Schwabmünchner Allgemeine

Premiere mit viel Humor

Pfarrer Bernd Leumann bedankt sich für die herzliche Aufnahme. Ein Abgeordnet­er bekommt viel Applaus

- VON ADRIAN BAUER Königsbrun­n

Seinen ersten Neujahrsem­pfang in Königsbrun­n hat Pfarrer Bernd Leumann für einen Dank genutzt: Der neue Chef der katholisch­en Pfarreieng­emeinschaf­t freute sich über die herzliche Aufnahme in der Stadt und die Offenheit gegenüber neuen Ideen.

Damit meinte Leumann vor allem, dass es erstmals beim Neujahrsem­pfang auch Bier gab, statt nur Sekt oder Orangensaf­t: „Einmal habe ich das erwähnt, schon ist es umgesetzt. In Pfronten habe ich das jahrelang probiert, aber das hat nicht geholfen“, scherzte der Pfarrer.

Er lobte die Zusammenar­beit mit den hauptamtli­chen Mitarbeite­rn und das vielseitig­e ehrenamtli­che Engagement in der Gemeinde. „Das ist nun nicht mein Verdienst und ich bin sehr dankbar. Ich hoffe, dass es in fünf oder zehn Jahren immer noch so viele sind“, sagte der Pfarrer. Er fühle sich in jedem Fall schon sehr wohl in Königsbrun­n: „Nur an der Landschaft können wir noch etwas arbeiten.“

In seiner Neujahrspr­edigt hatte Leumann die Gläubigen ermutigt, die Menschen in ihrem Gegenüber zu sehen und nicht nur dem ersten Eindruck zu folgen. Er leitete dies aus dem Gleichnis der Sünderin ab, die Jesus die Füße salbt. Die Begegnung mit dem Messias verändert ihr Leben. Durch seine Taufe im Jordan habe sich Jesus solidarisc­h mit den menschlich­en Sündern erklärt, sagte Leumann. Als Sünder brauche man selbst die Begegnung mit Gott, aber könne auch Teil einer offenen Gemeinscha­ft sein, die die Schwächere­n, die Randgruppe­n sieht und nicht wegstößt. Der Gottesdien­st wurde hochklassi­g musikalisc­h umrahmt: Orchester und Chor präsentier­ten unter der Leitung von Kirchenmus­iker Christoph R. Gollinger die Pastoralme­sse von Anton Diabelli.

Große Empfänge seien grundsätzl­ich nicht seine Sache, räumte Bernd Leumann ein. Zu Beginn seiner Arbeit als Priester habe er sich gesträubt. „Aber ich habe gelernt, dass solche Gelegenhei­ten auch eine seelsorger­ische Chance sein können“, sagte Leumann. So seien immer wieder Menschen mit Anliegen auf ihn zugekommen, aus denen dann seelsorger­ische Gespräche wurden: „Ohne solche Empfänge als Gelegenhei­t zur Kontaktauf­nahme hätte es diese Termine aber wohl nie gegeben.“

Viel Applaus gab es für das Grußwort des Bundestags­abgeordnet­en Volker Ullrich. Nach Weihnachte­n sei viel diskutiert worden, ob die Kirche überhaupt zu aktuellen politische­n Themen Stellung beziehen solle. Er begrüßte, dass sich die christlich­en Kirchen einmischen und über die Fragen diskutiere­n, die die Gesellscha­ft bewegen. Er forderte auch, dass Politiker christlich­er Parteien die christlich­e Botschaft auch im Alltag leben müssten.

Er nannte ein Treffen mit „einem Ministerpr­äsidenten eines osteuropäi­schen Landes“zuletzt in Kloster Seeon. Dieser habe sich und sein Land als sehr christlich dargestell­t. „Da habe ich ihn gefragt, ob denn nicht Solidaritä­t auch ein christlich­er Wert sei. Und wie es denn sein, könne, dass Ungarn nicht einmal 1000 Flüchtling­e aufnehme.“Auch wenn man den Realitätss­inn nicht verlieren dürfe, sei Solidaritä­t wichtig. Er dankte allen ehrenamtli­chen Helfern, denn die Stärke jeder Gemeinscha­ft hänge davon ab, wie viele Menschen sich für sie engagieren.

Die evangelisc­he Dekanin Doris Sperber-Hartmann stellte die Jahreslosu­ng vor und freute sich über neue Ideen für ökumenisch­e Aktionen.

Bürgermeis­ter Franz Feigl lobte die Pfarreieng­emeinschaf­t als starker Stützpfeil­er für die ganze Stadt. Durch die momentane Sperrung der Kirche St. Ulrich seien die dortigen Gläubigen – unter anderem er selbst – gezwungen, mal wieder anderswo in den Gottesdien­st zu gehen: „Dadurch wird die Pfarreieng­emeinschaf­t sicher wieder ein Stück mehr zusammenwa­chsen“, scherzte Feigl. In diesem Jahr stünden wieder gemeinsame Projekte von Stadt und Kirche an – die Sanierung der Kindergärt­en geht weiter.

Die Predigt sei hoch aktuell gewesen, sagte Feigl. Im der nächsten Sitzung werde sich der Bauausschu­ss erstmals mit Anträgen für ein Stundenhot­el und ein Erotikerle­bniskino befassen, berichtete Feigl zum Thema „Sünderin“. Genehmigun­gen seien in diesen Fällen aber eher schwierig. „Die gehen doch eh schnell pleite, weil die Königsbrun­ner gehen doch da gar nicht hin“, sagte Pfarrer Bernd Leumann.

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Foto: Adrian Bauer Eine humorvolle Rede hielt Bernd Leumann bei seinem ersten Neu jahrsempfa­ng als Pfarrer in Kö nigsbrunn.

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