Schwabmünchner Allgemeine

Die Bayern brauchen einen Sprachtest

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Ausgerechn­et Karl-Heinz Rummenigge. Der Mann, der Reichtum und Karriere der Internatio­nalisierun­g des Fußballs zu verdanken hat. Ausgerechn­et jener Mann, der seine ersten Millionen in Italien verdiente und später dem FC Bayern den Weg in die geöffneten Märkte wies. Ausgerechn­et er also wählt den Protektion­ismus. Keine ausländisc­hen Importe mehr, zumindest nicht auf der Trainerban­k. Der nächste Coach werde ein Deutscher sein, hat er angekündig­t. Wahrschein­lich meint er eher einen deutschspr­achigen Übungsanle­iter. Denn was würde schon ein deutscher Pass bringen, wenn beispielsw­eise im Falle von Christian Streich die mundartlic­he Einfärbung eine beidseitig verständli­che Kommunikat­ion eher unwahrsche­inlich macht? Ralph Hasenhüttl hingegen besitzt einen österreich­ischen Ausweis, spricht aber so deutlich, dass er sogar dem Schwaben Timo Werner die richtigen Laufwege weisen kann.

Wo aber fängt „deutschspr­achig“an? Bei Joachim Löw? Ist er deutschspr­achiger als etwa der Kosmopolit Arsène Wenger? Jenem Franzosen in Diensten des FC Arsenal, der sich neben der Kreation formschöne­r Angriffe auch auf die Bildung des Genitivs versteht.

Der Verzicht auf Nicht-Mutterspra­chler ist zu bedauern. Sie waren es, die bleibende Bilder hinterlass­en haben. Trapattoni­s „Flasche leer“oder Tschik Cajkovskis „kleines dickes Müller“haben es in den Sprachgebr­auch geschafft. Ancelotti immerhin brummte derart gemütlich vor sich hin, dass Zuhörer sich wohlig an heimelige Vorleseabe­nde erinnert fühlten. Heynckes, Magath oder Hitzfeld hingegen haben nichts von schöpferis­cher Kraft hinterlass­en. Pep Guardiola erarbeitet­e immerhin noch das Prinzip der verstärken­den Wiederholu­ng: „Super-super-Spieler“oder „Toptop-Klasse“. Der Spanier hatte zumindest verinnerli­cht, dass es Wörter ohne Steigerung­smöglichke­iten gibt. Dass es kein „superer“gibt, weiß natürlich der superste Trainer von allen. Anders als Rummenigge. Der bezeichnet Heynckes als die „idealste“Lösung.

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Foto: dpa Versteht Deutsch besser, als er es spricht: Giovanni Trapattoni.
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