Schwabmünchner Allgemeine

900 Meter in die Tiefe

Der „Greek Canyon“und die Klöster von Meteora. Griechenla­nds Norden ist noch sehr ursprüngli­ch

- VON VERENA WOLFF Weitere Infos

Charalampe­os Kotsoridis ist angekommen. Nach einem abwechslun­gsreichen Leben im Ostwestfäl­ischen wohnt er wieder in Papigo, in den Bergen. Er besitzt ein Restaurant, seine Frau führt ein Hotel in dem kleinen Dorf am Fuße der Tymfi-Berge im Norden Griechenla­nds. Irgendwann wollte er wieder zurück. In diese wunderbare Landschaft, in der das Leben wegen des Klimas und der Abgeschied­enheit bis heute hart ist.

Die beiden Orte Papigo und Mikro Papigo sind von Zweitausen­dern umgeben. Die Dörfer der Region Zagoria, 46 insgesamt, liegen gut getarnt in den Hügeln. „Hier ist man früher hergekomme­n, wenn man sich verstecken wollte“, sagt Kotsoridis. Vor dem Gesetz, vor einem Feind, „oder vor der Ehefrau“. Denn in Klein-Papigo ist die Welt zu Ende. „Wanderwege allerdings gibt es hier zu Dutzenden“, weiß Kotsoridis.

Vieles blieb erhalten

Dass die kleinen Dörfer in Zagoria noch so aussehen wie einst, hat verschiede­ne Gründe. „Nicht mal die Türken sind während der Kriege bis hierhergek­ommen – es gab nichts zu holen“, erzählt Kotsoridis. Also wurde auch nichts zerstört. „Von Ioannina war es früher eine Tagesreise zu Pferd, um die Steuern einzutreib­en – das war sehr mühsam.“Die Griechen bewirtscha­fteten das Land, so gut sie konnten.

Die 23 Kilometer Fahrt in die Vikos-Schlucht sind eine kleine Weltreise, erst über 14 Kehren hinab zum Fluss Voidomatis und dann wieder steil hinauf in das schmucke Dorf Aristi, ehe eine scharfe Kurve Richtung Schlucht führt. Der „Greek Canyon“ist steiler als der Grand Canyon: Die Schlucht ist 900 Meter tief, aber nur 1100 Meter liegen zwischen beiden Kanten. Heute kann sie von allen Seiten bewandert werden. Viele der Pfade, die die Dörfer Zagorias verbinden, führen über Flüsse und Bäche, an Abhängen entlang und durch unwegsames Gelände. Darum sind schon früh die Skalas gebaut worden, steinerne Brücken mit einem, zwei oder drei Bögen. „Ein ganzes Netzwerk davon durchzieht die Region, denn nur so konnten die Menschen sich hier zu jeder Jahreszeit bewegen“, sagt Achilleas Papaefthym­iou, der mit seiner kleinen Firma Trekking- und Bootstoure­n in der Region anbietet.

Suche nach Einsamkeit

Die Felsen und Klöster in Meteora liegen etwa 150 Kilometer von Papigo entfernt. Im 11. Jahrhunder­t sollen die ersten Mönche in das Gebiet gekommen sein. In den folgenden Jahrhunder­ten haben sie an schier unmögliche­n Stellen ihre Klöster gebaut: in den Berg geschlagen, wie das heute unbewohnte Kloster Ypapanti, und auf einzelnen Felsen. Die Mönche wollten hier asketisch leben. Doch die Einsamkeit war dahin, als immer mehr Touristen die Bauwerke sehen wollten, die heute auf der Welterbeli­ste der Unesco stehen.

Allzu viele Mönche sieht man in Meteora nicht mehr. Der Trubel sei ihnen zu groß, sagen die Einheimisc­hen. Die meisten Kirchenmän­ner sind daher Richtung Osten gegangen und leben in den Klöstern am heiligen Berg Athos. Für viele von ihnen ist auch das eine Heimkehr - zurück zu ihrem asketische­n Leben.

O

Das Pindos Gebirge und die Felsen von Meteora liegen im Norden Grie chenlands. Die Dörfer von Zagoria und die Vikos Schlucht sind nur etwa 50 Kilometer von der Grenze zu Alba nien entfernt. Die quirlige Studenten stadt Trikala ist ein guter Ausgangs punkt für Wandertour­en zu den Klös tern von Meteora. In den Dörfern Za gorias gibt es von Camping über ein fache Pensionen bis zu luxuriösen kleinen Hotels jede Art von Unter kunft.

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Fotos: Verena Wolff, tmn Das Kloster Ypapanti liegt auf einem einzelnen Felsen und ist heute unbewohnt.
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Die Gegend um die Klöster von Meteora eignet sich gut zum Wandern.

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