Der Last Minute Prinz
Die Hollaria suchte einen Faschingsprinzen. Christoph Sonntag sagte spontan zu – und ist jetzt begeistert
Aus einem Scherz wurde bei Christoph Sonntag Ernst: Über das soziale Netzwerk Facebook ist er seit einigen Jahren mit Bianca Valenta verbunden. „Wir kennen uns vom Weggehen in Augsburg. Als ich bei der Bundeswehr in Baden-Württemberg stationiert war, verloren wir uns aber aus den Augen“, erzählt der 27-Jährige. Zumindest in der Realität, denn über Facebook konnte er verfolgen, was sie in den vergangenen Jahren erlebte – oder aber erleben wollte. Denn sie wollte in dieser Faschingssaison als Prinzessin den Thron der Hollaria besteigen. Was fehlte, war der Prinz. „Prinz dringend gesucht!“lautete deshalb auch der Titel eines Artikels unserer Zeitung im vergangenen Oktober. Darin berichtete Valenta von ihrer erfolglosen Suche.
Den Artikel veröffentlichte sie schließlich auch in ihrem sozialen Netzwerk auf Facebook. Dort sah ihn Christoph Sonntag und schrieb ihr eine kurze Nachricht: „Ich mache Dir den Prinz“. Ernst habe er das nicht gemeint. Doch für Scherze hatte Bianca Valenta in ihrer Not keine Nerven mehr. „Am Dienstagabend ist Training“, antwortete sie ihm. Spontan entschied Christoph Sonntag, dass er seine Bekannte nicht hängen lassen und sich das Training zumindest einmal ansehen wollte. „Ich konnte ja nichts. Weder Tanzen noch sonst irgendwas“, erzählt er.
Das hat der gelernte Handwerker im Innenausbau inzwischen gelernt. Denn nach seinem Probetraining schloss sich der 27-Jährige der Hollaria an. „Sie haben mich sehr nett aufgenommen. Ich fühle mich dort sehr wohl. Wir sind Freunde geworden“, erzählt er. Dass er zuvor nur wenig mit dem Fasching zu tun hatte, war für die Mitglieder des Vereins kein Problem. „In den vergangenen fünf Jahren war ich mit meinen Kumpels an Fasching in Köln.“In diesem Jahr müssen seine Freunde allein fahren. Denn der Rehlinger wird in den kommenden Wochen viel zu tun haben.
Über 80 Termine kommen in einer Saison für das Prinzenpaar und die Garde der Hollaria schon einmal zusammen. Christoph Sonntag fühlt sich für die Auftritte gut gewappnet. „Die anderen haben im Sommer mit dem Training begonnen. Als ich im Oktober eingestiegen bin, musste ich schon einiges aufholen. Aber das hat ganz gut geklappt.“Vor allem bei den Hebefiguren fühlt er sich sicher. „Das liegt mir ehrlich gesagt besser als das Tanzen.“Für sein Prinzdasein nimmt er sich in den kommenden Wochen Zeit. Seine Festanstellung hat er zum Jahresende beendet, im Januar will er sich selbstständig machen und im Jahresverlauf, wenn es klappt, wieder zur Bundeswehr wechseln.
Besonders freut er sich auf den Gala-Ball der Hollaria in der Kongresshalle, zu dem sich bereits sein ganzer Freundeskreis angekündigt hat, und auf den Prinzenflug in Nürnberg. Dort lädt die Nürnberger Luftflotte des Prinzen Karneval e.V. jährlich rund 30 Prinzenpaare ein, um einen Rundflug über ihr Reich zu erleben. Anschließend gibt es eine Faschingsveranstaltung in der großen Abflughalle des Nürnberger Flughafens.
Christoph Sonntag hat das Faschingsvirus bereits gepackt. Auch im kommenden Jahr will er nicht mit seinen Kumpels nach Köln fahren, sondern der Hollaria treu bleiben. „Ich will auch eine Saison erleben, in der ich nicht Prinz bin.“Im wahren Leben wird aus Prinz und Prinzessin aber kein Paar werden. „Ich bin in einer glücklichen Beziehung“, sagt der Faschingsprinz.