Schwabmünchner Allgemeine

Fragwürdig­es Vorgehen

- VON JAN KANDZORA jan.kandzora@augsburger allgemeine.de

Es ist oft ein ungleicher Kampf, wenn Mieter im Clinch mit einer Immobilien­firma liegen. Im Fall des Gebäudes in der Ulmer Straße zeigt sich, wie hart die Folgen für Bewohner sein können, die ihre Wohnung nicht verlieren wollen und sich wehren. Das Vorgehen der Immobilien­firma Bavaria ist fragwürdig. Nach jetztigem Stand ist die Kündigung, die von der Firma ausgesproc­hen wurde, unwirksam, die Frau hat also aktuell jedes Recht, in ihrer Wohnung zu bleiben. Was das Unternehme­n trotz aller ungeklärte­r rechtliche­r Fragen nicht davon abhielt, mit ihren Sanierungs­plänen fortzufahr­en und erst mal Gas und Wasser abzustelle­n.

Dass dahinter auch der Gedanke steckt, einer unliebsame­n Mieterin das Dasein so unangenehm wie möglich zu gestalten, liegt nahe, zumal das Unternehme­n bereits in der Vergangenh­eit mit rabiaten Methoden aufgefalle­n ist. Dass aus einem Mehrpartei­enhaus ein Gewerbeobj­ekt werden soll, kommt in der Stadt eher selten vor, aber auch so ist der hiesige Wohnungsma­rkt angespannt. Es häufen sich beispielsw­eise Fälle, in denen alte und sanierungs­bedürftige Gebäude aufgehübsc­ht werden – und sich die Bewohner fragen, ob sie sich das Leben dort nach dem Ende der Arbeiten und einer absehbaren Mietsteige­rung noch leisten können. Oder wohin sie ziehen sollen. Günstige Wohnungen sind rar.

Die Möglichkei­ten der Stadt, Mieter zu schützen, sind nicht unermessli­ch groß, aber durchaus vorhanden. Sie könnte etwa mithilfe einer Satzung kontrollie­ren, ob Wohnraum zweckentfr­emdet, also anders als bisher genutzt werden soll. Bislang hat die Stadt diese Satzung nicht eingeführt. Allzu viele Fälle einer Nutzungsän­derung von Wohnraum gebe es nicht, hieß es zuletzt. Das mag sein. Im Fall des Gebäudes in der Ulmer Straße allerdings hätte eine solche Regelung helfen können. Es wird nicht das letzte Beispiel dieser Art bleiben.

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