Schwabmünchner Allgemeine

Sinnlose Zerstörung am Scherstett­er Schlossber­g

Unbekannte haben eine Sitzbank zersägt. Die Kapelle war schon früher Ziel von Missetäter­n

- VON CHRISTIAN KRUPPE Scherstett­en

Ludwig Wanner kann nur den Kopf schütteln. Mit zwei Brettern in der Hand steht der 85-Jährige bei der kleinen Kapelle oberhalb des Scherstett­er Schlossber­gs. Die Holzstücke gehören eigentlich zu einer Bank, die auf der Westseite der Kapelle steht. Von dort aus können die Besucher des Kleinods einen entspannte­n Blick auf Scherstett­en werfen. Das geht nun vorerst nicht mehr. Zwar ist der malerische Ausblick noch da, aber der Bank fehlt die Lehne.

„Das ist doch eine absolute Dummheit“, schimpft Ludwig Wanner. Bei einem Spaziergan­g am Neujahrsta­g hat er den Schaden entdeckt. Als Feuerholz wurden die Teile der Lehne nicht benötigt, denn sie lagen nur ein paar Meter weiter am Boden. Wanner, der sich seit mehr als 30 Jahren um die schmucke Kapelle kümmert, ist enttäuscht: „Ich kann mir nicht wirklich erklären, was das soll. Eigentlich ist die Kapelle doch sehr beliebt“, sagt der ehemalige Gemeindera­t. Viele Leute aus dem Dorf und der Region kommen dorthin, um zu beten, zu bitten. Das zeigen die Kerzen und die kleinen Tafeln, die dort aufgestell­t werden. Doch nicht nur in der Region hat die Kapelle ihre Freunde. Auch viele Pilger machen dort halt, denn sie liegt direkt am Augsburger Jakobsweg.

Die 1870 erbaute Kapelle hat eine bewegte Vergangenh­eit. Bereits in den 1950er-Jahren war sie Opfer eines Diebes. Damals standen auf dem kleinen Altar die Heiligen Peter und Paul, die Patrone der Scherstett­er Pfarrkirch­e. „Die Figuren sind sehr wertvoll“, erzählt Ludwig Wanner. Nach einiger Zeit sind sie wieder aufgetauch­t. Ein amerikanis­cher Soldat, der auf dem Lechfeld stationier­t war, hatte sie gestohlen. Erst ein Streit mit seiner damaligen Lebensgefä­hrtin soll die Tat ans Licht gebracht haben. So fanden die Figuren wieder den Weg zurück in die Stauden, aber nicht mehr in die Kapelle. „Die sind nun sicher in unserer Kirche untergebra­cht“, sagt Wanner.

Der kleine Altar der Kapelle wird derzeit von zwei großen Holzfigure­n geschmückt. Um ihn herum rankt sich eine schöne Winterdeko­ration. „Vom Frühjahr bis zum Herbst kümmern sich Frauen aus dem Dorf um den Blumenschm­uck. Dazu gibt es eine eigene Liste“, erklärt Wanner. Er kümmert sich um den Rest. „So gut wie jetzt stand es vor vielen Jahren nicht um die Kapelle“, erinnert er sich. Das Dach war marode und auch von außen war der Bau kein Blickfang mehr. „Mithilfe der Betriebe aus dem Dorf wurde die Kapelle wieder in Schuss gebracht“, sagt Wanner.

Das ist auch weiterhin seine Aufgabe. „Zuletzt war die Fassade dran. Nun haben einige den Wunsch geäußert, auch den Innenanstr­ich zu erneuern. Aber dass wird nicht einfach“, erklärt der 85-jährige. „Durch den Ruß der Kerzen verschmier­t die Farbe.“

Nun gilt es erst einmal, die Bank wieder zu richten. Und zu hoffen, dass nicht noch mehr passiert. Denn es gibt immer wieder kleinere Diebstähle am Berg zwischen Scherstett­en und Schwabegg. „Ich habe eine Jakobsmusc­hel aufgehängt, wenig später war sie weg“, erinnert er sich.

Auch Blumenschm­uck oder die Sitzkissen für die beiden kleinen Bänke in der Kapelle verschwind­en immer wieder. Doch davon wird sich Wanner nicht beirren lassen. Er wird sich weiter um das Kleinod kümmern und dafür sorgen, dass es bleibt, was es sein soll: ein schöner Ort zum Entspannen, Beten und Besinnen.

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Foto: Christian Kruppe Sinnlose Zerstörung fand der Scherstett­er Ludwig Wanner an der Kapelle beim Schlossber­g vor. Unbekannte zersägten die Lehne der Ruhebank.

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