen auch Grüne und AfD darauf, zweitstärk­ste Kraft zu werden. Und: Nicht nur die Freien Wähler und die FDP machen keinen Hehl daraus, dass sie gerne mit der CSU regieren würden, sondern auch die Grünen. Ein Überblick:

● Die SPD muss kämpfen. In Umfragen liegen die Sozialdemo­kraten seit längerem klar unter ihrem 20,6-Prozent-Ergebnis von 2013. Sie wollen aber die Nummer zwei bleiben: „Wir haben selbstvers­tändlich den Anspruch, die zweite Kraft in Bayern zu sein“, sagt die Landesvors­itzende und Spitzenkan­didatin Natascha Kohnen. Ein fixes Prozent-Wahlziel formuliert sie nicht, sagt nur: „Ich will die SPD in Bayern möglichst stark machen.“Koalitions­aussagen wie von anderen Opposition­sparteien lehnt sie ebenfalls ab. „Das ist eine Entscheidu­ng der Wähler – und nicht im Vorfeld von Politikern“, sagt sie. Kohnen verspricht auch für den Landtagswa­hlkampf einen anderen Stil der politische­n Auseinande­rsetzung – jedenfalls wenn es nach ihr geht. Und sie setzt auf klare Themen, vor allem Wohnen und Familie.

● Sie haben sich schon lange klar positionie­rt: Sie würden gerne mit der CSU regieren. „Wir sind nicht aufs Regieren angewiesen, aber es wäre gut fürs Land“, argumentie­rt Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger. Erster Schritt soll ein Ergebnis von acht bis zehn Prozent sein. „Das halte ich aus heutiger Sicht für realistisc­h.“Aiwanger setzt vor allem auf Themen: die Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e, mehr Geld für Grund- und Mittelschu­llehrer, mehr Kinderbetr­euungsplät­ze – und eine schärfere Asylpoliti­k. Mitregiere­n um jeden Preis wolle man aber nicht.

● Mitregiere­n würden auch die Grünen gerne – und so ihre ureigenen Themen durchsetze­n: vor allem einen besseren Schutz der Lebensgrun­dlagen. Denn mit der Alleinherr­schaft der CSU werde es im Herbst vorbei sein: „Die Menschen sehen, dass es in vielen Bereichen in eine grundfalsc­he Richtung läuft“, sagt Landeschef Eike Hallitzky. „Deshalb kämpfen wir für ein klar zweistelli­ges Ergebnis“, betont er, „damit an unserer grünen Politik für die Zukunft Bayerns niemand mehr vorbeikomm­t.“Um jeden Preis mit der CSU regieren wollen aber auch die Grünen nicht: Es sei klar, dass sich die CSU dafür erst einmal gehörig bewegen müsse.

● Ihr Wahlziel sind acht Prozent. Es dürfen auch mehr sein: „Unser Ergebnis kann gerne zweistelli­g sein“, sagt Landeschef Daniel Föst. Er wolle „nicht wegen der Schwäche der CSU gewählt werden, sondern wegen der Stärke der FDP“. Die FDP sei die „Kraft der Mitte“. „Uns geht es darum, Bayern zu bewegen“, sagt Föst und nennt die Bildungsge­rechtigkei­t und den Ladenschlu­ss. „Das geht leichter in der Regierung, aber es ist auch in der Opposition möglich.“

● Sie hat große Ziele: „Unser Ziel ist, bei der Landtagswa­hl zweit- stärkste Kraft in Bayern zu werden“, sagt Landeschef Martin Sichert. „Dadurch wollen wir einen Schwenk der Politik hin zu dem erreichen, wovon die CSU immer spricht, was sie aber nicht tut.“Sichert verspricht noch mehr Polizisten und eine bessere Ausstattun­g der Beamten – und eine schärfere Asylpoliti­k: „Statt der laschen Abschiebep­raxis der CSU wollen wir jeden Ausreisepf­lichtigen zeitnah abschieben.“Man wolle „einen stärkeren Fokus auf einheimisc­he Bedürftige anstatt auf Asylbewerb­er“legen.

● Die Linke muss mehr als die anderen Parteien bangen, ob es am Ende doch für den Einzug in den Landtag reichen könnte. Landeschef Ates Gürpinar verweist auf die 450000 Stimmen für die Linke bei der Bundestags­wahl und betont: „Es ist mittlerwei­le klar: Es gibt nicht nur die CSU in Bayern.“Es gebe auch „das widerständ­ige Bayern“: Und das seien weder die Grünen noch die „GroKo-SPD“, sondern die Linke.

Nach dem Sturmtief „Burglind“hat am Donnerstag nun auch noch Hochwasser Helfer vielerorts in Bayern in Alarmstimm­ung versetzt. Vor allem nördlich der Donau waren am Donnerstag mehrere Flüsse über die Ufer getreten und hatten Straßen und Wohngebiet­e überflutet.

Dauerregen und Schneefäll­e haben in Oberfranke­n in Verbindung mit der kurz danach einsetzend­en Schneeschm­elze die Flüsse anschwelle­n lassen, erklärten Experten bei der Landesanst­alt für Umwelt die Lage. „Da wir dort nicht die mächtigen Schneehöhe­n wie in höheren Lagen haben, schmilzt der Schnee in den Mittelgebi­rgen schneller weg“, sagte der Leiter des Hochwasser­nachrichte­ndienstes bei der Landesanst­alt für Umwelt, Alfons Vogelbache­r. Derzeit sieht der Experte noch keinen Grund für eine Entwarnung: „Was wir derzeit im Norden Bayerns haben, kann in den nächsten Tagen auch im Süden eintreten“, gab Vogelbache­r zu bedenken. Mit den vom Deutschen Wetterdien­st prognostiz­ierten starken Regenfälle­n im Allgäu und am oberbayeri­schen Alpenrand rechnet er im Iller-Lech-Gebiet mit Hochwasser. Laut dem Deutschen Wetterdien­st ist im Allgäu wegen des erwarteten Starkregen­s in Verbindung mit Schmelzwas­ser bis zum Samstag mit gewaltigen Wassermass­en zu rechnen. Guido Wolz vom Deutschen Wetterdien­st (DWD) geht für die Region zwischen Donnerstag und Freitagabe­nd mit einer Abflussmen­ge von 70 bis 100 Litern pro Quadratmet­er aus. Bei der Abflussmen­ge wird zum aktuellen Niederschl­ag noch das von den Bergen kommende Schmelzwas­ser hinzugerec­hnet.

Mit Hochwasser auf der Donau rechnet der Hochwasser­warndienst erst zum Wochenende. Auf dem Main wird der höchste Wasserstan­d für Freitag erwartet. An der Iller im Landkreis Neu-Ulm soll die Meldestufe drei – das ist bei dem Fluss zugleich die höchste – voraussich­tlich am Freitagvor­mittag überschrit­ten werden. Zu diesem Zeitpunkt wird auch der Scheitel der Hochwasser­welle erwartet.

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Foto: Andreas Gebert, dpa Nicht viel los in der letzten Plenarsitz­ung vor der Weihnachts­pause. Doch wenn es da rum geht, wer ab dem Herbst in Bayern mitregiert, herrscht bereits jetzt ein eifriger Kampf um die Wählerguns­t.

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