Augsburg hat bereits gewonnen
Welchen Nutzen hat er eigentlich, dieser Welterbe-Titel? In vielen Städten, die sich darum bemühen, wird diese Debatte geführt – in Augsburg war das nicht anders. Denn die Bewerbung kostet erst einmal Geld, während der Titel selbst – sollte man ihn überhaupt holen – mit keinerlei finanzieller Förderung verbunden ist. Ein Haufen Ausgaben also für ein bisschen Renommee, unken Kritiker.
Doch das ist zu kurz gesprungen. Denn auch wenn für WelterbeStätten keine Zuschüsse fließen, bringen sie indirekt doch Einnahmen – unter anderem aus dem Tourismus. Davon profitieren alle damit verbundenen Branchen wie die Gastronomie, die Hotellerie und der Einzelhandel. Vor allem Orte, die bisher touristischer Nebenschauplatz waren, verzeichnen nach der Titel-Verleihung oft ein Plus an Besuchern. Augsburg hat da, trotz zuletzt steigender Zahlen, ebenfalls noch Luft nach oben.
Der Titel hätte aber auch positive Auswirkungen auf Augsburg und seine Bürger. Denn die prämierten Kommunen sind verpflichtet, die Welterbe-Stätten zu bewahren. Die Unesco fördert durch ihre Auszeichnung also den sensiblen Umgang mit Denkmälern und historischen Bauten. Das kann keinesfalls schaden.
Tatsächlich hat die Bewerbung Augsburg bereits jetzt positiv beeinflusst, obwohl ihr Ausgang noch gar nicht bekannt ist. Viele Forschungen und Untersuchungen zur historischen Wasserversorgung hätte es ohne den Prozess gar nicht gegeben. Wahrscheinlich wären auch Bäcker- und Spitalgasse nicht so schnell saniert worden. Und: Öffentliche Hand und Privatleute – viele Kraftwerke sind in privatem Besitz – haben sich für die Bewerbung zusammengetan und so ein Netzwerk bislang singulär agierender Akteure geschaffen. Für die Bürger bedeutet dies, dass auf einmal Orte zugänglich wurden, die man vorher allenfalls von ferne betrachten konnte.
Vor allem Letzteres sollte man im Auge behalten für den Fall, dass es mit dem Titel doch nicht klappt. Die Begeisterung der Bürger für ein so komplexes Thema wurde in den vergangenen Jahren geweckt und kontinuierlich gesteigert. Zumindest vor Ort „funktioniert“das Thema Wasser also bereits ausgezeichnet.