Wenn Weihnachtsbäume fliegen
Zum ersten Baumweitwerfen des Jugendkulturzentrums in Schwabmünchen kamen nur wenige Teilnehmer. Die setzten jedoch gleich einmal eine Rekordmarke fürs nächste Mal
Auch so kann man ausgediente Christbäume wegwerfen: bei einem lustigen Wettbewerb bei winterlicher Kälte, aber auf grüner Wiese. Etwas traurig sahen die einst festlich geschmückten Weihnachtbäume an diesem tristen Samstagnachmittag allerdings aus. Eingesammelt von der Gruppe Adventure Rapis bei der diesjährigen Sammelaktion in Schwabmünchen, sollten einige von ihnen noch zu neuer Beachtung gelangen. Sie kamen als Sportgeräte beim „Ersten Schwabmünchner Weihnachtsbaumweitwerfen“zum Einsatz.
Harry Grießer, Leiter des U-Turn und Organisator des Events, hatte mit seinen Helfern schon die Markierungen auf der Wiese aufgetragen, als die ersten Wettkämpfer beim Eisplatz eintrafen. „Hier ist die Weite des Europarekords für die Männer“, sagte er und deutete auf die Markierung bei 13,89 Metern. Ganz am Ende des Maßbandes, bei 25 Metern, deutete die Markierung den Weltrekord an. „Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass irgendeiner diese Weiten erreichen wird. Aber als Ansporn sind sie ganz hilfreich“, bemerkte der Organisator.
Teile des Teams und die ersten Werfer testeten im freien Training die Flugeigenschaften der Bäume. Sogleich starteten die Fachgespräche über die richtige Wurftechnik und aerodynamischen Eigenschaften unterschiedlicher Nadelbäume. Nachdem mit der Speerwurftechnik weniger gute Weiten wie mit der Hammerwurftechnik erzielt worden waren, näherten sich die Teilnehmer zielstrebig der Sechs-MeterMarke an. Grießer schien mit seiner Aussage bezüglich der Rekordmarken richtig zu liegen.
„Viiiieeer Meeeeter 30“, erschallte es über den Platz, nachdem Edith Griesinger, Seniorin unter den Teilnehmern, ihren Baum auf das Feld geworfen hatte. Dabei kam der seit Jahrzehnten trainierten Turnerin ihre Körperbeherrschung zugute. Mit ihr trugen sich noch zehn weitere Teilnehmer in die Wettbewerbsliste ein. Auch wenn der Wettkampf als Gaudi vorgesehen war, nahmen es die Teilnehmer phasenweise sehr ernst. „Ganz klar übergetreten“, stellten mehrere Werfer gleichzeitig fest, als Yaser Ali einen leidenschaftlichen Versuch beendete. Dennoch feuerten sich die Sportler untereinander an, honorierten die Leistungen mit Applaus und ließen mit ihrer guten Laune das Weihnachtsbaumwerfen zum Event werden. „Es hätten ruhig noch mehr Teilnehmer kommen können“, sagte Grießer. „Aber wir sind froh, dass trotz Fußball in Augsburg und anderer Veranstaltungen doch noch einige Werfer gekommen sind“, fügte er hinzu und trank einen Schluck heißen Punsch, um die Kälte aus dem Körper zu vertreiben. Sogar ganz kleine Besucher kamen ins Wurffieber. Da sie noch keine Bäume werfen konnten, sammelten sie Äste und taten es den Wettkämpfern gleich.
Den Mitgliedern des Organisationsteams war es gestattet, sich außerhalb der Gewinnplätze für die einzelnen Altersgruppen am Weitwurf zu beteiligen. Dadurch entbrannte zwischen Harry Grießer und Sebastian Schirmer ein Wettkampf um diese Ehre. Letztendlich konnte sich Schirmer mit beachtlichen 8,60 Metern durchsetzen und ist somit Rekordhalter im Schwabmünchner Weihnachtsbaumwerfen. Die fünf Gewinner konnten sich neben einer Urkunde auch über Einkaufsgutscheine freuen.
Die Sieger: Yaser Ali (Ü18 männlich, 7,52 m), Edith Greisinger (Ü18 weiblich, 4,70 m), Johannes Kapfer (U18 männlich, 6 m), Ingo Schwatlo (Handicapped, 4,90 m). Die Siegerpreise können im U-Turn zu den regulären Öffnungszeiten abgeholt werden. Rekordhalter und Ansporn für weitere Weitwürfe in späteren jahren ist Streetworker Sebastian Schirmer (8,60 m).