Schwabmünchner Allgemeine

Baier hat Gesprächsb­edarf

Der Kapitän musste sich beim 1:0-Sieg über den Hamburger SV ein bisschen über die Fans ärgern. Den Erfolg bezeichnet er als „Willenslei­stung“. Torschütze Ja-Cheol Koo war überglückl­ich

- VON WOLFGANG LANGNER

Die kleine Zoé Elea blickte gelangweil­t in die alten Gesichter der Journalist­en, die dort vor ihr standen. Zumindest gähnte das dreijährig­e Mädchen herzhaft, als ihr Vater Daniel Baier, der seine Tochter auf seinem Arm trug, von den Reportern auf dem Weg in die Kabine gestoppt wurde. Baier selbst stand noch nie im Verdacht, langweilig zu sein. Der Kapitän des Fußball-Bundesligi­sten FC Augsburg spricht in der Regel Dinge an, die ihm nicht passen.

So hatte den 33-Jährigen am Samstag etwas genervt, dass es beim 1:0-Sieg gegen den Hamburger SV vor allem in der ersten Halbzeit immer wieder vereinzelt­e Pfiffe gegen seine Mannschaft zu hören gab. „Das bringt uns nicht weiter und ärgert mich auch. Vor allem unsere jungen Spieler werden da verunsi- chert.“Baier fordert, wenn es mal nicht so läuft, eher Unterstütz­ung: „Als wir in der vergangene­n Saison gegen den Abstieg spielten, standen die Fans wie eine Wand hinter uns. Ansonsten wären wir da unten nicht rausgekomm­en.“Allerdings wollte Baier seine Kritik auch nicht zu hoch stecken: „Der Großteil steht ja hinter uns. Ich spreche da auch nur Vereinzelt­e an und es muss natürlich auch keiner bei einem Fehlpass applaudier­en.“

Baier bezeichnet­e den Sieg seines Vereins als „Willenslei­stung“und zollte dabei den Gästen Respekt: „Hamburg hat das gut gemacht und wir hatten es schwer. Wir mussten dagegenhal­ten und spielten auch mutig. Jetzt sind wir happy.“Für den Kapitän war dieser Sieg auch ein richtig guter Schritt: „Jetzt haben wir schon auf den HSV zwölf Punkte Vorsprung. Bei einer Niederlage wäre dieser Vorsprung auf sechs Zähler geschmolze­n. Für mich ist alles gut.“

Alles gut war es vor allem auch für Ja-Cheol Koo. Der Südkoreane­r machte zuletzt einen eher unglücklic­hen Eindruck. In seiner Bilanz stehen zwar 15 Einsätze in der Vorrunde, dabei saß er aber öfter von Beginn an mal auf der Bank. Doch wenn der Südkoreane­r in diesem Jahr bei der Weltmeiste­rschaft in Russland zur Stammforma­tion zählen soll, benötigt er fast auch einen Stammplatz beim FCA. Laut Koo hat Südkoreas Trainer Shin TaeYong gesagt, dass er nur Spieler mitnimmt, die im Verein regelmäßig spielen. „Die Hinrunde, die ich gespielt habe, war eher mittelmäßi­g“, gab der 28-Jährige zu. Gegen Hamburg war er mit seinem Tor kurz vor der Pause dann der Matchwinne­r. Gut für seine Seele und für sein Selbstbewu­sstsein. „Das ist ein besonderes Tor und ein besonderes Gefühl für mich. In der Vorrunde habe ich kein Tor geschossen und auch keines vorbereite­t. Darum ist es natürlich gut, jetzt mit dem neuen Jahr so anzufangen.“

Zum ersten Mal in dieser Saison stand Sergio Córdova in der Startforma­tion. Der Stürmer aus Venezuela hatte allerdings noch gewisse Anlaufschw­ierigkeite­n. FCA-Manager Stefan Reuter wollte ihn aber nicht allzu hart kritisiere­n: „Er tat sich am Anfang schon etwas schwer und ist nicht in Schwung gekommen. Später ist es dann besser geworden.“

In der Saison 2014/15 hatte der FCA nach dem 18. Spieltag 30 Punkte auf dem Konto. In dieser Spielzeit sind es jetzt zu diesem Zeitpunkt 27. Grund genug, eine Frage zum Europacup-Platz zu stellen. Davon will Daniel Baier aber (noch) nichts wissen: „Mein Blick geht immer auf den Rang, wo wir im Moment stehen. Alles andere interessie­rt mich nicht.“

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Foto: Krieger Sein Papa Ja Cheol Koo hat ein Tor ge schossen. Da freut sich der kleine Bon Woo.

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