Warum Vereine im eiskalten Wasser grillen
Der Facebook-Hype rund um das Eiswasser-Grillen hat die Region erreicht. Es geht um ein bisschen Mut, vor allem um viel Spaß – und Geld für gute Zwecke
Die eiskalte Welle schwappte zuerst aus dem Allgäu ins Wittelsbacher Land. Seither fluten hierzulande ganze Vereine und Sportabteilungen das Internet mit Videos vom „Koidwasser-Grillen“. Darin dokumentieren junge Burschen und Mädels – oft in Lederhosen und Dirndl gewandet oder in typischer Vereinskleidung –, wie sie um einen dampfenden Grill stehen und sich manchmal auch noch zitternd an eine Bierflasche klammern. Hauptsache barfuß und im eiskalten Wasser! Denn darum geht es beim Eiswasser-Grillen, das auf dem sozialen Netzwerk Facebook die Runde macht.
Das Prinzip funktioniert nach dem Schneeballsystem: Die Mitglieder eines Vereins stellen sich mit einem Grill ins Wasser. Ist die Herausforderung gemeistert, werden via Facebook die Bilder zum Beweis gepostet und postwendend die nächsten drei Vereine nominiert. Meist wird dabei Geld für einen guten Zweck gespendet. Ähnlich funktionierte schon 2014 die IceBucket-Challenge, bei der sich unzählige Facebook-Nutzer mit einem Kübel Wasser übergossen hatten – und zwar weltweit. Auf diese Weise sollte die Gesellschaft auf die Nervenkrankheit ALS aufmerksam gemacht werden. Tatsächlich kam viel Geld für die Forschung zusammen. Ende November war einer der Initiatoren, Anthony Senerchia, an der Krankheit gestorben.
Der Hype um die Wasser-Challenges hält an. Noch immer müssen Aufgaben vor laufender Kamera absolviert werden. Seit einiger Zeit nun nominieren sich die Vereine untereinander. Im Wittelsbacher Land machten die Ringer des TSV Aichach den Anfang. Sie waren vom TSV Kottern (bei Kempten) nominiert worden. Nur mit Ringer-Anzügen bekleidet stiegen zwölf Sportler, eine Sportlerin und Trainer Oguz Özdemir am ersten Advent tapfer in den Radersdorfer See. Oguz Özdemir erinnert sich: „Als wir ins Wasser gegangen sind, hatte es gerade aufgehört zu schneien.“Sportvereine verlangten zunächst 50 Liter Bier, sollte der herausgeforderte Verein die Wette nicht innerhalb von sieben Tagen erfüllen. Der Trainer der Aichacher Ringer muss also nicht lange überlegen, warum seine Sportler sich darauf eingelassen haben: „Wir wollten die 50 Liter Bier nicht bezahlen“, sagt er – und lacht. Özdemir würde sogar noch einmal mitmachen, dann aber für einen karikativen Zweck. Denn erst als der VfL Ecknach kurz vor Silvester von den Aichacher Volleyballern nominiert wurde, rückten auch bei den Sportlern die Spenden in den Anderen Vereinen wurde das Eiswasser-Grillen schon früher mit dem Gedanken an die gute Sache angetragen. Etwa zwei Wochen später als die Aichacher Ringer war der Burschenverein Sielenbach an der Reihe. Er wurde von den Burschen aus Oberzeitlbach bei Altomünster aufgefordert, ins kalte Wasser zu gehen. Diese zweite Kette der Nominierungen lässt sich bis in den Dachauer Raum im Oberbayerischen zurückverfolgen. Die Spenden bewegen sich meist im drei- bis vierstelligen Bereich. Die Todtenweiser Landjugend hat gerade 300 Euro an die Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung, übergeben.
Im Aindlinger Ortsteil Eisingersdorf grillte der Stopselclub ein Spanferkel und sammelte 1000 Euro für die Kinderkrebshilfe Augsburg. In Kühbach spendeten selbst die Zuschauer Geld, als die Burschen ihr Eiswasser-Grillen veranstalteten. Am Wochenende nun haben sich nicht nur die Mädels und Burschen der Schützengilde Ottmaring beim Paardurchbruch mit RiesenWeißbiergläsern und Gas-Grill ins Wasser gestellt, sondern auch die Fußballer des TSV Hollenbach haben sich die Füße abgefroren – manVordergrund. gels eines Sees eben im Krebsbach. Sie waren vom VfL Ecknach aufgefordert worden. 500 Euro spenden sie nun an die Hollenbacher Kindertagesstätte und den Bunten Kreis Augsburg. Natürlich haben die RotWeißen sofort weitere Kandidaten nominiert: die Nachbarvereine FC Igenhausen, TSV Inchenhofen und den FC Gundelsdorf. Sollten die nicht innerhalb einer Woche nachziehen, werden 100 Liter Freibier samt Brotzeit fällig. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Challenge über den Lech schwappt und die schwäbische Hauptstadt und das Augsburger Land erreicht ...