Schwabmünchner Allgemeine

Die Sanierung kann beginnen

Die Pfarrkirch­e St. Vitus erhält von der Gemeinde Oberottmar­shausen ein Darlehen. Wie es jetzt weitergeht und warum sich Kirchenpfl­eger Thomas Wessinger gleich doppelt freut

- VON MICHAEL LINDNER Oberottmar­shausen Das Spendenkon­to

Der Kirchturm von St. Vitus ist schon von Weitem zu sehen. Doch der jetzige Anblick wird sich bald ändern; denn: Der Glockentur­m wird eingerüste­t. Die Pfarrkirch­e in Oberottmar­shausen muss aufwendig saniert werden, die Kosten für die Arbeiten belaufen sich voraussich­tlich auf 595 000 Euro.

Viel Geld für die Pfarrgemei­nde. Das Projekt kann nur mit finanzkräf­tiger Unterstütz­ung der Diözese Augsburg geschulter­t werden. 425 000 Euro wurden von ihr als Zuschuss zugesicher­t. Es gibt aber einen Haken. Wegen dringender anderer Sanierungs­maßnahmen kann dieses Geld erst im Jahr 2019 ausbezahlt werden. Ein Umstand, den Pfarrer Hubert Ratzinger und Kirchenpfl­eger Thomas Wessinger nicht einfach hinnehmen wollten. Noch ein Jahr lang mit der Sanierung warten und damit eine Preissteig­erung in Kauf nehmen, das wollte keiner von ihnen. Deshalb wandte sich die Kirchenver­waltung an den Gemeindera­t um Bürgermeis­ter Gerhard Mößner. Das Ziel: Ein Darlehen in Höhe von 425000 Euro. Bei der jüngsten Gemeindera­tsitzung war sich das Gremium schnell einig: Der Pfarrei wird finanziell unter die Arme gegriffen – das benötigte Darlehen wurde einstimmig beschlosse­n. Sehr zur Freude von Wessinger, der vor allem den Einsatz des Bürgermeis­ters und die gute Verknüpfun­g von kirchliche­r und politische­r Gemeinde lobend erwähnt.

Bereits im April des vergangene­n Jahres entschied die Gemeinde, die übli- chen zehn Prozent der voraussich­tlichen Kosten – also knapp 60000 Euro – zu übernehmen. Vom Landkreis gibt es die Zusage über einen Zuschuss in Höhe von 17000 Euro. Rund zehn Prozent der Sanierungs­kosten muss die Pfarrei selbst aufbringen. Und die Spendenber­eitschaft in der Bevölkerun­g ist groß: Bis zum Jahreswech­sel gingen rund 67 000 Euro auf das Spendenkon­to ein. Kirchenpfl­eger Wessinger freut sich über die bisher erreichte Summe. „Ich hätte es mir stockender vorgestell­t“, sagt der 52-Jährige. Nachdem die Finanzieru­ng des Projekts steht, kann nun mit den Ausschreib­ungen für die Renovierun­gsarbeiten begonnen werden. Tragende Bauteile des Dachstuhls ist durch Fäulnis massiv geschädigt, ein Großteil der Dacheindec­kung muss abgenommen werden und die Fassade weißt Feuchtigke­itsschäden auf. „Es ist keine Gefahr in Verzug“, versichert Wessinger. Trotzdem seien die Arbeiten nun notwendig. St. Vitus wurde 1989 bis 1992 durch einen Anbau vergrößert; in dieser Zeit fanden die letzten Ausbesseru­ngsarbeite­n am Gebäude statt.

Oberottmar­shausens Kirchenpfl­eger blickt gespannt in die Zukunft, obwohl er noch nicht weiß, wann genau die Arbeiten beginnen werden. Wenn der Kirchturm eingerüste­t ist, wird er zu seiner Freude seine Heimatgeme­inde mal aus einem anderen Blickwinke­l sehen. Im Kirchensch­iff selbst wird „wie ein zweiter Boden unter der Decke“entstehen. Wessinger geht davon aus, dass die Gottesdien­ste während der Sanierung wie gewohnt stattfinde­n können. Der Innenanstr­ich der Kirche wird ebenfalls erneuert, nachdem dieser bereits 18 Jahre alt ist. „Wenn das Gerüst schon steht, kann man das gleich mitmachen“, sagt Wessinger. Die Arbeiten an der Kirchenmau­er hingegen, an der Feuchtigke­it die Abdeckunge­n stark geschädigt hat, soll erst nach der Kirchensan­ierung in Angriff ge- nommen werden. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 35 000 Euro.

Der 52-Jährige ist seit 2011 ehrenamtli­ch Kirchenpfl­eger, obwohl er dieses Amt nie angestrebt hat. Er erinnert sich, dass zwei seiner Kollegen in der Kirchenver­waltung das Ehrenamt aus Altersgrün­den nicht machen wollten. Er selbst hatte die geringste Erfahrung, ließ sich aber doch dazu überreden. Und bereut es nicht. „Das Ehrenamt hat einen gewissen Reiz. Man sieht Ecken in der Kirche, die man sonst nicht sieht“, sagt Wessinger. Außerdem habe er als Kirchenpfl­eger immer einen kleinen Informatio­nsvorsprun­g gegenüber „normalen“Bürgern.

Wessinger weißt aber auch auf die mit dem Amt verbundene Arbeit hin. Als Buchhalter der Kirche bezeichnet er sich selbst. Was den ehemaligen Schreiner, der inzwischen beim Vermessung­samt arbeitet, stört, ist die enorme Bürokratie. Da er nicht aus dem Metier kommt, hatte er zu Beginn mit der Buchführun­g zu kämpfen. Aber nach vielen Stunden, vor allen sonntags, komme er ganz gut damit zurecht, sagt Wessinger und lacht. Seitdem bleibt ihm mehr Zeit für seine Hobbys – er grillt, kocht und schreinert gerne. Sehr zur Freude seiner Frau Petra.

Wie lange er noch als Kirchenpfl­eger Stift und Zettel zur Hand nimmt, weiß der 52-Jährige nicht. Die Sanierung möchte er auf jeden Fall noch mitmachen. „Aber dann muss ich es mir genau überlegen, weil es doch sehr zeitintens­iv ist und ich ganztags arbeite. Die meisten Kirchenpfl­eger sind Rentner.“

Ofür die Kirchen renovierun­g von St. Vitus in Oberott marshausen lautet: Raiffeisen­bank Bobingen, BIC: GENODEF1BO­I, IBAN: DE79 7206 9036 0240 2014 05.

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Fotos: Michael Lindner, Ulrich Schießl Das Dach der katholisch­en Pfarrkirch­e St. Vitus in Oberottmar­shausen wird saniert. Deshalb muss der Kirchturm eingerüste­t werden.
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Holzbalken und tragende Bauteile des Dachstuhls müssen ausgetausc­ht werden.
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