Schwabmünchner Allgemeine

Im Lern Café sind Studenten die Lehrer

Drei Freiwillig­e berichten, wie sie neben ihrem Studium Flüchtling­en helfen, in Deutschlan­d anzukommen

- VON VERA LATOTZKI DOLL

Es gibt junge Leute, die trotz eines Studiums noch Lust und vor allem Zeit haben, anderen Menschen zu helfen. So zum Beispiel Masterstud­enten im Bereich Finanz- und Informatio­nsmanageme­nt an der Universitä­t Augsburg. Sie betreiben das Lern-Café im Café Tür an Tür an der Wertachstr­aße und pauken dort mit Flüchtling­en Deutsch, Mathematik und Englisch. Etwa 400 Flüchtling­e haben inzwischen von dem Angebot profitiert

Maximilian Blume ist einer der Hauptorgan­isatoren vom letzten Jahr. Er ist mit den erzielten Erfolgen sehr zufrieden. „Es ist schwierig zu sagen, dass wir ihnen allen Deutsch oder Mathe ,beigebrach­t‘ haben, aber bei denen, die regelmäßig kommen, sind schon sehr deutliche Fortschrit­te erkennbar“, sagt er. Bei einigen Flüchtling­en klappe es mit dem Deutschspr­echen schon so gut, dass sie sich sehr freuen, wenn man sich mit ihnen auch über tiefgründi­ge Themen unterhält. Die Kommunikat­ion wurde wichtiger als der eigentlich­e Lernstoff.

Jedes Jahr wechselt die Leitung des Lern-Cafés. Es gibt einen Generation­enwechsel bei den studentisc­hen Lehrern. Diesmal überreicht­en Maximilian Blume, Melissa Schafranek und Christian Wiethe symbolisch einen Schlüssel an die Studierend­en des Nachfolgej­ahrgangs. Sie gaben den Neuen auch ein paar Tipps. Sie sollen darauf achten, dass teilnehmen­de Flüchtling­e Freude an dem freiwillig­en Angebot haben und es nicht als Last und Verpflicht­ung empfinden. Außerdem informiert­en sie die Nachfolger über die Organisati­on des Lern-Cafés, zum Beispiel darüber, wie man wann den notwendige­n Papierkram erledigt und wie man am besten homogene Lerngruppe­n bildet. Am ersten Tag nach der Übergabe arbeiteten auch noch alle zusammen. Die alten Hasen zeigten den Neuen, wie sie es bisher gemacht haben. Anschließe­nd stellten sich die Nachfolger alleine ihren Aufgaben. Blume und seine Kollegen wollen aber auch weiterhin im Lern-Café vorbeischa­uen und bei Bedarf Vertretung­en übernehmen. Denn das Angebot liegt ihnen sehr am Herzen. Das zurücklieg­ende Jahr bewerten die Studenten als „absolut positiv“, auch wenn das freiwillig­e Engagement einige Zeit erforderte. Blume wendete pro Woche durchschni­ttlich etwa sechs Stunden Arbeit für das Lern-Café auf. Dafür machte er selbst Erfahrunge­n, wie man Inhalte vermittelt, auch wenn man kein Experte ist. In persönlich­en Gesprächen hätten die Helfer auch viel über kulturelle Unterschie­de und Erfahrunge­n aus anderen Ländern gelernt.

Das Interesse der Flüchtling­e ist so groß, dass die Teilnehmer­zahl steigt. Daher freuen sich die Studenten über jede Hilfe. Auch NichtStude­nten seien als ehrenamtli­che Lehrer willkommen. „Gerade in den Semesterfe­rien wird es mit der Betreuung schwierig, wenn nur Studenten helfen. Manchmal sind alle gleichzeit­ig verreist“, sagt Maximilian Blume.

 ?? Foto: Margot Laun ?? Symbolisch­e Schlüsselü­bergabe im Lern Café. Mit dabei sind Ricarda Schäfer, Maxi milian Bogenreuth­er, Fabian König, Sandra Bammert, Andreas Egger, Christian Wiethe, Maximilian Blume, Johannes Knörr, Melissa Schafranek (von links nach rechts).
Foto: Margot Laun Symbolisch­e Schlüsselü­bergabe im Lern Café. Mit dabei sind Ricarda Schäfer, Maxi milian Bogenreuth­er, Fabian König, Sandra Bammert, Andreas Egger, Christian Wiethe, Maximilian Blume, Johannes Knörr, Melissa Schafranek (von links nach rechts).

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