Schwabmünchner Allgemeine

Er spricht für alle Gymnasiast­en in ganz Bayern

Mehr politische Bildung, ein weniger striktes Handyverbo­t und mehr Mitsprache – das fordert der neue Landesschü­lerspreche­r Magnus Lehmkuhl. Im Interview verrät er seine Aufgaben und was er mit dem G9 zu tun hat

- VON KATRIN SCHWEIGER Gersthofen

Die Aufgaben eines Klassenspr­echers sind klar: Er steht, gewählt von seinen Mitschüler­n, stellvertr­etend für den Rest seiner Klasse, setzt sich für deren Ideen ein und sucht den Dialog mit Eltern und Lehrern. Dem 17-jährigen Magnus Lehmkuhl aus Gersthofen reicht das nicht – er will mehr bewegen. Dafür hat er seit wenigen Wochen gleich mehrere Ämter inne: Der Schüler des Paul-Klee-Gymnasiums ist unter anderem Bundesdele­gierter des Landesschü­lerrats Bayern. Was das eigentlich ist und was er mit dem neuen G9 zu tun hat, verrät Magnus im K!ar.Text-Interview.

Magnus, du bist stellvertr­etender Landesschü­lerspreche­r der Gymnasien in Bayern und Bundesdele­gierter des Landesschü­lerrats. Wie bist du dazu gekommen, dich in dieser Richtung zu engagieren?

Magnus Lehmkuhl: Angefangen hat es eigentlich recht spontan. In der neunten Klasse bin ich zum Klassenspr­echer gewählt worden und da haben mich die damaligen Schülerspr­echer angesproch­en, ob ich Schülerspr­echer werden wollte. Das war ich dann für zwei Jahre. In der Zeit habe ich angefangen, bei der Bezirksaus­sprachetag­ung, kurz BAT, mitzuarbei­ten, weil mich Bildungspo­litik sehr interessie­rt. Die BAT ist die nächsthöhe­re Ebene der Schülerver­tretung in Schwaben. In meinem dritten Jahr als Schülerspr­echer hab ich mich dann als Landeschül­ersprecher aufstellen lassen und bin bis in den Landesschü­lerrat gewählt worden. Mir geht es vor allem darum, dass ich etwas verändern will, und zwar so, dass ich am Ende stolz darauf sein kann. Außerdem knüpft man interessan­te Kontakte und sammelt Erfahrunge­n, wozu man sonst nicht die Gelegenhei­t hätte.

Hast du denn das Gefühl, dass ihr wirklich was bewegen könnt?

Magnus: Ja, auf jeden Fall. Unsere Meinung wird in der Politik durchaus beachtet. Klar, am Anfang ist es schon seltsam, als 17-Jähriger mit gestandene­n Politikern zu diskutiere­n, aber man gewöhnt sich daran, und auch die Aufregung legt sich bald. So sind wir zum Beispiel Teil in den Arbeitsgru­ppen zum neuen G9. Da setzen wir uns besonders für mehr politische Bildung, mehr Stunden für Sozialkund­e und Geschichte ein und wollen auch mehr Gestaltung­sfreiheit für die Lehrer im Unterricht. Gerade in Sozialkund­e sind die Schulbüche­r sehr schnell veraltet, und da macht es aus unserer Sicht keinen Sinn, die Lehrer an diese Bücher zu binden. Außerdem macht mehr Abwechslun­g ja auch mehr Spaß für die Schüler. Und auch eine Lockerung der Handynutzu­ng an Schulen wollen wir erreichen. Die momentanen Regelungen sind einfach nicht mehr zeitgemäß, und wir finden, die Schule sollte entscheide­n dürfen, wie Handys auf dem Schulgelän­de genutzt werden können. Für diese Anliegen haben wir auch schon einige Unterstütz­er gewinnen können.

Das hört sich nach viel Arbeit und vielen Veranstalt­ungen an. Wie machst du das alles neben der Schule?

Magnus: Grundsätzl­ich bekomme ich für alle Veranstalt­ungen im Zusammenha­ng mit meinen Ämtern eine offizielle Befreiung vom Unterricht. Ich verpasse schon einiges, aber den Stoff hole ich dann eben zu Hause nach. Ich habe auch bei der Wahl meines Stundenpla­ns darauf geachtet, dass er möglichst gut mit meinen Verpflicht­ungen zusammenpa­sst. Und wenn dann doch mal eine Arbeit nicht so gut ist, lässt sich das mit mündlichen Noten und Referaten wieder ausbügeln. Die meisten Lehrer finden es gut, was ich mache, und zeigen Verständni­s, obwohl es gerade bei Terminen für Referate schon manchmal schwierig werden kann. Die viele Abwesenhei­t finden sie natürlich nicht so gut. Es ist schon viel Arbeit, da einige Veranstalt­ungen mehrere Tage lang gehen, und man sollte wissen, worauf man sich einlässt. Aber es macht sehr viel Spaß.

Was sollte man denn persönlich mit-

bringen, um ein gutes Mitglied des Rates zu sein?

Magnus: Wichtig sind vor allem Interesse und Ahnung. Man sollte es ernst meinen mit dem Engagement. Ich habe da mit meinen Kollegen sehr viel Glück, weil sie alle sehr engagiert sind. Es ist auch nie schlecht, wenn man schnell Anschluss findet. Dann macht die gemeinsame Arbeit mehr Spaß. Und man sollte sich gut ausdrücken können, denn Redenhalte­n gehört natürlich auch dazu.

Willst du dich auch über deine Schulzeit hinaus politisch engagieren?

Magnus: Ich denke schon. Ich würde natürlich gerne studieren und weiter in Richtung Politik oder Wirtschaft gehen. Momentan bin ich durch meine Ämter noch ohne Parteienzu­gehörigkei­t, aber auch das kann sich nach dem Abi ja ändern. Ich will auf keinen Fall irgendwann in einem reinen Bürojob landen. Mein Ziel ist es, etwas zu verändern und das auch über die Bildungspo­litik hinaus.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Ein Sprachrohr für alle bayerische­n Gymnasiast­en ist der 17 jährige Magnus Lehmkuhl. Der Gersthofer setzt sich als Bundesdele­gierter des Landesschü­lerrats Bayern für die Ideen und Meinungen seiner Mitschüler ein.
Foto: Marcus Merk Ein Sprachrohr für alle bayerische­n Gymnasiast­en ist der 17 jährige Magnus Lehmkuhl. Der Gersthofer setzt sich als Bundesdele­gierter des Landesschü­lerrats Bayern für die Ideen und Meinungen seiner Mitschüler ein.

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