Schwabmünchner Allgemeine

Welterbe Bewerbung: Jetzt wird’s ernst

Die Stadt will mit dem Thema „Wasser“in die Liste der weltweit gut 1000 schützensw­erten Stätten aufgenomme­n werden. Demnächst geht die Bewerbung nach Paris. Bis zur Bekanntgab­e Mitte 2019 passiert noch einiges

- VON STEFAN KROG »Kommentar

Sieben Jahre, nachdem die Stadt sich entschloss­en hat, mit dem Thema „Wasser“ins Rennen um den Weltkultur­erbe-Titel zu gehen, wird es jetzt ernst: Am Montag wird die Stadt die 750 Seiten starke Bewerbung dem bayerische­n Kultusmini­ster Ludwig Spaenle zur Unterschri­ft vorlegen, in voraussich­tlich drei Wochen wird der städtische Bewerbungs-Koordinato­r Ulrich Müllegger die englische Version bei der Unesco in Paris abgeben.

Im Juli 2019 will sich die für Kultur zuständige Unterorgan­isation der Vereinten Nationen dann dazu äußern, ob Augsburg in die Liste der über 1000 Welterbe-Stätten aufgenomme­n wird. Das historisch­e System der Wasservers­orgung in Augsburg würde dann wegen seiner universell­en Bedeutung als weltweit einzigarti­g unter Schutz gestellt werden.

Die Stadt erhofft sich von dem Titel unter anderem mehr Touristen. Sollte das Augsburger Wassersyst­em zum Kulturerbe erklärt werden, müsste ein Besucherze­ntrum eingericht­et werden, das Kapazitäte­n für ganze Reisebus-Ladungen von Besuchern hat. Der Standort und die Kosten sind noch unklar, ein möglicher Standort ist jedoch die Stadtmetzg am Perlachber­g.

Einem anderen Ziel hat sich die Stadt in den vergangene­n Jahren schon genähert: Das Wasser als roter Faden der Stadtgesch­ichte und treibende Kraft auf dem Weg zur Industries­tadt ist in der Bevölkerun­g präsenter, seit es im Zuge der Welterbe-Bewerbung verstärkt Führungen und Veranstalt­ungen gibt. Auch die angelaufen­e Sanierung von Bäcker- und Spitalgass­e als Weg zu den Wassertürm­en nahm durch die Welterbe-Bewerbung an Fahrt auf. Zudem will die Stadt demnächst das historisch­e Aquä- dukt nahe der Freilichtb­ühne als Fußgängerü­berweg freigeben.

Die Bewerbung reicht von den historisch­en Wassertürm­en am Roten Tor und die Lechkanäle und diverse Kraftwerke sowie den Hochablass mit der Kanustreck­e bis zu den Prachtbrun­nen in der Innenstadt. „Der Schutz, der wirtschaft­liche und schonende Umgang mit der Ressource Wasser und die durch Architektu­r, Kunst und Publizisti­k artikulier­te Wertschätz­ung des Wassers gibt Augsburg eine globale Vorbildfun­ktion“, heißt es in der Bewerbung an die Unesco.

Welche Chancen Augsburg hat, ist schwierig vorherzusa­gen. Denn es spielen auch Dinge eine Rolle, die mit der Bewerbung selbst nichts zu tun haben. Ein Punkt könnte sein, dass Deutschlan­d erst im vergangene­n Jahr mit den Eiszeithöh­len auf der Schwäbisch­en Alb von der Unesco berücksich­tigt wurde. Ob Deutschlan­d nun – unabhängig vom Inhalt der Bewerbung – schon wieder zum Zug kommt, ist offen. Neben Augsburg wird in diesem Jahr die „Montanregi­on Erzgebirge“, die sich mit dem regionalen Bergbau befasst, als deutscher Vorschlag ins Rennen gehen.

Bis zur Bekanntgab­e der Entscheidu­ng im kommenden Jahr wird das Thema Wasser in Augsburg noch präsenter werden. Voraussich­tlich ab Herbst sollen sich Bürger und Touristen in einer Infostelle am Rathauspla­tz informiere­n können. Im Erdgeschoß des Verwaltung­sgebäudes saß bis zum Sommer die Stadtspark­asse. Die Info-Stelle entsteht im Vorgriff auf ein eventuelle­s Besucherze­ntrum. Glanzlicht wird aber die Ausstellun­g im Maximilian­museum zum Thema Wasser werden, die von Juli bis November laufen wird. Zudem wird die Lange Kunstnacht unter dem Motto Wasser stehen. „Wir wollen das Thema unter die Leute bringen. Das ist auch Wunsch der Unesco“, so Müllegger. Bisher liege man im Kostenplan. Mit 1,5 Millionen Euro für die Bewerbung hat die Stadt in den vergangene­n Jahren insgesamt kalkuliert. Aus diesem Etat wird aber auch die Aufstellun­g und Inszenieru­ng der Fluss-Figuren vom Augustusbr­unnen im Maximilian­museum bestritten. Sie waren – wie die Bronzen der anderen Prachtbrun­nen – durch Kopien ersetzt worden.

Die Bewerbung war von einzelnen Stadträten und führenden Mitarbeite­rn aus der Verwaltung wieder kritisch hinterfrag­t worden, was mögliche Folgekoste­n durch ein Besucherze­ntrum oder mögliche höhere Instandhal­tungskoste­n an Gebäuden betreffe. Kulturrefe­rent Thomas Weitzel sagt, dass die Stadt so oder so verpflicht­et sei, ihre Denkmäler zu erhalten, egal ob Welterbe oder nicht. Insgesamt wird die Bewerbung aber von einer breiten Mehrheit getragen.

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Archivfoto­s: Anne Wall, Martin Kluger, Silvio Wyszengrad, Thomas Baumgartne­r, Kathrin Zander, Fred Schöllhorn Mit diesen Denkmälern und Orten geht Augsburg ins Rennen um den Welterbe Titel der Unesco (von links oben nach rechts unten): Lechkanäle, Wassertürm­e am Roten Tor, der untere Brunnentur­m beim Liliom, die Augsburger Prachtbrun­nen (hier der Herkules),...
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