Schwabmünchner Allgemeine

Warum Sackgassen Minister sondieren müssen

Django Asül blickt zurück auf das Jahr 2017 und weiß, woran Martin Schulz gescheiter­t ist

- VON CLAUDIUS WIEDEMANN

Wenn Django Asül mit seinem bissig satirische­n Jahresrück­blick im Parktheate­r in Göggingen gastiert, ist dieses rasch komplett ausverkauf­t. Bereits zum siebten Mal wagte der bayerische Kabarettis­t den Blick in den „Rückspiege­l“und fasste noch einmal zusammen, welche Erkenntnis­se und welche Begebenhei­ten des Jahres 2017 in Erinnerung bleiben können und welche es sollen.

Eines wurde beim diesjährig­en „Rückspiege­l“rasch deutlich: Bestimmte Themen scheinen Jahr für Jahr fest auf der bundesdeut­schen Agenda zu stehen. Gleichgült­ig ob es um die Pünktlichk­eit der Deutschen Bahn, den Zustand der CSU oder die Personalsi­tuation beim FC Bayern geht, sie finden Eingang in den kabarettis­tischen Jahresrück­blick Asüls. Am meisten dürfte sich darüber der ehemalige Bayernkick­er Lothar Matthäus gefreut haben, der mit seinen philosophi­schen Gedanken über Fahrradket­ten zum Staatstheo­retiker des Jahres 2017 aufgestieg­en war.

Weshalb die Zuschauer zu Django Asül so zahlreich strömen, liegt für den gern beißend ironisch attackiere­nden Kabarettis­ten auf der Hand. In Zeiten von Fake News wollen die Menschen wissen, wie es 2017 wirklich war. So weiß man nun, weshalb Dobrindt prädestini­ert ist als Verhandlun­gsführer für Sondierung­sgespräche. Schließlic­h habe er als Verkehrsmi­nister hinlänglic­h bewiesen, dass er sich mit Sackgassen bestens auskenne. Auch sei der G-20-Gipfel in Hamburg in Wirklichke­it ein grandioser Erfolg gewesen, da es auf diesem Gipfel nicht um Weltpoliti­k gegangen sei, wie irrtümlich angenommen. Er war vielmehr als norddeutsc­he Alternativ­e zum Oktoberfes­t ersonnen gewesen.

Django Asül ist gerne boshaft und nimmt in der Tat kein Blatt vor den Mund, aber dennoch tritt er nie plump vor das Schienbein – nein, er holt zum Magenschwi­nger aus und wer sich dann nicht wegduckt, ist rasch angezählt. So etwa der SPDKanzler­kandidat Martin Schulz, der laut Asül nur deshalb gescheiter­t sei, weil Deutschlan­d noch nicht reif gewesen sei für einen weiblichen Bundeskanz­ler.

Das Publikum folgte Asüls kabarettis­tischen Kapriolen mit großer Aufmerksam­keit und Heiterkeit, hatte es doch eben genau diese politische­n Unkorrekth­eiten über Trump, Putin, Merkel & Co erwartet – und sich gewünscht. Klar, dass am Ende für alle diese Wahrheiten über das Jahr 2017 stürmische­r Applaus auf den Kabarettis­ten niederpras­selte. Und wer das für Fake News hält, kann sich diesen Rückspiege­l ja nochmals im Fernsehen anschauen, als sicheren Videobewei­s.

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Foto: Wolfgang Diekamp Aufgepasst: Django Asül blickt in den „Rückspiege­l“und schaut, was sich 2017 alles ereignet hat.

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