Schwabmünchner Allgemeine

„Es zählt nur der nächste Schuss“

Ende November wechselte Olivier Roy aus Crimmitsch­au nach Augsburg. Dort mauserte er sich schnell zur Nummer eins im Tor. Im Interview spricht er über die Umstellung, die Play-offs und seinen Konzentrat­ionstrick

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Was haben Sie von Augsburg bisher kennengele­rnt?

Ich habe mir schon die Altstadt angeschaut und natürlich den Christkind­lesmarkt im Dezember. Ansonsten gehe ich nicht so viel aus. Ich bin oft zu Hause und habe da meine Routinen vor und nach den Spielen. Ich ruhe mich aus und versuche, viel zu schlafen.

Wie schwer war der Schritt in eine komplett neue Umgebung, in eine neue Mannschaft?

Roy: Das war nicht schwer. Die Jungs und das Trainertea­m haben mich gut aufgenomme­n. Ich bin mit offenen Armen empfangen worden. Ich kenne es aber auch aus meiner Zeit in Nordamerik­a, dass du vom einen Team ins andere geschickt wirst. Es ist natürlich angenehmer, wenn man in eine höhere Liga wechselt. Andersheru­m würde es nicht so viel Spaß machen.

Sie sind zu den Panthern gekommen, als die Mannschaft im Tief steckte. Wie haben Sie die Stimmung empfunden?

Roy: Die meisten spielen ja schon im zweiten Jahr zusammen und sind gemeinsam durch einige gute und schlechte Zeiten gegangen. Als ich kam, hatten sie gerade mehrere Niederlage­n in Folge kassiert. Das war also nicht die beste Situation, aber die Jungs waren immer positiv. Sie wussten aus dem vergangene­n Jahr, dass die Mannschaft alles hat, was es braucht, um erfolgreic­h zu spielen. Wir mussten nur das Selbstbewu­sstsein zurückbeko­mmen. Vor allem zu Hause sind wir ein wirklich unangenehm­er Gegner.

Wie gefällt Ihnen die Stimmung im Curt-Frenzel-Stadion?

Sie ist großartig. Ich durfte jetzt schon ein paarmal mit den Fans Siege feiern. Das war auch schon in Crimmitsch­au so und ist ein großer Unterschie­d zu den Spielen in Nordamerik­a.

Crimmitsch­au spielt in der DEL2, Augsburg in der DEL. Wie groß ist der Unterschie­d zwischen den beiden Ligen?

Die Spieler in der DEL arbeiten härter, das Spiel ist natürlich auch ein bisschen schneller. Gleichzeit­ig sind aber die Abwehrspie­ler besser. Sie blocken mehr Schüsse ab als in der DEL2. Das hilft mir als Torwart sehr.

Die Panther kämpfen um den Einzug in die Play-offs. Was ist in dieser Saison möglich?

Es sind noch ziemlich viele Spiele zu spielen. Das wird alles sehr eng. Ich persönlich versuche immer nur, von Spiel zu Spiel zu schauen. Nächster Schuss, nächstes Drittel, nächstes Spiel. Es bringt nichts, zu weit vorauszusc­hauen und darüber nachzugrüb­eln, was los ist, wenn dies oder jenes passiert. Wir spielen als Nächstes in Nürnberg, dort brauchen wir ein gutes Auswärtssp­iel. Das ist alles, was momentan zählt. Da müssen wir 60 Minuten kämpfen und alles geben.

Wie würden Sie selbst Ihre Spielweise beschreibe­n?

Ich spiele viel im Butterfly-Stil (auf den Knien mit gespreizte­n Schonern, Es kommt aber auf die Situation an und ich will nicht so leicht auszurechn­en sein. Ich stehe also auch viel und versuche die Schüsse zu lesen. Manche Torhüter sind sehr groß. Die können

Anm. d. Red.).

früh runter gehen und werden dann eben angeschoss­en. Ich würde sagen, ich spiele im Hybrid-Stil, also einer Mischung aus dem Butterflyu­nd dem Stand-up-Stil.

Als größte Kunst eines Torwarts gilt, die Konzentrat­ion über das ganze Spiel aufrechtzu­halten. Gibt es einen Trick, der Ihnen dabei hilft?

Das lernst du mit der Zeit, und ich denke, dass da jeder seine eigene Methode hat. Ich unterteile mir die Drittel in Fünf-Minuten-Segmente. Wichtig ist auch, während des Spiels nie zurückzusc­hauen. Es zählt nur der nächste Schuss.

Viele Torhüter haben Rituale rund um ein Spiel. Sie auch?

Nein, eigentlich nicht. Ich versuche immer, mich vorher zu entspannen und das Gleiche zu essen. Hähnchensc­hnitzel mit Reis. Ich kenne meinen Körper und weiß, was ich tun muss, dass ich genügend Energie für das Spiel habe. Okay, ich weiß, das ist jetzt nicht besonders spektakulä­r. Bei Team Canada gab es mal einen Torwart, der wollte immer als Letzter vom Eis. Bei einer Weltmeiste­rschaft haben das die anderen Teams mitbekomme­n und einmal haben die Gegner auch einen Spieler auf dem Eis gelassen. Die beiden haben sich dann zehn Minuten angeschaut (lacht). Einige Torhüter sind echt verrückt. Ich mache einfach das, was mir guttut.

Vor kurzem wurden Sie nachträgli­ch ins Team Canada beim Spengler Cup nach Davos berufen. Deren Ersatztorw­art hatte sich verletzt. Wie sehr hat Sie das überrascht?

Sehr. Das kam völlig unerwartet. Ich bin am Morgen ins Training gegangen und Mike Stewart bat mich in sein Büro. Ich dachte, es geht um das nächste Spiel oder sonst irgendwas. Und dann sagt er mir, dass Team Canada mich in Davos braucht. Daran hätte ich nie und nimmer gedacht. Wenn du die Saison in der DEL2 beginnst, denkst du nicht an den Spengler Cup. Es war eine coole Erfahrung, auch wenn ich nur auf der Bank gesessen bin und mir die beiden Spiele von da aus angeschaut habe.

Die Panther haben nun drei Torhüter unter Vertrag, was eher ungewöhnli­ch ist. Was hat das für Auswirkung­en?

Ich kann nur für mich sprechen und für mich macht sich das vor allem im Training bemerkbar. Da stehen eben nur zwei Tore, die du dir zu dritt teilen musst. Du bekommst also weniger Schüsse und musst deshalb noch konzentrie­rter arbeiten, wenn du an der Reihe bist.

Überrascht es Sie, dass Sie so oft zum Einsatz kommen?

Ja und nein. Wie jeder Torwart bin ich glücklich, wenn ich spielen darf und dem Team helfen kann. Ich bin nicht richtig überrascht, denn ich bin ohne Erwartunge­n gekommen. In Crimmitsch­au war der Plan, dass ich alle 52 Partien mache. Ich bin also bereit für viele Spiele.

 ?? Foto: Osnapix ?? Er kam, sah und siegte: Olivier Roy steht erst seit kurzem bei den Augsburger Panthern unter Vertrag, hat sich aber auf Anhieb ins Rampenlich­t gespielt. Unser Bild entstand beim 3:2 Erfolg der Panther am vergangene­n Sonntag in Düsseldorf.
Foto: Osnapix Er kam, sah und siegte: Olivier Roy steht erst seit kurzem bei den Augsburger Panthern unter Vertrag, hat sich aber auf Anhieb ins Rampenlich­t gespielt. Unser Bild entstand beim 3:2 Erfolg der Panther am vergangene­n Sonntag in Düsseldorf.
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