Zimmer Service
Ich war von Norden gekommen und hatte bei der letzten Übernachtung ganz daneben gegriffen. Der Ostseewind hatte mich mit den Gerüchen einer nahen Schweinefarm eingenebelt. Nun musste es aber stimmen. Ich kehrte in Sopot im Marriott ein. Ja, ich versteh schon, eine Kette sagen Sie. Aber das Haus mit den 145 Zimmern und ganz und gar mit schönstem Lerchenholz belegt, sieht aus, wie ein Haus von Matteo Thun.
Und es lag frontal zur Ostsee. Ich stärkte mich erst mal in der Brasserie mit Fish ’n chips und einem kleinen Gebirge knuspriger Pommes, stippte in die Tatarensauce und entschloss mich, den Day Spa aufzusuchen. Das Marriott in Sopot soll das größte Spa-Center Polens haben mit mehr als 40 Therapeuten. Da ich das erste mal an der polnischen Ostseeküste war, wollte ich es mit Bernstein versuchen und balsamierte mich in Amber-Butter. Die Zimmer des Hotels haben fast alle einen herrlichen Blick auf das Wasser. Jedes mit
Balkon, ohne dass man dem
Nachbarn auf den Nabel guckt. Über die Sommerterrasse lief ich zum Strand und auf den längsten Holzpier Europas.
Der alte Stadtkern barg jede Menge Cafés und Schokoladenläden. In den 20er Jahren war Sopot das „Rimini des Nordens“. Na ja, immer diese Etiketten. Die herrlichen Jahrhundertwendevillen stehen noch am Strand, und Klaus Kinski, der hemmungslose Schauspieler wurde genau dort geboren. Sopot hat eine Pferderennbahn, Tennisplätze und einen sichelförmigen Strand. Schier endlos und weiß, wie man so sagt. Danzig ist nur ein Katzensprung entfernt.
Trotz der Größe und Modernität ist das Marriott nicht unpersönlich, was auch an den netten dienstbaren Geistern liegt und an dem vielen Licht, das durch die riesigen Fenster scheint, auch wenn es draußen graupelt. Inge Ahrens
* In unserer Rubrik „Zimmer-Service“stellen wir Hotels, Pensionen und Ferienhäuser vor, die unsere Redaktionsmitglieder und Mitarbeiter ausprobiert haben und bemerkenswert fanden.