Die Sanierung kann beginnen
Die Pfarrkirche St. Vitus erhält von der Gemeinde Oberottmarshausen ein Darlehen. Wie es jetzt weitergeht und warum sich Kirchenpfleger Thomas Wessinger gleich doppelt freut
Der Kirchturm von St. Vitus ist schon von Weitem zu sehen. Doch der jetzige Anblick wird sich bald ändern; denn: Der Glockenturm wird eingerüstet. Die Pfarrkirche in Oberottmarshausen muss aufwendig saniert werden, die Kosten für die Arbeiten belaufen sich voraussichtlich auf 595 000 Euro.
Viel Geld für die Pfarrgemeinde. Das Projekt kann nur mit finanzkräftiger Unterstützung der Diözese Augsburg geschultert werden. 425 000 Euro wurden von ihr als Zuschuss zugesichert. Es gibt aber einen Haken. Wegen dringender anderer Sanierungsmaßnahmen kann dieses Geld erst im Jahr 2019 ausbezahlt werden. Ein Umstand, den Pfarrer Hubert Ratzinger und Kirchenpfleger Thomas Wessinger nicht einfach hinnehmen wollten. Noch ein Jahr lang mit der Sanierung warten und damit eine Preissteigerung in Kauf nehmen, das wollte keiner von ihnen. Deshalb wandte sich die Kirchenverwaltung an den Gemeinderat um Bürgermeister Gerhard Mößner. Das Ziel: Ein Darlehen in Höhe von 425000 Euro. Bei der jüngsten Gemeinderatsitzung war sich das Gremium schnell einig: Der Pfarrei wird finanziell unter die Arme gegriffen – das benötigte Darlehen wurde einstimmig beschlossen. Sehr zur Freude von Wessinger, der vor allem den Einsatz des Bürgermeisters und die gute Verknüpfung von kirchlicher und politischer Gemeinde lobend erwähnt.
Bereits im April des vergangenen Jahres entschied die Gemeinde, die übli- chen zehn Prozent der voraussichtlichen Kosten – also knapp 60000 Euro – zu übernehmen. Vom Landkreis gibt es die Zusage über einen Zuschuss in Höhe von 17000 Euro. Rund zehn Prozent der Sanierungskosten muss die Pfarrei selbst aufbringen. Und die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung ist groß: Bis zum Jahreswechsel gingen rund 67 000 Euro auf das Spendenkonto ein. Kirchenpfleger Wessinger freut sich über die bisher erreichte Summe. „Ich hätte es mir stockender vorgestellt“, sagt der 52-Jährige. Nachdem die Finanzierung des Projekts steht, kann nun mit den Ausschreibungen für die Renovierungsarbeiten begonnen werden. Tragende Bauteile des Dachstuhls ist durch Fäulnis massiv geschädigt, ein Großteil der Dacheindeckung muss abgenommen werden und die Fassade weißt Feuchtigkeitsschäden auf. „Es ist keine Gefahr in Verzug“, versichert Wessinger. Trotzdem seien die Arbeiten nun notwendig. St. Vitus wurde 1989 bis 1992 durch einen Anbau vergrößert; in dieser Zeit fanden die letzten Ausbesserungsarbeiten am Gebäude statt.
Oberottmarshausens Kirchenpfleger blickt gespannt in die Zukunft, obwohl er noch nicht weiß, wann genau die Arbeiten beginnen werden. Wenn der Kirchturm eingerüstet ist, wird er zu seiner Freude seine Heimatgemeinde mal aus einem anderen Blickwinkel sehen. Im Kirchenschiff selbst wird „wie ein zweiter Boden unter der Decke“entstehen. Wessinger geht davon aus, dass die Gottesdienste während der Sanierung wie gewohnt stattfinden können. Der Innenanstrich der Kirche wird ebenfalls erneuert, nachdem dieser bereits 18 Jahre alt ist. „Wenn das Gerüst schon steht, kann man das gleich mitmachen“, sagt Wessinger. Die Arbeiten an der Kirchenmauer hingegen, an der Feuchtigkeit die Abdeckungen stark geschädigt hat, soll erst nach der Kirchensanierung in Angriff ge- nommen werden. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 35 000 Euro.
Der 52-Jährige ist seit 2011 ehrenamtlich Kirchenpfleger, obwohl er dieses Amt nie angestrebt hat. Er erinnert sich, dass zwei seiner Kollegen in der Kirchenverwaltung das Ehrenamt aus Altersgründen nicht machen wollten. Er selbst hatte die geringste Erfahrung, ließ sich aber doch dazu überreden. Und bereut es nicht. „Das Ehrenamt hat einen gewissen Reiz. Man sieht Ecken in der Kirche, die man sonst nicht sieht“, sagt Wessinger. Außerdem habe er als Kirchenpfleger immer einen kleinen Informationsvorsprung gegenüber „normalen“Bürgern.
Wessinger weißt aber auch auf die mit dem Amt verbundene Arbeit hin. Als Buchhalter der Kirche bezeichnet er sich selbst. Was den ehemaligen Schreiner, der inzwischen beim Vermessungsamt arbeitet, stört, ist die enorme Bürokratie. Da er nicht aus dem Metier kommt, hatte er zu Beginn mit der Buchführung zu kämpfen. Aber nach vielen Stunden, vor allen sonntags, komme er ganz gut damit zurecht, sagt Wessinger und lacht. Seitdem bleibt ihm mehr Zeit für seine Hobbys – er grillt, kocht und schreinert gerne. Sehr zur Freude seiner Frau Petra.
Wie lange er noch als Kirchenpfleger Stift und Zettel zur Hand nimmt, weiß der 52-Jährige nicht. Die Sanierung möchte er auf jeden Fall noch mitmachen. „Aber dann muss ich es mir genau überlegen, weil es doch sehr zeitintensiv ist und ich ganztags arbeite. Die meisten Kirchenpfleger sind Rentner.“
Ofür die Kirchen renovierung von St. Vitus in Oberott marshausen lautet: Raiffeisenbank Bobingen, BIC: GENODEF1BOI, IBAN: DE79 7206 9036 0240 2014 05.