Einen Tag lang König sein
In der Boulangerie gibt es den Dreikönigskuchen, die Galette des Rois. Was es mit dem Gebäck auf sich hat
Jedes Land hat seine eigenen Spezialitäten, die zu einer bestimmten Jahreszeit oder Ereignis gekocht oder gebacken werden. Während der Italiener an Weihnachten Panettone isst, wird in anderen Ländern der Dreikönigskuchen als traditionelles Festtagsgebäck gereicht. So kommt rund um den Dreikönigstag in England der King Cake, in Spanien der Roscón de Reyes oder in Frankreich die Galette des Rois auf den Tisch.
Letztere ist nun auch in Augsburg in aller Munde: Martial Boulogne, der im November 2014 seine französische Bäckerei Boulangerie im Spickel und im Mai 2017 eine Filiale in Pfersee eröffnete, hat ihn auch in seinem Repertoire. „Es ist ein Kuchen aus Blätterteig, der mit verschiedenen Füllungen gefüllt ist, beispielsweise mit Mandelcreme oder Apfelkompott“, erklärt er. Früher habe man beim Backen eine getrocknete Bohne in den Teig gesteckt. Derjenige, der die Bohne in seinem Kuchenstück fand, durfte sich einen Tag lang „Bohnenkönig“nennen.
Diese Zeiten sind allerdings vorbei. „Heutzutage wird eine kleine Krippenfigur aus Porzellan in der Galette des Rois versteckt“, sagt Martial Boulogne. Seine Kunden bekommen eine Krippenfigur und eine Krone mit nach Hause. Die Figur müssten sie sich selber in den Kuchen stecken, da er das aus rechtlichen Gründen nicht dürfe. „Der Kuchen wird mit der Familie oder mit Freunden gegessen. Die jüngste Person setzt sich unter den Tisch“, erzählt er. Wenn der Kuchen angeschnitten wird, fragt schließlich der Gastgeber, wer das Stück bekommen soll. Die Person unter dem Tisch würde bei jedem Stück einen Namen nennen, ohne das Kuchenstück jedoch zu sehen.
König ist, wer die Krippenfigur in seinem Kuchenstück findet. Martial Boulogne: „Derjenige setzt die Krone auf und darf bestimmen, was an diesem Tag gemacht wird“. Und ihm wird noch eine weitere Ehre zuteil. Wenn derjenige an diesem Tag etwas trinkt, rufen alle „Le roi boit“– der König trinkt.