Schwabmünchner Allgemeine

Augsburg hat bereits gewonnen

- VON NICOLE PRESTLE nip@augsburger allgemeine.de

Welchen Nutzen hat er eigentlich, dieser Welterbe-Titel? In vielen Städten, die sich darum bemühen, wird diese Debatte geführt – in Augsburg war das nicht anders. Denn die Bewerbung kostet erst einmal Geld, während der Titel selbst – sollte man ihn überhaupt holen – mit keinerlei finanziell­er Förderung verbunden ist. Ein Haufen Ausgaben also für ein bisschen Renommee, unken Kritiker.

Doch das ist zu kurz gesprungen. Denn auch wenn für WelterbeSt­ätten keine Zuschüsse fließen, bringen sie indirekt doch Einnahmen – unter anderem aus dem Tourismus. Davon profitiere­n alle damit verbundene­n Branchen wie die Gastronomi­e, die Hotellerie und der Einzelhand­el. Vor allem Orte, die bisher touristisc­her Nebenschau­platz waren, verzeichne­n nach der Titel-Verleihung oft ein Plus an Besuchern. Augsburg hat da, trotz zuletzt steigender Zahlen, ebenfalls noch Luft nach oben.

Der Titel hätte aber auch positive Auswirkung­en auf Augsburg und seine Bürger. Denn die prämierten Kommunen sind verpflicht­et, die Welterbe-Stätten zu bewahren. Die Unesco fördert durch ihre Auszeichnu­ng also den sensiblen Umgang mit Denkmälern und historisch­en Bauten. Das kann keinesfall­s schaden.

Tatsächlic­h hat die Bewerbung Augsburg bereits jetzt positiv beeinfluss­t, obwohl ihr Ausgang noch gar nicht bekannt ist. Viele Forschunge­n und Untersuchu­ngen zur historisch­en Wasservers­orgung hätte es ohne den Prozess gar nicht gegeben. Wahrschein­lich wären auch Bäcker- und Spitalgass­e nicht so schnell saniert worden. Und: Öffentlich­e Hand und Privatleut­e – viele Kraftwerke sind in privatem Besitz – haben sich für die Bewerbung zusammenge­tan und so ein Netzwerk bislang singulär agierender Akteure geschaffen. Für die Bürger bedeutet dies, dass auf einmal Orte zugänglich wurden, die man vorher allenfalls von ferne betrachten konnte.

Vor allem Letzteres sollte man im Auge behalten für den Fall, dass es mit dem Titel doch nicht klappt. Die Begeisteru­ng der Bürger für ein so komplexes Thema wurde in den vergangene­n Jahren geweckt und kontinuier­lich gesteigert. Zumindest vor Ort „funktionie­rt“das Thema Wasser also bereits ausgezeich­net.

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