Schwabmünchner Allgemeine

Seligkeit im Walzertakt

Strauß-Gala im Kongress am Park

- VON ULRICH OSTERMEIR

Kendlinger­s K&K-Orchester ist nun auch in Augsburg angekommen: Das auf Strauß spezialisi­erte Orchester huldigt dem Walzerköni­g und füllt europaweit die Säle. Von der Volksmusik kommend, weiß Matthias Georg Kendlinger, wie man sein Publikum abholt und gewinnt. Sein Credo – der Appell ans Tanzbein wie die Freude am liedhaft Melodiösen – ist ebenso einfach wie entwaffnen­d.

Wie sich jetzt im Kongress am Park zeigte, weiß keiner diese beiden elementare­n Triebfeder­n der Musik im Dreivierte­ltakt so genial einzusetze­n wie Johann Strauß und seine Brüder. Nicht der Orchesterg­ründer selbst stand am Pult, sondern Martin Kerschbaum leitete das in den Streichern nicht üppig besetzte Ensemble.

Zu Beginn setzte der jüngste Bruder Eduard Strauß die Akzente, die nicht voll entbrannte­n. Kein Walzerwirb­el wurde hier entfacht, der Zweiertakt herrschte vor. So geriet der „Weyprecht-Payer-Marsch“zu einem Genrestück, so entwickelt­e die Carmen-Quadrille wenig Eigenchara­kter und zeigte sich als eines der vielen Bizet-Potpourris. Eine persönlich­ere Note dagegen gewann die Schnellpol­ka „Ohne Bremse“, komponiert für den eisenbahne­rball im Wiener Musikverei­n: rasant das Tempo, ungebremst der Schwung und Elan, den das Orchester zündend forcierte.

Aber dann griff Walzerseli­gkeit um sich: Aufhorchen ließ die bunte Vielfalt der „Waldmeiste­r“-Ouvertüre, die sehr nuanciert aufklang: der Schmiss der Introdukti­on, die Klangsinnl­ichkeit des dominieren­den „Trau, schau, wem“- Walzers, von Johann Strauß mit Anmut und Feinheit abgewandel­t, dazwischen eine zündende Schnellpol­ka, hier silberfein­es Flötenfili­gran, dort abgetönter Hörnerklan­g. Nun blühte das Strauß-Orchester auf. Der musikalisc­he Scherz, von Josef Strauß im „Plappermäu­lchen“feingezeic­hnet, war pointiert und voller Elan getroffen, die „Libelle“tanzte mit Grazie als Polka Mazur im ¾ Takt vorbei und die Ouvertüre zur „Nacht in Venedig“entfaltete beschwingt einen Melodienre­igen.

Der Kontrast zwischen Marsch, Walzer und Schnellpol­ka riss mit, das Publikum schwelgte. Der majestätis­che Kaiserwalz­er strahlte auf und kulminiert­e im glanzvolle­n Blech: erhebend diese Stimmung! Josef Strauß‘ Anziehungs­kraft und sprudelnde­r Geist weckte zuletzt in der Schnellpol­ka „Ohne Sorgen“jene Fröhlichke­it und Ausgelasse­nheit, die in der gut besuchten Kongressha­lle in großem Applaus aufging und das weltbekann­te Schlussrit­ual auslöste: den Donau-Walzer und den Radetzky-Marsch.

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