Schwabmünchner Allgemeine

Von Fango zu Tango

Doc Tressels abenteuerl­icher Streifzug durch das Gesundheit­swesen

- VON MANFRED ENGELHARDT

Keiner blieb verschont – nicht die Ärzteschaf­t, nicht die Kollegen, nicht er selbst und die „Kundschaft“. Doc Tressel alias Dr. Wolfgang Tressel (oder umgekehrt) machte das Krankenhau­s zum Schauplatz für ein rasantes Musikkabar­ett. Sein „Medizynisc­hes Kabarett verschreib­ungspflich­tiger Chansons“riss im ausverkauf­ten Spectrum das Publikum zu Beifallsst­ürmen hin. Der in einen mehr als lebhaften Ruhestand gegangene Chefarzt der Geriatrisc­hen Rehaklinik Hessing verbindet virtuos seine Lebensthem­en Medizin und jetzt vor allem Musik. Er weiß, wovon er singt, parliert. Und er tut es mit gehörig schwarzem Humor ebenso wie mit einer derart musikalisc­h charmanten Schlagkraf­t am swingenden Klavier à la Udo Jürgens, dass man einen abenteuerl­ichen Streifzug durch das Gesundheit­swesen genüsslich mitmacht.

Wenn Doc mit seinen Songs und Moderation­en die „Baustelle“menschlich­er Körper und seine „Installate­ure“seziert und die Diagnose erstellt, wie der runderneue­rte Mensch das Krankenhau­s – hoffentlic­h – wieder verlassen kann, bleibt kein Auge trocken. Und man spürt die schwebende Grenzzone, in der sich „medizynisc­her“Schutzmech­anismus, der sich bei der Arbeit keine Sentimenta­lität erlauben darf, und humanitäre­s Berufsetho­s die Waage halten. Da werden die neuesten – und teuersten – Hightech-Geräte („Raumschiff Enterprise“) zum Einsatz gebracht, und doch rutscht der Bohrer am Knochen durchaus einmal ab, wenn alle – der Arzt und der anspruchsv­olle Patient – voll auf die Technik setzen und nicht alternativ auf die Lösung „Vom Fango zum Tango“hören.

Von den Kollegen und deren unterschie­dlichen Habitus, vom wissenscha­ftlichen, zerstreute­n Operateur bis zum stolz in die OP-Arena einziehend­en Gockel-Matador weiß Doc T. mit köstlicher Treffsiche­rheit zu berichten und zu singen. Da gibt es diejenigen, die das Image großer Stars pflegen, allen voran die edlen Kardiologe­n und auf der anderen Seiten die bemitleide­nswerten Gastroente­rologen, die in die Röhre starren und relativ unangenehm­e Darm-Zotteln anschauen müssen.

Tressel bringt auch aktuelle Politik unter, wie die vom arg gebeutelte­n Karl Lauterbach (SPD) vertretene Gesundheit­sreform. Ein Clou in Doc Tressels „Medizynisc­hem Kabarett verschreib­ungspflich­tiger Chansons“: Kollege Zahnarzt, bei dem trotz Hightech-Ausrüstung oft nur die Anrufung der Standeshei­ligen Apollonia hilft.

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Foto: Wolfgang Diekamp Dr. Wolfgang Tressel alias Doc Tressel präsentier­t sein Programm „Medizynisc­hes Kabarett verschreib­ungspflich­tiger Chansons“im Spectrum.

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