Premiere mit viel Humor
Pfarrer Bernd Leumann bedankt sich für die herzliche Aufnahme. Ein Abgeordneter bekommt viel Applaus
Seinen ersten Neujahrsempfang in Königsbrunn hat Pfarrer Bernd Leumann für einen Dank genutzt: Der neue Chef der katholischen Pfarreiengemeinschaft freute sich über die herzliche Aufnahme in der Stadt und die Offenheit gegenüber neuen Ideen.
Damit meinte Leumann vor allem, dass es erstmals beim Neujahrsempfang auch Bier gab, statt nur Sekt oder Orangensaft: „Einmal habe ich das erwähnt, schon ist es umgesetzt. In Pfronten habe ich das jahrelang probiert, aber das hat nicht geholfen“, scherzte der Pfarrer.
Er lobte die Zusammenarbeit mit den hauptamtlichen Mitarbeitern und das vielseitige ehrenamtliche Engagement in der Gemeinde. „Das ist nun nicht mein Verdienst und ich bin sehr dankbar. Ich hoffe, dass es in fünf oder zehn Jahren immer noch so viele sind“, sagte der Pfarrer. Er fühle sich in jedem Fall schon sehr wohl in Königsbrunn: „Nur an der Landschaft können wir noch etwas arbeiten.“
In seiner Neujahrspredigt hatte Leumann die Gläubigen ermutigt, die Menschen in ihrem Gegenüber zu sehen und nicht nur dem ersten Eindruck zu folgen. Er leitete dies aus dem Gleichnis der Sünderin ab, die Jesus die Füße salbt. Die Begegnung mit dem Messias verändert ihr Leben. Durch seine Taufe im Jordan habe sich Jesus solidarisch mit den menschlichen Sündern erklärt, sagte Leumann. Als Sünder brauche man selbst die Begegnung mit Gott, aber könne auch Teil einer offenen Gemeinschaft sein, die die Schwächeren, die Randgruppen sieht und nicht wegstößt. Der Gottesdienst wurde hochklassig musikalisch umrahmt: Orchester und Chor präsentierten unter der Leitung von Kirchenmusiker Christoph R. Gollinger die Pastoralmesse von Anton Diabelli.
Große Empfänge seien grundsätzlich nicht seine Sache, räumte Bernd Leumann ein. Zu Beginn seiner Arbeit als Priester habe er sich gesträubt. „Aber ich habe gelernt, dass solche Gelegenheiten auch eine seelsorgerische Chance sein können“, sagte Leumann. So seien immer wieder Menschen mit Anliegen auf ihn zugekommen, aus denen dann seelsorgerische Gespräche wurden: „Ohne solche Empfänge als Gelegenheit zur Kontaktaufnahme hätte es diese Termine aber wohl nie gegeben.“
Viel Applaus gab es für das Grußwort des Bundestagsabgeordneten Volker Ullrich. Nach Weihnachten sei viel diskutiert worden, ob die Kirche überhaupt zu aktuellen politischen Themen Stellung beziehen solle. Er begrüßte, dass sich die christlichen Kirchen einmischen und über die Fragen diskutieren, die die Gesellschaft bewegen. Er forderte auch, dass Politiker christlicher Parteien die christliche Botschaft auch im Alltag leben müssten.
Er nannte ein Treffen mit „einem Ministerpräsidenten eines osteuropäischen Landes“zuletzt in Kloster Seeon. Dieser habe sich und sein Land als sehr christlich dargestellt. „Da habe ich ihn gefragt, ob denn nicht Solidarität auch ein christlicher Wert sei. Und wie es denn sein, könne, dass Ungarn nicht einmal 1000 Flüchtlinge aufnehme.“Auch wenn man den Realitätssinn nicht verlieren dürfe, sei Solidarität wichtig. Er dankte allen ehrenamtlichen Helfern, denn die Stärke jeder Gemeinschaft hänge davon ab, wie viele Menschen sich für sie engagieren.
Die evangelische Dekanin Doris Sperber-Hartmann stellte die Jahreslosung vor und freute sich über neue Ideen für ökumenische Aktionen.
Bürgermeister Franz Feigl lobte die Pfarreiengemeinschaft als starker Stützpfeiler für die ganze Stadt. Durch die momentane Sperrung der Kirche St. Ulrich seien die dortigen Gläubigen – unter anderem er selbst – gezwungen, mal wieder anderswo in den Gottesdienst zu gehen: „Dadurch wird die Pfarreiengemeinschaft sicher wieder ein Stück mehr zusammenwachsen“, scherzte Feigl. In diesem Jahr stünden wieder gemeinsame Projekte von Stadt und Kirche an – die Sanierung der Kindergärten geht weiter.
Die Predigt sei hoch aktuell gewesen, sagte Feigl. Im der nächsten Sitzung werde sich der Bauausschuss erstmals mit Anträgen für ein Stundenhotel und ein Erotikerlebniskino befassen, berichtete Feigl zum Thema „Sünderin“. Genehmigungen seien in diesen Fällen aber eher schwierig. „Die gehen doch eh schnell pleite, weil die Königsbrunner gehen doch da gar nicht hin“, sagte Pfarrer Bernd Leumann.