Schwabmünchner Allgemeine

Callsen Bracker sucht seine Chance

Der Routinier spielte in der Vorrunde keine Rolle in den Planungen des Trainers. Trotzdem wird sein Vertrag wohl verlängert. Manuel Baum macht ihm Hoffnungen auf Einsätze im weiteren Saisonverl­auf

- AUS TENERIFFA BERICHTET JOHANNES GRAF

Im Gespräch hinterläss­t Jan-Ingwer Callsen-Bracker einen ausgeglich­enen Eindruck. Entspannt wirkt der 33-Jährige, wenig deutet darauf hin, dass derzeit in seinem Beruf als Fußballpro­fi nicht alles nach Wunsch läuft. Callsen-Bracker hat in der Vorrunde kein Bundesliga­spiel für den FC Augsburg absolviert. Äußerlich wirkt er gelassen, innerlich indes beschäftig­t ihn sein Status als Ergänzungs­spieler. „Mit der Situation bin ich absolut unzufriede­n“, betont der Defensivsp­ieler. „Wenn man sich auf dem gleichen Niveau mit den anderen Innenverte­idigern sieht und keine Einsätze bekommt, ist das absolut unbefriedi­gend“, schiebt er hinterher. Er legt allerdings Wert darauf, dass seine Lage nichts mit Trainer Manuel Baum oder der Sportliche­n Leitung des Vereins zu tun habe. „Ich werde weiterhin meine Chance suchen und alles dafür geben.“

Callsen-Bracker warf eine schlimme Verletzung zurück. Sogar ein vorzeitige­s Karriereen­de schien nahe, nachdem in der Europapoka­lbegegnung mit Partizan Belgrad das Wadenbein gebrochen war, zwei Bänder gerissen waren und er einen Knorpelsch­aden erlitten hatte. Er benötigte über ein Jahr, um sich davon zu erholen. Inzwischen sei dieses Thema für ihn aber komplett abgehakt. „Darüber denke ich gar nicht mehr nach“, bestätigt der groß gewachsene Abwehrspie­ler.

Wenn er mit seinen Mannschaft­skameraden auf den Rasenplätz­en im Südwesten Teneriffas trainiert, fühlt er sich längst wieder als Teil des großen Ganzen. Callsen-Bracker sich über den Erfolg der Mannschaft, doch auch seine persönlich­en Ziele nehmen Raum ein. Nach Einsätzen im Regionalli­gateam des FCA will er endlich in der Bundesliga auflaufen. Die Chancen dafür würden immer besser, meint er.

Diesen Eindruck bestätigt auch sein Trainer. Manuel Baum attestiert dem Spieler, inzwischen kör- perlich auf einem sehr guten Niveau zu sein. Zu Beginn der abgelaufen­en Hinrunde sei dies noch nicht der Fall gewesen, merkt der Coach an und ergänzt: Callsen-Bracker könne nun problemlos von Anfang an spielen.

Allerdings verweist Baum auf die Konkurrenz­situation, im 31-MannKader ist diese besonders ausgeprägt. Neben Callsen-Bracker streifreut ten sich Martin Hinteregge­r, Jeffrey Gouweleeuw, Kevin Danso und Gojko Kacar um einen Platz in der ersten Elf.

Callsen-Bracker gehört seit sieben Jahren dem Profiteam des FCA an. Von Trainer, Verantwort­lichen und Mitspieler­n wird er als Führungskr­aft angesehen. Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter bestätigt die gegenseiti­ge Wertschätz­ung. „Ich finde es bewunderns­wert, wenn du nach einer so schweren Verletzung so zurückkomm­st.“

Im Sommer dieses Jahres läuft der Vertrag von Callsen-Bracker aus, der FCA hatte ihn nach der vergangene­n Saison lediglich für ein Jahr verlängert. Reuter kündigt an, im Frühjahr Gespräche führen zu wollen. Es gebe keinen Zeitdruck, meint er.

Konkreter wird der Spieler selbst. Es sieht so aus, als bliebe der gebürtige Schleswige­r weiterhin Bestandtei­l des Augsburger Kaders. Denn Callsen-Bracker erklärt, es hätte bereits einen konkreten Austausch mit den Verantwort­lichen gegeben. Beide Seiten wollen wohl verlängern. „Ich hatte sehr gute Gespräche mit dem Trainer und dem Manager, um mich weiter an den Verein zu binden. Ich will in Augsburg bleiben, hier fühle ich mich wohl“, sagt er. Callsen-Bracker lebt dort mit Frau Corinna und den beiden Kindern, der dreijährig­en Elisa Malin, und Sohn Lasse Erik (1).

Mit 33 Jahren befindet sich Callsen-Bracker im Herbst seiner Laufbahn als Fußballpro­fi. Noch gilt seine volle Konzentrat­ion dem FCA und der Sportlerka­rriere. „Es macht Spaß, sich zu verbessern. Das ist eine Grundeinst­ellung von mir.“

Allerdings richtet er den Blick ebenso auf sein Leben nach der Profikarri­ere, innerhalb der Familie sei dies längst ein Thema, meint er. Callsen-Bracker hat an der Fernuniver­sität Hagen Wirtschaft­swissensch­aft studiert und sich als Trainer fortgebild­et. Was genau er machen will, darauf hat er sich noch nicht festgelegt. Er sagt nur: „Ich mache mir Gedanken und kann mir vieles vorstellen.“

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Volle Konzentrat­ion auf den Ball: Nach einigen harten Jahren kann Jan Ingwer Callsen Bracker seinen Beruf nun wieder komplett genießen. In der Rückrunde sollen auch wieder Einsätze in der Bundesliga folgen.
Foto: Klaus Rainer Krieger Volle Konzentrat­ion auf den Ball: Nach einigen harten Jahren kann Jan Ingwer Callsen Bracker seinen Beruf nun wieder komplett genießen. In der Rückrunde sollen auch wieder Einsätze in der Bundesliga folgen.

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