Der Einzug der Kamele
Mit der lebendigen Krippe begehen Bürger in Oberottmarshausen den Dreikönigstag auf dem Hof der Familie Reiter. Was hinter der Tradition steckt und welche Parallelen es in der Gemeinde zu Bethlehem gibt
In der kleinen Gemeinde Oberottmarshausen herrschte am Dreikönigstag exakt die gleiche Tagestemperatur wie in Bethlehem – zehn Grad. Und genauso wie die Menschen zur Volkszählung vor 2018 Jahren in das damals eher kleine Dorf im Westjordanland strömten, versammelten sich viele Besucher der „Lebendigen Krippe“auf dem Hof der Familie Reiter. „Heuer haben wir die Krippe das sechste Mal hier“, sagte Bürgermeister Gerhard Mößner, der auch über die Anfänge vor zwölf Jahren sprach.
Da bei Adventsmärkten häufig eine lebende Krippe zu sehen sei, entstand die Idee, dies zum Dreikönigstag alle zwei Jahre im Dorf zu veranstalten. Schnell fanden sich Unterstützer für diese Idee. „Neben der Kommune spielen die Kirchengemeinde St. Vitus, die Feuerwehr, der Musikverein, die Familie Reiter und viele andere Helfer eine tragende Rolle für diese schon an ein Familienfest erinnernde Veranstaltung“, sagte Mößner und blickte auf die mehr als 300 Besucher aller Altersgruppen, die den Innenhof des Anwesens an der St.-Ulrich-Straße füllten.
Viele Kinder drängten sich in der ersten Reihe vor dem Bretterzaun, der die Krippendarstellung umgab. Der Esel und ein Kalb säumten die Krippe, über der golden leuchtend der Stern von Bethlehem prangte, Hirten mit Ziegen lagerten im Vorfeld und Engel hatten sich neben Josef, Maria und dem von einem Baby dargestellten Jesuskind niedergelassen. Gemächlich zogen zum Höhepunkt zwei Kamele, geritten von zwei Königen, in den Hof und vervollständigten das Bild am Stall.
Pfarrer Hubert Ratzinger von der katholischen Pfarreiengemeinschaft Großaitingen erinnerte an die lange Tradition der Dreikönigsdarstellungen. „Seit den Schriften des Origenes, einem christlichen Schriftsteller aus dem dritten Jahrhundert nach Christi Geburt, tauchen die drei Könige in Anlehnung der Anzahl der Gaben Gold, Myrrhe und Weihrauch im christlichen Weltbild auf“, erläuterte er. Im Mittelalter seien Theaterstücke, welche den Weg der drei Weisen oder Könige beinhaltete, mit Erfolg aufgeführt worden, berichtete er über die historischen Hintergründe von Krippendarstellungen. „In diesem kleinen Kind erkennt man, wie vielfältig Gott ist. Er begegnet uns ständig. Durch die Achtung der Mitmenschen verehren wir den Schöpfergott“, sagte Ratzinger.
In ihrem Jubiläumsjahr zum zehnjährigen Bestehen ließ es sich der Musikverein Oberottmarshausen nicht nehmen, die Veranstaltung mit ihrem Bläserensemble musikalisch zu umrahmen. Unter der Leitung von Andreas Frommel intonierten die acht jungen Musiker Lieder, welche die Worte Ratzingers ergänzten.
Nach dem Auszug der Männer aus dem Morgenland fand das familiäre Zusammentreffen noch kein Ende. Bei Kaffee, Kuchen, Glühwein, Bratwürsten sowie einem Stockbrot-Feuer für die Kinder tauschten sich viele Besucher über das Gesehene aus. Der Reinerlös kommt der Renovierung des Kirchendaches St. Vitus zugute, bekräftigte Bürgermeister Mößner.
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