Touristen schätzen das Umland
Die Region Augsburg wirbt mit Attraktionen. Viele Gäste suchen aber mehr die Nähe zu München und den Königsschlössern. Dass das Bettenangebot schrumpft, hat ganz andere Gründe
Der Minustrend bei den Gäste-Übernachtungen im Landkreis Augsburg setzt sich fort. Zu diesem Ergebnis kommt die Regio Augsburg Tourismus GmbH aufgrund der Fortschreibung von Zahlen bis Ende 2016. Als Grund dafür macht sie die geringere Anzahl der zur Verfügung stehenden Betten verantwortlich. Die Wachstumsdynamik im Landkreis habe sich zuletzt merklich gebremst, meint die Regio in ihrem Jahresbericht. Verantwortlich für diese Abwärtsentwicklung seien Betriebsaufgaben sowie die Umnutzung von Hotels und Pensionen zur Unterkunft für Flüchtlinge. 2016 belief sich das Minus bei den Gäste- Übernachtungen im Landkreis auf 3,4 Prozent.
Hier ist gegenüber der Stadt Augsburg und dem Landkreis Aichach-Friedberg eine gegenläufige Bewegung zu registrieren. Während dort zuletzt bei den Gästebetten erneut ein Zuwachs zu verzeichnen ist, geht das Bettenangebot im Augsburger Land seit 2013 um beinahe zehn Prozent zurück. Das seien insgesamt 317 Betten, berechnet die Regio.
2016 wurden 208 898 Gästeankünfte gezählt, im Jahr davor 209 289. Bei den Übernachtungen ist im gleichen Zeitraum ein Rückgang von 390 548 auf 377 301 zu verzeichnen. Für 2017 liegen noch keine Zahlen vor.
Trotzdem bleibt das Augsburger Land ein beliebtes Ziel für Übernachtungsgäste. Geschäftsreisende machen sicher einen bedeutenden Teil aus. Die Nähe zur Messestadt und Wirtschaftsmetropole Augsburg bringt etliche Übernachtungen, die jedoch in der Statistik nicht eigens ausgewiesen sind. Gleiches gilt für kleine Hotels am Land im Umfeld großer Firmen.
Ein anderer Standortfaktor ist die zentrale Lage der Region in einem Umfeld großer Tourismusziele.
Darauf verweist beispielsweise Marion Appel von der Empfangsleitung des Hotels Schempp in Bobingen. Dort finden immer wieder Buskontingente mit Reisenden aus Amerika, Spanien, Italien, Russland und dem asiatischen Raum Unterkunft. „Diese Gäste besuchen in erster Linie die bayerischen Königsschlösser, das romantische Rothenburg und die Landeshauptstadt München“, informiert Appel. Die länger bleibenden Individualreisenden schauen sich auch die nähere Umgebung an oder fahren zu einer Stippvisite in die Alpen.
Ähnliches berichtet Andreas Weller von der Rezeption des Stadthotels in Gersthofen: „Die meisten unserer touristischen Gäste statten Augsburg, München und dem Legoland einen Besuch ab.“Die ganze Welt zu Besuch habe die Staudenvilla in Langenneufnach, formuliert salopp Sigrid Künzel. Ihre Ferienwohnungen seien vor allem Mittelpunkt für Ausflüge zum Legoland, zu Neuschwanstein, nach München oder zum Sisi-Schloss ins Wittelsbacher Land.
Nicht unter den Scheffel stellen will die Regio Augsburg Tourismus GmbH weitere Attraktionen. Mozart, Ludwig Ganghofer, Schlacht auf dem Lechfeld und Romantische Straße seien Stichworte dazu. Jedoch warten auch die Stauden, Reischenau und Holzwinkel mit Radund Wanderwegen im Naturpark Augsburg – Westliche Wälder und mit der ältesten noch existierenden Zisterzienserinnenabtei Deutschlands, Kloster Oberschönenfeld, auf. Im Norden laden die ehemaligen Benediktiner-Klöster Thierhaupten und Holzen ein. Im Ballonmuseum Gersthofen kann man anschaulich die Geschichte der Ballonfahrt erleben. Spuren der Römer entdeckt man unter anderem in Königsbrunn. Das Lechfeld im Süden punktet laut Regio durch seine Weite und mit dem Ursprung des Wirtschaftsund Finanzimperiums der Fugger. Für die Hotellerie und das übrige Übernachtungsgewerbe sind die Regio-Zahlen im Landkreis nicht besorgniserregend. Dennoch sei auch künftig eine kontinuierliche Arbeit am Produkt „Region Augsburg“unerlässlich, heißt es. Das bedeutet: Das Tourismusangebot muss ebenso attraktiv sein wie die Übernachtungsmöglichkeit.
Bettenangebot ging seit 2013 um 317 Betten zurück