Welterbe Bewerbung: Jetzt wird’s ernst
Die Stadt will mit dem Thema „Wasser“in die Liste der weltweit gut 1000 schützenswerten Stätten aufgenommen werden. Demnächst geht die Bewerbung nach Paris. Bis zur Bekanntgabe Mitte 2019 passiert noch einiges
Sieben Jahre, nachdem die Stadt sich entschlossen hat, mit dem Thema „Wasser“ins Rennen um den Weltkulturerbe-Titel zu gehen, wird es jetzt ernst: Am Montag wird die Stadt die 750 Seiten starke Bewerbung dem bayerischen Kultusminister Ludwig Spaenle zur Unterschrift vorlegen, in voraussichtlich drei Wochen wird der städtische Bewerbungs-Koordinator Ulrich Müllegger die englische Version bei der Unesco in Paris abgeben.
Im Juli 2019 will sich die für Kultur zuständige Unterorganisation der Vereinten Nationen dann dazu äußern, ob Augsburg in die Liste der über 1000 Welterbe-Stätten aufgenommen wird. Das historische System der Wasserversorgung in Augsburg würde dann wegen seiner universellen Bedeutung als weltweit einzigartig unter Schutz gestellt werden.
Die Stadt erhofft sich von dem Titel unter anderem mehr Touristen. Sollte das Augsburger Wassersystem zum Kulturerbe erklärt werden, müsste ein Besucherzentrum eingerichtet werden, das Kapazitäten für ganze Reisebus-Ladungen von Besuchern hat. Der Standort und die Kosten sind noch unklar, ein möglicher Standort ist jedoch die Stadtmetzg am Perlachberg.
Einem anderen Ziel hat sich die Stadt in den vergangenen Jahren schon genähert: Das Wasser als roter Faden der Stadtgeschichte und treibende Kraft auf dem Weg zur Industriestadt ist in der Bevölkerung präsenter, seit es im Zuge der Welterbe-Bewerbung verstärkt Führungen und Veranstaltungen gibt. Auch die angelaufene Sanierung von Bäcker- und Spitalgasse als Weg zu den Wassertürmen nahm durch die Welterbe-Bewerbung an Fahrt auf. Zudem will die Stadt demnächst das historische Aquä- dukt nahe der Freilichtbühne als Fußgängerüberweg freigeben.
Die Bewerbung reicht von den historischen Wassertürmen am Roten Tor und die Lechkanäle und diverse Kraftwerke sowie den Hochablass mit der Kanustrecke bis zu den Prachtbrunnen in der Innenstadt. „Der Schutz, der wirtschaftliche und schonende Umgang mit der Ressource Wasser und die durch Architektur, Kunst und Publizistik artikulierte Wertschätzung des Wassers gibt Augsburg eine globale Vorbildfunktion“, heißt es in der Bewerbung an die Unesco.
Welche Chancen Augsburg hat, ist schwierig vorherzusagen. Denn es spielen auch Dinge eine Rolle, die mit der Bewerbung selbst nichts zu tun haben. Ein Punkt könnte sein, dass Deutschland erst im vergangenen Jahr mit den Eiszeithöhlen auf der Schwäbischen Alb von der Unesco berücksichtigt wurde. Ob Deutschland nun – unabhängig vom Inhalt der Bewerbung – schon wieder zum Zug kommt, ist offen. Neben Augsburg wird in diesem Jahr die „Montanregion Erzgebirge“, die sich mit dem regionalen Bergbau befasst, als deutscher Vorschlag ins Rennen gehen.
Bis zur Bekanntgabe der Entscheidung im kommenden Jahr wird das Thema Wasser in Augsburg noch präsenter werden. Voraussichtlich ab Herbst sollen sich Bürger und Touristen in einer Infostelle am Rathausplatz informieren können. Im Erdgeschoß des Verwaltungsgebäudes saß bis zum Sommer die Stadtsparkasse. Die Info-Stelle entsteht im Vorgriff auf ein eventuelles Besucherzentrum. Glanzlicht wird aber die Ausstellung im Maximilianmuseum zum Thema Wasser werden, die von Juli bis November laufen wird. Zudem wird die Lange Kunstnacht unter dem Motto Wasser stehen. „Wir wollen das Thema unter die Leute bringen. Das ist auch Wunsch der Unesco“, so Müllegger. Bisher liege man im Kostenplan. Mit 1,5 Millionen Euro für die Bewerbung hat die Stadt in den vergangenen Jahren insgesamt kalkuliert. Aus diesem Etat wird aber auch die Aufstellung und Inszenierung der Fluss-Figuren vom Augustusbrunnen im Maximilianmuseum bestritten. Sie waren – wie die Bronzen der anderen Prachtbrunnen – durch Kopien ersetzt worden.
Die Bewerbung war von einzelnen Stadträten und führenden Mitarbeitern aus der Verwaltung wieder kritisch hinterfragt worden, was mögliche Folgekosten durch ein Besucherzentrum oder mögliche höhere Instandhaltungskosten an Gebäuden betreffe. Kulturreferent Thomas Weitzel sagt, dass die Stadt so oder so verpflichtet sei, ihre Denkmäler zu erhalten, egal ob Welterbe oder nicht. Insgesamt wird die Bewerbung aber von einer breiten Mehrheit getragen.